Transkript Camile Deatanovska

Juli 15, 2023

Name der interviewten Person Camile Deatanovska
Geschlecht Weiblich
Alter 23
Religion/Glaubenszugehörigkeit Islam
Herkunftsland Nordmazedonien/Kroatien
Herkunftsland der Eltern Nordmazedonien/Kroatien
LG/TZ LG

00:00:00 [Interviewer]

Ja danke, dass du mit mir das Interview machst. Am besten legen wir dann gleich mal los, meine erste Frage die ich dir Stelle ist, erzähl mir was von deinem Leben. Was sind so wichtige Lebensabschnitte die du mir, oder worüber du mir erzählen kannst?

 

00:00:28 [Teilnehmende] 

Ich fang mal an mit meiner Kindheit. Ich hatte sehr schönes Kindheit gehab, ich hatte, wir hatten mit große Familie, also wir sind eine große Familie. Wir haben zusammengewohnt, also 10 Personen haben wir zu Hause gewohnt. Meine Tante, meine Onkel, mein Vater, meine Mutter, Oma, Opa und dann noch äh Geschwister und Cousinen und Cousins. War echt geil, ich vermisse diese Zeit, weil ganze Familie war in ein Platz, zusammen. Wir haben zusammen gegessen, zusammen gespielt, alles zusammen gemacht. Es war echt schön ähm, danach habe ich in der Schule angefangen war echt geil, neue Freunde also nie, also alle waren freundlich, weil ich habe ein bisschen dunkele Hautfarbe. Ähm manche von denen haben das akzeptiert und haben gesagt sie ist auch Mensch. Aber manche haben gesagt ne, die ist dreckig, also sie ist schmutzig, sie ist nicht, sie ist nicht wie uns, sie kommt von unsern Welt nicht. Also sie passt bei uns ähm, das hat mich echt wehgetan, weil ähm eine Sechsjährige wenn man in der Schule anfangt, dann sie sie versucht ein neues Leben zu bauen. Sie versucht ähm, neue Dinge zu lernen, also zum Beispiel, wie man eigentlich ähm, was sie machen weiter, Ziele zu formulieren und für eine Roma Mädchen das war sehr schwierig, weil sie war nie, akzeptiert. Also niemand hat mich akzeptiert, ähm ich hatte paar Freunde gehabt in der Grundschule, die haben mich akzeptiert und wir haben zusammen gespielt und war alles, in Ordnung ähm aber manche die haben gesagt, du bist hier nicht also du spielst mit uns nicht weil du dunkle haut also deine Farbe ist anders. Du darfst nicht mit uns spielen, deine Haare ist, also du hast ne´ andere Haarfarbe du bist nicht blond. Hmm, das hat ähm mich echt weh getan und dann ich wusste nicht wie ich mich als ähm, ähm, soll ich einmal sagen das ich Roma bin, oder soll ich sagen das ich einfach sagen das ich Mazedonierin bin nur mit ein bisschen dunkelhäutige Haut. Ähm mein Vater hat immer gesagt du sollst dich nicht schämen du bist, was du bist und ähm, deine Kinder werden auch so sein und du sollst Stolz sein das du eine Roma Mädchen bist. Ähm, ich hatte immer ähm, Schutz von meine Vater bekommen er hat gesagt du schaffst das du kriegst das hin. Nur sollst einfach Stolz auf dich sein und brauchst du nie schämen. Weil, du hast deine Familie hier und wir bauen Leben hier und das ist auch unser Land wir dürfen auch hier wohnen. Das hat geholfen, aber nicht immer, weil zum Beispiel wir reden mein Vater hat mich unterstütz er hat gesagt du machst das du schaffst das aber, dann in der Schule war ganz anders. Die Lehrer haben uns auch anders gesehen, in der Klasse waren wir nicht nur ich. Sondern waren auch andere und ähm, das war so echt ähm unangenehm. Weil, manche Roma Leute sind auch arm ähm, zum Beispiel nur der Vater arbeitet und der Vater arbeitet egal was, das nur Brot zu Hause hat, die Kinder zuhause haben, manche Kinder hatten auch mal keine Kleidung gehabt, alles was sie haben die haben das angezogen und die anderen die haben darüber gelacht. Ähm das hat mir echt weh getan ich versucht zum helfen wie ich kann, aber das hat also nicht gereicht, weil, ähm die Seele ist ähm also zerstört, es ist ähm also die Seele ist nicht mehr wie vorher war. Du versucht immer was zu machen es wird, es wird akzeptieren aber das kommt immer nicht, aber trotzdem war schön, weil ähm, wir waren also die äh, die Kinder was in der Klasse waren die Roma wir haben uns also zusammengehalten, das war echt gut. Also wir haben sehr zusammen gespielt und wir haben auch zusammen gelernt dann wir haben uns versucht neue Spiele beizubringen wir haben und unter gestützt wenn jemand uns was schlechtes gesagt hat. gabt es auch so ein Inzident, also in der Schule jemand ähm hat in der Schule Zigeuner, also du bist ein Zigeuner, was machst du hier, genannt und dann ein Freund hat der andere Klassen, äh der Junge was in meine Klasse war, er hat ihn geschlagen [lacht]. Ja er hat gesagt, du kannst das nicht sagen, wir sind auch Menschen und ähm das ähm hat mir geholfen, weitersagen, dass ich Rom bin, dass ich davor nicht schämen soll. Aber zu Hause war auch schön, mit ganze Familie, wir haben zusammen gehalten bei die Nachbarn das war auch so wie in der Schule, manche haben akzeptiert manche nicht ähm. Also ich hab gewohnt in Mazedonien das Haus ist immer noch da, ähm es ist zwischen Mazedoniern also mehr Mazedonier sind als Roma Leute da. Wir sind zwei oder drei Häuser und es ist schwierig, weil [Interviewer hustet] die denken, dass du ähm irgendwo da schmutzig bist, ähm dass du nicht educiert (Education-gebildet) bist. Ähm wie kann dir ähm also spielen wie die wollen, oder zum Beispiel wann die Zuhause, äh Hilfe brauchen oh kannst du bei mir zu Hause kommen, ich brauche jemanden äh, meine Sachen zu erledigen, zum Beispiel putzen oder so. Also die haben an uns so gedacht, dass wir so quasi wie ähm Slaves [Englisches Wort-Sklaven] sind. Slave …

 

00:07:50 [Interviewer] 

Sklaven.

 

00:07:51 [Teilnehmende]

Genau. Und alle haben, also ich glaube alle Roma kämpfen sich mit andere Leute nur wegen das, weil die denken, dass wir sehr schwach sind und dass wir nicht educiert sind und dass wir in sehr niedrige Level sind. Also dass die uns also ansehen nur als Sklaven mal benutzen können, aber wir haben auch, ähm dass ich, obwohl wir Roma sind, es ist schwierig, es ist schwierig als Roma zu leben, egal wo man ist. Ich wohne seit 2016 hier ähm, es ist schwierig, es ist nicht also zum Beispiel äh wie manche denken, oh es ist Deutschland, die denken, die würden uns nicht, also so diskriminieren, weil hier wohnen auch andere Menschen. Leute aus Afrika Leute aus Iran, Irak, ich weiß nicht noch woher und aber es ist nichts, also wir immer kommt einer und sagt oh guck mal Sie können sehr gut Deutsch sprechen [lacht]. Ähm manche, oh ja, die denken nicht nach, dass das auch eine Diskriminierung ist. Obwohl in ein Land sprechen, wohnen wir können selbe Sprachen mal sprechen. Ähm es ist auch ähm, in Mazedonien war, wenn wir in einem Restaurant waren, die haben alle gesehen. Diese Blicke, äh die Blicke waren oohh äh, wir haben alles schon reserviert, wir haben kein Platz, haben wir so eine Antwort bekommen. Zum Beispiel war auch, wenn wir ins Schwimmbad wollten, konnten wir auch nicht, weil die dachten die Zigeuner sind schmutzig. Dann, als Kinder, durften wir nicht ins Schwimmbad gehen, ähm [seufzt] es ist einfach schwierig über solche Dinge zu sprechen, weil dann kommt immer wieder das.

 

00:10:19 [Interviewer] 

Es kommt hoch.

 

00:10:20 [Teilnehmende]

Genau. 

 

00:10:21 [Interviewer]

Wie hast du dich den dabei gefühlt, wenn du jetzt da standest vor dem Schwimmbad und bist nicht da reingekommen? Was hast du gedacht, warst du wütend?

 

00:10:30 [Teilnehmende]

Ich war sehr sauer, weil die Leute haben keinen Respekt mehr. Weil ich glaube, vielleicht das kommt auch, weil die Eltern haben auch zu Hause gesagt/ Gab es auch manche, oh diese Zigeuner, du darfst mit ihr nicht spielen und ähm manche haben das akzeptiert und die haben das immer weiter und weiter gemacht. Und die Leute waren dran gewöhnt, die Roma Leute einfach, die mal als Ball zu werfen.

 

00:11:03 [Interviewer]

hmm, [bestätigt das Zuhören]

 

00:11:04 [Teilnehmende]

Und die haben immer gesagt, ihr gehört nicht hier. Es war sehr traurig, weil wir wollten auch schwimmen lernen, wir wollten auch ins Wasser rein gehen, wir wollten auch ähm, was neues lernen, neue Freunde treffen, aber war schwierig immer wieder, immer wieder.

 

00:11:29 [Interviewer]

Wie ist deine Schule gelaufen?

 

00:11:31 [Teilnehmende]

Also ich war sehr gut in der Schule. ich hab meine äh, ich war erst in Gemeinschaftsschule, dann hab ich meine Ausbildung als Schuhtechnikerin und Designerin angefangen. Ähm, also in Gemeinschaftsschule, dann hatte ich dann mehr Probleme, dann bei der, ähm, äh bei meiner High-School, also bei der Berufsschule, weil in der Berufsschule, ich war nur die einzige in meiner Klasse, also gab es keine Roma. Äh und ähm, sie war sehr ähm, war sehr interessant, weil ich die einzige bin und dann noch die Beste in der Klasse. Und ähm ich hatte keine Diskriminierung in der Schule bekommen. also jetzt nicht von den Lehrern, das ist auch wichtig ähm, gab es ein bisschen von den ähm, also Schule, bei der Schule, ähm aber [seufzt] ja. 

 

00:12:39 [Interviewer]

Gib mir ein Beispiel, was ist ein bisschen?

 

00:12:42 [Teilnehmende]

Ein bisschen, äh sozusagen äh, wir hatten, wir hatten so eine ähm, ne, eine Feier gehabt und die haben so ein Theaterspiel gemacht und alle waren eingeladen, nur ich nicht. Also von jeder Klasse gab es, äh Kinder äh, und waren nur Mazedonier, nicht andere äh zum Beispiel von anderen Nationalitäten. Obwohl gab es Roma, gab es Türken, gab es auch äh Serben, nein nur die Mazedonier, also nur die waren dabei, da habe ich nicht sehr unsicher gefühlt und dann hab ich gedacht, bin ich hier richtig, in der richtigen Schule, ist diese Schule richtig für mich, krieg ich Zukunft? Danach war ich, hab ich mit meiner Klassenlehrerin gesprochen, sie hat gesagt, ähm denk mal nicht so, es ist bestimmt nicht so. Es ist bestimmt nicht wegen das, es ist bestimmt wegen was anderes. Ähm, aber ich wusste also von ihnen, dass der andere das ist, weil die anderen Leute wollen nicht mit anderen Nationalitäten viel mischen. Weil entweder die Hautfarbe oder wie die aussieht, aussehen. 

 

00:14:19 [Interviewer]

Wie viele Sprachen sprichst du?

 

00:14:21 [Teilnehmende]

Also, ich kann Deutsch, Englisch ähm, kann ich auch Mazedonisch, das ist meine Muttersprache. Also meine Muttersprache ist Roma und Mazedonisch. Ähm, dann kann ich noch ein bisschen Serbisch [.]. 

 

00:14:39 [Interviewer]

Konnten die anderen Kinder denn auch so viele Sprachen, wie du in deiner Schulzeit?

 

00:14:45 [Teilnehmende]

Nein, entweder nur Mazedonisch und ein bisschen gebrochenes Englisch, aber nicht mehr. 

 

00:14:56 [Interviewer]

Erzähl mir vom Leben, wie ist das Leben gewesen außerhalb der Schule mit deinen Freundinnen, wie habt ihr euch äh, im Mazedonien, wie habt ihr euch da zurecht gefunden? Also hattet ihr Probleme im Alltag, wenn ihr Einkaufen gegangen seid oder ins Kino gegangen seid oder so, oder war das alles okay?

 

00:15:16 [Teilnehmende]

Alles okay war nicht, also das Leben in Mazedonien ist schön aber schwierig. Ähm als Roma zu sein, also da zu wohnen, ähm wir haben uns getroffen, wir sind raus gegangen, wir hatten immer Probleme mit was immer. Wenn wir ins Kino gegangen sind, ähm da drinnen gab es keine Probleme mit Tickets zu bekommen. Manchmal, aber dann die Leute, die in der Reihe, wo wir gesessen haben die wollten nicht neben uns sitzen. Ähm.

 

00:15:55 [Interviewer]

Was habt ihr dann gemacht? Nichts?

 

00:15:58 [Teilnehmende]

Wir haben einfach gesagt, dass wir auch Menschen sind, wir sind nicht dreckig, die können gerne neben uns sitzen, wir sind auch freundlich. Ähm, wir haben auch eine Seele, wir sind auch Menschen, aber die haben reagiert nur mit Blick und dann sind die irgendwo gegangen. Die wollten in der Reihe, wo wir sind, nicht sitzen. Beim Einkaufen zum Beispiel, wenn ein Mazedonier ein kleines Kind, Roma, sieht, ich hab das erlebt, ähm es war so Schulzeit, wo man eine kleine Pause hat, was zu essen holen kann, die haben Angst, dass die Kinder auch mal klauen oder so. Und dann die stehen genau da und ähm er, also der Verkäufer, lässt das Kind nicht zum Aussuchen, was er will, sondern er sagt, hier du bekommst das, gib mal Geld. Bei so welche Sachen, man kann bis morgen mit dem Verkäufer mal streiten, ihm mal erzählen was eigentlich ist, was er eigentlich gemacht ist falsch. Aber manche verstehen das nicht, obwohl man mit den Leuten, also streiten kann und sagen, das passt nicht. Das was du gemacht hast, es ist nicht in Ordnung. 

 

00:17:31 [Interviewer]

Du hast gesagt, du warst in der Berufsschule die einzige, wie kommt das?

 

00:17:34 [Teilnehmende]

Als Roma, oder in unsrer Romakultur, ist ein bisschen bekannt, dass die Mädels sehr früh heiraten.

 

00:17:45 [Interviewer]

Was heißt sehr früh?

 

00:17:47 [Teilnehmende]

Ähm, 13,14, äh find ich sehr schlimm, weil die haben keine Kindheit mehr, die wissen nicht, was sie weiter in ihrem Leben machen soll. Mal soll, also ein Mädel soll auch mal lernen, so auch selbständig sein, ähm, es war schwierig, weil ich hatte kein Rücken, ich hatte keine in der Schule, mit der mal auf Roma zu sprechen, dass ich mich ein bisschen wohlfühlen kann. Wann wir angefangen haben, gab es zwei, ähm danach hat sie geheiratet und ja, war schon mal vorbei. Es ist, find ich, sehr schwer, weil vielleicht kommt das von den Eltern, weil die machen auch manchmal Druck. Weil die sie sind dran gewohnt, in diesem Alter die Tochter zu verheiraten, ähm, bei die….

 

00:18:54 [Interviewer]

Weißt, weißt du warum der Druck so ist? Warum die so früh heiraten?

 

00:18:58 [Teilnehmende]

Ich glaube das kommt, ähm [seufzt] ich weiß nicht, ob es einfach Kultur sein soll, ähm ich kenn das von vor langer, langer Zeit her. Also zum Beispiel von meiner Oma, meine Oma hat auch mit 15 geheiratet. Mit 16 hat sie meinen Vater bekommen ähm. Vielleicht, die also die Leute, die Roma Leute haben vorher gedacht, dass ähm der richtige Zeit zum Heiraten ist mit 15, also die Töchter. Vielleicht wäre das Beste, was die machen können, ähm gab es auch so ne, äh, manchmal gab es auch zum Beispiel, auch der Vater sagt, du sollst nur heiraten, Kinder haben und eine Familie bauen. Und der Mann soll sich einfach mal, also dich beschützen und zu Hause Brot bringen und die Frau soll einfach eine Housewife [Hausfrau auf Englisch] sein. 

 

00:20:02 [Interviewer]

Also eine verschiedene Rollenverteilung?

 

00:20:04 [Teilnehmende]

Genau.

 

00:20:06 [Interviewer] 

Und wie hast du das gesehen? 

 

00.20:08 [Teilnehmende]

Ganz anders, weil..

 

00:20:09 [Interviewer]

Warum, wie kam das?

 

00:20:11 [Teilnehmende]

Weil, ich hab in meiner Familie, meine Mutter hat gearbeitet, meine Oma hat auch gearbeitet, meine Tante hatte sogar ihre, sie war selbständig, sie hatte einen Friseursalon gehabt. Ähm, meine Familie hat mir gezeigt, dass ich soll nicht früh heiraten, dass ich soll erst Karriere bauen und äh, heiraten kann man auch später, nicht mit 14, kann man auch mit 30 oder mit 35. Also ich will mein Leben auch genießen, was heißt genießen? Ich will Kinder nicht mit 18, also ich bin 23, bin immer noch nicht verheiratet. Ähm ich finde es ganz gut. Mein Vater, manchmal bekomme ich so nen Druck, Mädel wann heiratest du? Und dann ich sag immer, ich bleib mit dir hier [lacht]. Aber ich seh das ganz anders.

 

00:21:22 [Interviewer]

Wie alt warst du, als ihr nach Deutschland gekommen seid?

 

00:21:24 [Teilnehmende]

Ich war 16, es war eine sehr schwierige Zeit für mich. Weil, ich hab meine erste Beziehung gehabt, mein erster Freund gehabt, meine erste Liebe, es war sehr schwierig, das alles zu verlassen und in der Berufsschule habe ich auch sehr andere Roma Leute kenngelernt. Die wollten dahin gehen, aber die konnten nicht. Wir hatten immer so nen Unterricht gehabt, wie kann man, also in andere Leute in die Klasse zu bringen, also mehr Leute in die Schule zu kommen. 

 

00:22:08 [Interviewer]

Empowerment.

 

00:22:10 [Teilnehmende]

Genau. Das ähm, es war so von eine Organisation, ich glaube das war [Ramasi, Name der Organisation] äh und da hab ich auch viele Roma Leute kennengelernt. Ich hatte sehr, ein schönes Leben gehabt in meiner Berufsschule [.] War echt geil, war alles neu, war alles neu, war interessant. Ähm, unglaublich schön [.] äh aber danach, ahm mein Vater ist krank geworden, wir haben so ne, also bei uns gibt’s in Mazedonen so einen Markt, äh wo man da auch Klamotten verkauft und Textilien, gibt’s auch Gemüse, Obst also da kann man alles finden. Wir haben auch so ein, unser Tresen gehabt.

 

00:23:09 [Interviewer]

Nen´ Stand, ja.

 

00:23:10 [Teilnehmende]

Nen Stand [räuspert sich], ähm mein Vater da hat gearbeitet. ähm er ist krank geworden, er hatte was mit Darm, ähm er sollte, er hatte OP gehabt. War echt schlimm, weil wir haben gedacht, dass ähm in zwei oder drei Tagen, wir haben kein Vater [..] ähm [.] danach haben die Probleme angefangen, wie kann jetzt eine Roma Mutter Arbeit kriegen? [ Teilnehmende weint]

 

00:23:56 [Interviewer]

Alles gut, [Interviewer tröstet die Teilnehmende] wir können auch kurz Pause machen, wenn du willst. [Teilnehmende schüttelt den Kopf] […] 

 

00:24:05 [Teilnehmende]

Ich rede jetzt weiter, [Interviewer lacht] [.] Es war schwierig, sehr schwierig, entweder du bekommst den Platz, also den Job nicht oder du sollst arbeiten für sehr wenig Geld. Ähm, die denken immer, dass die Roma nicht educiert sind und die schaffen das nicht, die denken, dass wir nicht so [unverständliches Wort] sind, dass wir können manche Sachen nicht schaffen. Und wir gehören in manche großen Positionen auch nicht. Ähm meine Mutter hat versucht mit meiner Oma diese Stand, dort also was wir hatten, da zu arbeiten. ähm hat aber nicht gereicht. Weil ich war in der Berufsschule, mein Bruder war in der Gemeinschaftsschule, er war kurz vor Abitur, wir wollten auch Studieren, wir wollten was anderes auch machen, wir wollten Future [Zukunft] haben. [Seufzt] Viele Roma Leute sind nach Deutschland gekommen, besseres Leben zu haben. Ähm die haben gedacht, da gibts andere Leute auch, also mit gleiche ähm Skin Ton [Hautfarbe], also mit, die sind auch, wir haben auch so eine Schokofarbe gehabt. Aber das war nicht, was wir gedacht haben. [seufzt leicht] Wir sind nach Deutschland gekommen, wegen meinem Vater, weil er konnte nicht arbeiten, er hat nicht so schlechte, also schwierige Krankheit gehabt und er durfte nicht arbeiten. Mein/ meine Mutter hat versucht, da zu arbeiten haben wir das nicht hingekriegt und dann haben wir gesagt, wir müssen unsere Heimat verlassen, dass wir besseres Leben haben. [.] Haben wir auch gemacht, [lacht] aber, ich finde es ist jetzt auch gleich der einzige Punkt, was in Deutschland anders ist, ähm hier kriegst du die Arbeit, kannst du arbeiten, aber manche Blicke tun so weh, dass ähm, mehr als Worte. Vor paar Tagen war ich mit meiner Familie, Tante, in einem Restaurant. Die waren bei uns, wir waren am Strand, dann wir wollten auch was Schönes essen. Wir hatten Geld, wir konnten das also bezahlen. Äh sind wir da gegangen, oh leider ist aber alles reserviert, wir haben keinen Tisch. Die haben uns in ein sehr niedriges Sofa da also ähm sitzen lassen, wie ah, die Blicke waren unglaublich. Deswegen hab ich vorher gesagt, manchmal die Blicke tun mehr weh denn Worte. Manchmal die Blicke tun mehr weh, als wenn mir eine Frau sagt, also die Verkäuferin, oder die Kellnerin sagt, wir haben kein Tisch für euch. Weil, die gucken alle auf dich, also ganzes Restaurant haben die Blicke direkt auf uns. 

 

00:28:12 [Interviewer]

Also auch die Gäste?

 

00:28:13 [Teilnehmende]

Ja, Gäste. Manche haben gelacht, aber manche Blicke unglaublich, waren unglaublich. Die haben gedacht, also mit diesen Blicken man konnte auch sehen, was machen die Ausländer hier? Was machen diese ähm hautfarbige Leute hier? Die, bestimmt haben die kein Geld, warum sind sie hierhergekommen? Ähm wir haben das Restaurant verlassen, dann sind wir in ein anderes Restaurant gegangen, die waren sehr, also freundlicher, haben wir Kaffee, haben wir auch noch was gegessen. Bei manchen Restaurants findest du, man findet, fühlt sich besser, bei manchen nicht. Also Diskriminierung gibts immer noch überall und ich glaube nicht nur bei den Roma Leuten, sondern bei den anderen Leuten auch. Weil, ich hab nicht, also jetzt ähm, die mal gucken, was wir für ein Hautton haben. Sie haben nicht gesagt, die sind Roma [.] sondern Ausländer. 

 

00:29:23 [Interviewer]

[Interviewer hustet]. Genau, die haben auf den ersten Blick dann nicht gewusst, dass du Roma bist, sondern dass ihr dann andersfarbig seid. [.] Hmm, erzähl mir mehr davon über deine Mutter, deine Mutter hat versucht zu arbeiten, hast du erzählt, als dein Vater krank wurde. 

 

00:29:44 [Teilnehmende]

Genau.

 

00:29:45 [Interviewer]

Erzähl mir, wer deine Mutter ist, ist deine Mutter zur Schule gegangen?

 

00:29:49 [Teilnehmende]

Meine Mutter ist nicht zur Schule gegangen [lacht], aber sie hat von zuhause gelernt zu schreiben ähm und zu lesen. Ähm damals gab es, meine Mutter hat erzählt, äh manche Schulen wollten die Roma Leute nicht, in der Schule nicht. Und ähm sie hat gesagt, ich will aber scheiben, ich will aber lernen, ich will lesen, ich, ich will mit meinem Leben was anders machen. Dann äh, damals gab es ne TV Serie, also Fernsehserie und da äh konnte die ABC also das Alphabet lernen. Da hat sie das Alphabet gelernt und sie hat immer noch Schwierigkeiten ähm, ganz hat sie nicht, sie kennt alle Buchstaben und wenn sie liest, liest sie Buchstabe für Buchstabe, aber bin so stolz auf sie. Weil, äh in Deutschland, sie hat in einer Küche gearbeitet, wo man da Essen vorbereitet und mit diesem Buchstabe für Buchstabe, sie hat den Bon gelesen und das Gericht gemacht. Da war ich, ich bin so stolz auf sie, weil sie so fröhlich, sie will immer was Neues lernen. Obwohl sie nicht schreiben und lesen so gut kann. Sie versucht Deutsch zu sprechen [.]

 

00:31:34 [Interviewer]

Also ist deine Mutter eine Kämpferin?

 

00:31:35 [Teilnehmende]

Genau, sie ist eine Kämpferin.

 

00:31:36 [Interviewer]

Wie würdest du deine Mutter beschreiben?

 

00:31:37 [Teilnehmende]

[seufzt] Eine sehr frohe [.] Frau [.] eine hübsche Frau, sehr intelligent [.] hmm, Kämpferin und sie gibt nicht auf. Wenn sie was will, dann kriegt sie das. Und die ist ein Menschen, also voll mit Liebe [.] 

 

00:31:22 [Interviewer]

Wie viele Geschwister hast du?

 

00:31:24 [Teilnehmende]

Ich habe zwei Geschwister, bin die älteste. Danach habe ich noch ein Bruder, und dann noch eine Schwester. Mein Bruder 20, 21; meine Schwester ist 14. 

 

00:32: 37 [Interviewer]

Und du bist wie alt? 

 

00:32:39 [Teilnehmende]

23.

 

00:32:42 [Interviewer]

23, du hast doch kurz über dein Vater gesprochen, dass er dich unterstützt hat oder dass er dir Selbstbewusstsein gegeben hat. 

 

00:32:52 [Teilnehmenden]

Genau 

 

00:32:53 [Interviewer]

Ah, dass er sehr krank geworden ist. Hmm, erzähl mir, wie war dein Vater bevor er krank geworden ist und wie war er danach?

 

00:33:04 [Teilnehmende] 

[..] Er war also, vorher war er sehr fröhlich, also er ist es immer noch. Nur manchmal ähm, er hat uns ähm versucht immer ähm Besseres beizubringen ähm seit er krank geworden ist ähm, er hat nicht mehr so viel Kraft mit uns zu sprechen. [,] Also aber, wenn er gut drauf ist, also wenn die Medikamente gut wirken, dann er sagt immer, ihr sollt eure Ausbildung machen, ihr sollt eure Ausbildung fertig machen. Ihr sollt Kariere haben. Schämt euch nicht, ihr sollt, ihr habt meinen Druck, ich bin immer da. Ähm, das war vor sieben Jahren, wann wir nach Deutschland gekommen sind. Wir sollten Integrationskurs machen äh, wir waren zusammen mit meinem Vater. Äh, wir haben paar, also Unterlagen mussten wir unterschreiben und ich war bei so einer Personal [unverständliches Wort] dann mussten wir so Name, Vorname, Nationalität und woher kommst du? Ähm, weil da stand alles auf Deutsch und ich konnte paar Sachen auch nicht verstehen. Ähm, dann hab ich als Nationalität erst Roma genannt, also hab ich Roma geschrieben und äh, denn ich wusste nicht, ob die wollen wissen, was für ein Pass, Nationalität, ich habe oder was also ich genau bin. Ich hab Roma geschrieben, äh dann hab ich das gestrichen, [lacht] dann hab ich äh Maz/äh Kroatien geschrieben. Weil ich hab ne kroatische Staatsangehörigkeit. Und mein Vater damals hat gesagt, ahm du darfst das nicht streichen, was du geschrieben hast das soll auch da sein. Schäm dich nie Roma zu schreiben, du musst stolz sein, dass du Roma bist. Ähm das hat mir also so ein Gefühl gegeben, dass ich soll für meine Nationalität kämpfen und allen auch sagen, nicht Roma sind so ne äh Low Level Leute sondern die sind auch Kämpfer und die sind auch educiert und die können auch was anderes machen im Leben.

 

00:35:53 [Interviewer]

Mit educiert meinst du gebildet, Education?

 

00:35:55 [Teilnehmende]

Genau, genau. [..] 

 

00:36:04 [Interviewer]

Du ahm, erzählst ja ganz viel darüber wie das jetzt hier in Deutschland ist und ahm, bevor ich die, bevor wir darüber sprechen, ahm wie kommst du zu der kroatischen Staatsbürgerschaft?

 

00:36:22 [Teilnehmende]

Meine Mutter ist geboren in Zagreb in Kroatien, ja ähm also wir haben so ne Mischungsfamilie, [lacht] meine Oma, sie ist aus Kroatien, sie ist nicht Roma aber mein Opa war Roma und sogar dunkelfarbiger. Er hatte so ne Schokofarbe gehabt. Er hat immer noch [lacht] also…

 

00:36:58 [Interviewer]

Also ist deine Mutter eigentlich eine halbe Roma?

 

00:37.00 [Teilnhemnde]

Genau, sie ist eine halbe Roma. [.]

 

00:37:05 [Interviewer]

Wie ist die denn damit umgegangen, dass die ja halb Romni ist? Oder war ihr das egal?

 

00:37:12 [Teilnehmende]

Bei ihr, sie wollte immer Roma sein. Weil sie hat nie gesagt oh, guck mal ich fühl mich nicht wohl mit Roma, sie hat das nie gesagt. Sie hat gesagt, bin Roma. Sie hat das immer so gesagt. [..] sie war stolz, dass sie Roma ist [.]

 

00:37:33 [Interviewer]

Erzähl mir, wie das war, als ihr nach Deutschland gekommen seid und wann das war und also warum hast du mir ja so ein bisschen erzählt, aber was so der Punkt, wo deine Eltern gesagt haben, so jetzt packen wir unsere Sachen und wir gehen. Warum war das so und wann war das so? Also erzähl mir bisschen was drüber. [hustet] 

 

00:37:53 [Teilnehmende]

Meine Mutter hat versucht drei Jahre nach meine, also es war 2016. Es war vier Jahre nach mein Vater OP, ähm die, sie hat mit meiner Oma versucht die ähm also den Tresen oder also funktionbar zu machen, aber  hat sie nicht funktioniert die Sachen in Mazedonien, auch politisch war sehr schlimm. Ähm viele Leute haben auch Angst raus zu gehen, auch Sachen zu kaufen. Äh manche wollten nicht mehr.

 

00:38:33 [Interviewer]

Warum war das so? Erzähl mal. 

 

00:38:34 [Teilnehmende]

Ääh.

 

00:38:35 [Interviewer]

Was war in der Politik damals?

 

00:37:38 [Teilnehmende]

Also ich kann mich nicht so gut erinnern, aber es war so ne Zeit, wo so zwischen äh , ich kann mich nicht so gut erinnern, ich weiß da war ein Inzident in unserem Parlament. Und dann die haben gesagt, ich kann mich nicht so ganz erinnern, aber es war  sehr schlimm. Also die zwei ähm. 

 

00:39:04 [Interviewer]

Was ist denn passiert? 

 

00:39:05 [Teilnehmende]

[seuftzt] [.]

 

00:39:08 [Interviewer]

Oder beziehungsweise erzähl mir darüber, die Menschen sind nicht mehr raus gegangen, warum? Wegen?

 

00:39:14 [Teilnehmende]

Also, es war so hm, in Mazedonen ähm wenn man zum Beispiel keine Leute hat, dass also ne Partei, dann kriegt man keine Arbeit. So muss immer als Member zu sein das du mal einen Job kriegen kannst. 

 

00:39:33 [Interviewer]

Ah, okay.

 

00:39:34 [Teilnehmende]

Und es ist genauso, zum Beispiel, wenn du ähm Geld hast.

 

00:39:37 [Interviewer]

Also Mitglied in einer politischen Partei?

 

00:39:38 [Teilnehmende]

Genau, wenn du Geld hast, dann kannst du auch ins Krankenhaus gehen, wenn nicht…

 

00:39:45 [Interviewer]
Also Korruption?

 

00:39:46 [Teilnehmende]

Genau, und die Zeiten waren sehr schwierig, man konnte anders nicht Arbeit finden, als Roma Frau kriegst du das überhaupt nicht. Und ähm mein Onkel war in Deutschland mit meiner Tante, äh die haben gesagt, kommt ihr nach Deutschland. Äh meine Mutter hatte kroatische Staatsangehörigkeit. Also das heißt, dass sie EU-Bürgerin ist. Und sie kann in Deutschland und anderen EU-Ländern arbeiten, ohne Problem, also sie kriegt sofort Wohnung und alles Mögliche. Ehm, dann haben wir gedacht, ich und meine Mutter kommen wir her, es waren auch also Ferien, wir hatten Ferien in der Schule, ich war in meinem dritten Lehrjahr bei der Berufsschule.

 

00:40:43 [Interviewer]

Also hast du hast eine Ausbildung gemacht?

 

00:40:45 [Teilnehmende]

Genau [.] ahhm,

 

00:40:48 [Interviewer]

Als Schuhdesignerin?

 

00:40:49 [Teilnehmende]

Und Technikerin.

 

00:40:50 [Interviewer]

Und Technikerin mhm [.].

 

00:40:53 [Teilnehmende]

Wir sollten hier noch paar Monate bleiben bis Ferien, das heißt zwei Monate. Ehm, aber danach ahm, sind wir auch hier zum Arzt gegangen, dann hab ich auch mit meiner Tante gesprochen. Dass wir zum Beispiel meinen Vater hier mal zum Arzt bringen können. Ähm, dass die Medizin besser ist, also was heißt hier besser? Man kriegt hier Arzt egal was ist, du kannst einfach hingehen. Und in Mazedonien du hast Geld, du kriegst was, aber als Roma Mensch im Krankenhaus ähm ist schwierig, du kriegst keine Medikation, du kriegst ähm keine Pflege, was eigentlich Wichtigste ist, du kriegst keine Pflege, also der Punkt, was wir in Deutschland uns hier, also wir hier so umgezogen sind, ist mein Vater. Nicht nur mein Vater, sogar wir auch ein besseres Leben zu haben, aber wir wollten unseren Vater, dass es ihm mal besser geht. Wir sind sehr froh dafür das ah, Deutschland uns hat die Möglichkeit gegeben, ähm dass wir jetzt weiter wollen können und mein Vater besseres Future, zu haben.

 

00:42:23 [Interviewer]

Zukunft.

 

00:42:24 [Teilnehmende]

Genau, ähm nach wir haben gebreitet mit meiner Mutter, zwei Monate und dann nach zwei Monate ist mein Vater mit meinem Bruder gekommen. Ich, meine Mutter und meine kleine Schwester, wir waren zwei Monate hier alleine bei meinem Onkel und dann ah mein Vater und mein Bruder sind nach Deutschland gekommen. Erst mal haben wir, ich und meine Mutter und ich gearbeitet ähm.  

 

00:42:54 [Interviewer]

Was habt ihr gemacht?

 

00:42:54 [Teilnehmende]

Wir haben in [Housekeeping] gearbeitet. 

 

00:42:56 [Interviewer]

In was?

 

00:42:58 [Teilnehmende]

Housekeeping das heißt also ah Zimmermädchen.

 

00:43:01 [Interviewer]

Ah, okay.

 

00:43:02 [Teilnehmende]

Als Zimmermädchen in einem Hotel. Äh ich war so überrascht ähm, weil [lacht] ich hab den Job bekommen ohne Anfrage, ohne was zu sagen, oh guck mal, du bist ein bisschen dunkelhaufarbig oder so. Äh, wir haben den Job bekommen, wir haben gearbeitet öhm manche Leute haben sich gefragt, warum wir dunkelfarbig sind ähm, weil Personalbogen auch stand ah, stand Kroatien und ähm die haben gedacht, dass die Leute in Kroatien sind alle weiß, dass die nicht schwarz sind oder in Mazedonien bei mir stand ja Mazedonien und dann wir haben gesagt, dass wir Roma sind. Aber dieses Gefühl war immer so, dass ich hatte dieses Gefühl, dass sie aufgepasst haben, dass wir nicht klauen. 

 

00:44:03 [Interviewer]

Wie kamst du da auf dieses Gefühl?

 

00:44:05 [Teilnehmende]

Weil, ähm du fühlst dich äh beobachtet, also jeder Schritt war beobachtet, man hatte keinen Frieden, man hatte keine Freiheit [.] In Mazedonien war auch so aber hier fühlt man das auch, egal wo du bist, man fühlt irgendwie dasselbe. Entweder ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger.

 

00:44:37 [Interviewer]

Erzähl mir von den Tag als ihr hier hingereist seid. Wie fing der an?

 

00:44:37 [Teilnehmende]

Ha, es war schlimm weil, weil es war 16.Oktober 2016 ah, es ist es war unglaublich schwer weil ähm ich hab gedacht, dass wir ahm machen jetzt was anderes, ich wusste, dass wir nicht zurückkommen, ich hatte ein Gefühl gehabt. Weil meine Mutter damals hat erzählt komm wir gehen arbeiten, ah nur für zwei Monate und dann kommen wir wieder zurück, dasd wir Geld quasi für Winter haben. Und es war echt schwer, weil ich wusste, das ich nicht wieder komme. Ich hab meinen Freund gelassen, verlassen äh ich hab Freundin gelass/verlassen [..] [weint]. Es ist sehr schwierig über das zu sprechen. Es kommt irgendwie hoch. 

 

00:45:53 [ Interviewer]

Erzähl das was du möchtest. Das was du erzählen kannst.

 

00:45:59 [Teilnehmende]

Ja, ich hab an dem Tag viel geweint. 

 

00:45:59 [Interviewer]

Wegen deinem Freund?

 

00:46:05 [Teilnehmende]

[lacht] Ja, das war das auch, dann war auch weil ähm, wegen meinen Großeltern also die sind ziemlich alt man weiß nicht, ähm was jetzt noch dazu kommt ob die morgen noch da sind oder nicht. Ähm ich hab also zwei Tage geweint, also auf dem Weg nach Deutschland. 

 

00:46:35 [Interviewer]

Wie seid ihr gefahren?

 

00:46:36 [Teilnehmende]

Mit Bus sind wir gekommen, ähm ja haha bei slowenische Grenze haben wir ein Problem, weil auf unserem Pass, steht, wir hatten nen Kroatisches Pass, ich meine Schwester und meine Mutter. Und ah, aber wir sind, also ich und meine Schwester sind schwarz, also wir haben ne dunkle Farbe. Wie konnte das denn sein, es ist bestimmt nen Fake Pass.

 

00:47:04 [Interviewer]

Ah und deine Mutter ist etwas heller?

 

00:47:06 [Teilnehmende]

Genau, sie ist ein bisschen heller, äh dann sind wir von dem Bus raus, die Polizei ist gekommen, ähm sie hatte uns gefragt, wollt ihr Asyl? [Interviewer lacht] und wir haben uns gesehen mit meiner Mutter, dann habe ich mit den Polizisten auf Englisch gesprochen und dann hab ich auch gesagt, ich brauche kein Asyl, ich bin EU-Bürgerin, ich kann gehen wo ich will, du muss mich einmal jetzt aber lassen. Und er war, ich lass, also ich dürft fahren, ob ich das also, ob ich ja sage, ob nicht, ob ich jetzt, ich will ja sagen oder nicht, dass also ich, entscheide ich. Ähm und erste war die Dame mit, also meine Mutter durfte fahren und wir nicht. Meine Mutter hat gesagt:“ ich gehe auch nicht.“ Dann ah kommt ein Albaner, weil der Bus war auch voll mit Albanern, es ist ein albanischer Bus und die haben mit den auch gesprochen auf Mazedonisch sogar, er hat gesagt: “ wie, schämst du dich nicht, warum lässt du die Leute nicht reisen? Es ist jetzt nicht davon, dass ich Geld haben will von diese Leute was ich sie fahre. Die sollen auch was Neues sehen, die wollen halt einfach Familie also besuchen. Nicht jede Roma Leute oder dunkelfarbig geht einfach wenn er Asyl will.“ Und er sagte:“ Siehst du nicht, dass die haben EU Pass? Die können, also, es ist auch gültig, es ist alles in Ordnung.“ Wir hatten auch Adresse, also wo wir kommen bei meine Tante. Äh wir haben 3 Stunden gewartet, bis die ja sagen dass wir fahren können. [..] Anfang war schwierig dann die Mitte war schwierig noch, und dann sind wir nach Hamburg gekommen, ne schönes Stadt. Ähm, dann sind wir mit Taxi nach Hause gekommen, ich war froh dass ich meinen Onkel sehen kann, nach zwei Jahren. 

 

00:49:46 [Interviewer]

Also der Onkel ist der Bruder von deinem Vater?

 

00:49:47[Teilnehmende]

Genau, meine Tante meine Cousins also ich der mein Cousin war Baby noch. Also er war zwei Monate wir haben uns also gefreut das wir als Familie da wieder zusammensetzten und Essen können. Aber äh man fühlte sich nicht wohl. Etwas fehlt, etwas was, was man nicht mit Worte mal beschreiben kann. Ich hab mich sehr traurig gefühlt. Erst mal nicht nur wegen meine Freund sogar ich hab gedacht wie würde ich hier akzeptiert. Also wie würden mich akzeptieren? Meine Fra/ meine Haar/ Also meine Haarfarbe ist dunkel dann meine Hautfarbe noch dazu obwohl ich mehr Sprachen sprechen kann. Äh und mit die Leute also gut umgehen kann, das ich sehr freundlich bin, ich wusste nicht ob da ob ich das hier schaffen kann also den Job zu kriegen und arbeiten das ehm zuhause meine Familie ein bisschen unterstützen kann. Öhm meine Tante hat schon mal mit dem Arbeitgeber gesprochen, es war eine Firma in der Reinigung si ist angefangen. Sie hat zwei Tage gearbeitet und dann nach zwei Tage hat meine Tante für mich gefragt ob ich auch arbeiten kann, weil in Deutschland ehm eine 16, also eine 16 jährige darf nicht Vollzeit arbeiten ah. Erst mal hat gesagt sie würde auf ahm eher so 450 das ist Minijob und dann haben wa mit ihm gesprochen das wir mehr Geld brauchen. Und dann er hat mich eingestellt als Vollzeit also als 16 jährige als Vollzeit zu arbeiten es war sehr schwierig. Ich hab von dem zag nicht gesehen gar nix also ich musste um sieben Uhr aufstehen um acht Uhr den Bus nehmen dann noch 20-30 Minuten mit dem Bus fahren, zu dem Arbeit um neune sollten wir anfangen. Dann wir haben bis ehm manchmal bis 15 manchmal bis 18 Uhr gearbeitet. Ahm ich hatte kein Sozialleben gehabt, ich hatte keine Freunde hmm, es war ganz schwierig, die Kommunikation mit den Kollegen war gut die war so überrascht das ich ehr gut Englisch sprechen kann das sie mit uns mal sehr gut verstehen können. Das wir auch mal die Arbeit verteilen können, aber nicht jeder Kollegger ist freundlich und nicht jeder Kollege akzeptiert dich wie du bist. Es ist einfach so. Ähm nach 2 Wochen meine Mutter sind wir von der Arbeit gekommen, haben wir gegessen und dann hat sie zu mir gesagt, ich glaube ich rufe dein Vater hier. ich sagte was meinst du jetzt? Und sie war, ich glaube es wäre besser für euch das ihr bessere Zukunft haben und von dein Vater das er bessere Medikamente und bessere Pflege bekommen kann. Und die auch nach Deutschland zu kommen, quasi uns hier umziehen. ich war zerstört weil dann ich wusste, dass ich würde nie meinen Freund wiedersehen. Ähm ich wollte das nicht ähm nach, ich hab Deutsch gelernt nach vier Jahren. [lacht] Weil ich mochte auch nicht, ich wollte die deutsche Sprache nicht lernen. Weil ich hatte immer so dieses Gefühl ich gehe nach Hause. Vielleicht da würde was besser, ich wollte Hause, ich will immer noch. 

 

00:54:39 [Interviewer]

Also würdest du sagen dein Zuhause ist in Mazedonien?

 

 00:54:41 [Teilnehmende]

Ja.

 

00: 54:42 [Interviewer]

Und nicht hier?

 

00:54:43 [Teilnehmende]

Ne, obwohl ich hier jetzt studiere, ahm ich hab meine Arbeit, mein Vater hat seine Pflege, er ist auch mit der Gesundheit besser jetzt. Ich fühl mich nicht wohl.

 

00:54:58 [Interviewer]

Fühlst du dich nicht wohl?

 

00:54:59 [Teilnehmende]

Ne, nicht.

 

00:55:03 [Interviewer]

Was machst du denn gerade im Moment. Was genau studierst du?

 

00:55:06 [Teilnhemende]

Ahm, ich mache nen Dual Studium als Handelsfachkraft also.

 

00:55:13 [Interviewer] 

Ne duale Ausbildung dann?

 

00:55:14 [Teilnehmende] 

Genau.

 

00:55:15[ Interviewer]

Ach so, okay.

 

00:55:16 [ Teilnehmende]

Es ist ein dual, ahm duale Ausbildung.

 

00:55:20 [Interviewer]

Und arbeitest dann hier oder?

 

00:55:22 [Teilnehmende]

Ja, ich arbeite hier in einem Kaufhaus, bin sehr zufrieden. Ähm am Anfang da gab es auch, die Leute haben gedacht, wer sie ist, warum sie/also ich war die einzige Muslim da bei meiner Arbeit. Ähm und die haben immer so, oh die Muslime, also die denken, dass die muslimischen Leute und die dunkel Hautfarbige, dass die machen immer was schlimmes. Entweder Terroristen sie denken immer so schlecht, aber ich hab das verändert, ich hab den Deutschen also gezeigt, dass die dunkel Hautfarbigen schaffen auch hier zum Arbeiten, die können sich auch hier integrieren und auch gut sprechen und den Job auch machen, nicht nur die Deutschen können arbeiten, nicht nur die Deutschen können auch Deutsch sprechen. Ähm seit ich da war, ich hab da eineinhalb Jahre gearbeitet als ehm, als normale Arbeit und dann, mein Chef, hat mir ein Angebot gemacht, er war/ ich bin sehr zufrieden mit dir, eh ich will, dass du in meinem Unternehmen, als Ausbildung mal anfängst als Handelsfachwirt. Ehm weil ich sehe das, weil du schaffst das und ich will auch so eine bessere, so eine bessere Zukunft haben. Ehm das hat /ich hab mich so gefreut weil seit 2016, 2020 hab ich erst meinen Integrationskurs bekommen. Wir konnten früher nicht, weil war die Flüchtlingskrise damals, wir kriegten keinen freien Platz für Deutschkurs, ich wollte auch nicht.[lacht] Aber danach 2020 hab ich mein Deutschkurs geschafft mit sehr guten Punkten, dann hab ich die Arbeit bei [Name des Kaufhauses] angefangen. Und ich war sehr zufrieden, dass ich endlich weiter mit meinem Leben machen kann, weil ich war sehr traurig, das ich meine Schule in Mazedonien gelassen habe. Ich will/ich wollte weiter mit meinem Leben was anderes machen, ich wollte meine Karriere haben. Ich träume immer noch davon, und bin auf dem halben Weg, sozusagen.

 

00:58:12 [Interviewer] 

[Name des Kaufhauses] heißt das Kaufhaus?

 

00:58:12 [Teilnehmende]

Ja, genau 

 

 00:58:13 [Interviewer]

Ach so, okay.

 

00:58:14 [Teilnehmende]

[Name des Kaufhauses] heißt das Kaufhaus wo ich arbeite. Ähm mein Chef hat immer gedacht, warum denn/Also bin Muslim ich faste auch für Ramadan ehm er war überzeugt, dass ich nicht, also ganzen Tag nicht esse und trinke für sozusagen für 26 Tage. Bei Frau ist anders als bei den Männern, ist anders eigentlich der Ramadan ist 30 Tage er war überzeugt, wie wir 30 Tage ohne Wasser, ähm essen überleben. Wir durften/ Also für Ramadan darf man nur abends essen und dann ganzen Tag nicht und ähm er hat gesagt, ich freue mich, dass du bei uns bist. Ich freu mich, dass ich mehr über deine Religion, deine Nationalität mehr gefunden habe. Und danach, nach zwei Monaten nach dem Ramadan, ist eine polnische Frau, sie ist auch mit einem Muslim verheiratet, sie ist auch Muslim. Dann sie hat sich bei uns beworben, und dann mein Chef ist zu mir gekommen, wie ich hab nen Vorstellungsgespräch, ja was mach ich denn da, er war/Ich will das du dabei bist, weil ich will dich auch als Beispiel nehmen. Weil die Dame war sehr aufgeregt, weil sie hat gedacht, mit dem Kopftuch kriegt sie keinen Job bei uns. Und ähm mein Chef wollte, dass ich dabei bin, dass ich sage, dass ich als Muslim und ich als Roma da arbeite und sie braucht keine Angst haben, dass sie hier weiter arbeiten kann. Das hat sehr überrascht und ehm das hat so einen Punkt bei mir gemacht, dann hab ich gesagt, du musst was also mit deiner Nationalität musst du deine Nationalität weiter und deine Nationalität weiter zu kämpfen. Weil ehm nicht nur die Roma arbeiten irgendwo anders, die können auch in einem schönen Kaufhaus arbeiten. In einem guten Laden, im Marktladen.

 

01:00:43 [Interviewer]

Also auch in höheren Positionen meinst du? Hmm.

 

01:00:43 [Teilnehmende]

Genau. [.]

 

01:00:52 [Interviewer]

Diese positive Erfahrung, die du mit deinem Chef gemacht hast, hat dir das eine andere Perspektive gezeigt?

 

01:01:01 [Teilnehmende]

Ja, andere Perspektive, mehr zu kämpfen, also dass ich ähm die Ausbildung ist schwer, und manchmal diese Punkte, wenn ich mich erinnern kann sag ich, du schaffst das und komm sofort, du schaffst das, du kriegst das hin. Also Perspektive ne bessere Karriere zu bauen, dass ich auch mal Chef sein kann das ich auch meinen Laden haben kann. Dass ich auch als Buchhalterin arbeiten kann. Oder [unverständliches Wort] und ah ich freue mich sehr drüber, dass ich in eine, so einen ähm schönen Laden, also Level Up Laden, ich arbeiten kann und da habe ich auch gezeigt, dass nicht nur die Deutschen arbeiten können, egal welche Nationalitäten also sind wir. Jetzt ich war die erste Ausländerin in diesem Laden, dann kommt einer aus Rumänien, einer aus Kasachstan, die Muslime aus Polen und jetzt kommt einer also sie ist jetzt auch da seit ein paar Monaten, sie ist auch bei uns gekommen einer aus Syrien auch mit Kopftuch. Und ich sage immer, ich freue mich, dass wir so Multi Kulti sind. 

 

01:02:30 [Interviewer]

Schön, ich sehe dich ja ahm aber fürs Interview nochmal wichtig, du trägst kein Kopftuch? 

 

01:02:34 [Teilnehmende]

Ne, ich trag kein Kopftuch.

 

01:02:36 [Interviewer]

Okay.

 

01:02:37 [Teilnehmende]

Es ist, also es ist Fas, Fas heißt ehm was im Islam was man eigentlich muss ma manchen, dass also Kopftuch ist eine [unverständlich] [der Wind weht die Unterlagen weg] man also die Frau muss es tragen aber ähm mein Vater, wann er hat mir also angefangen mir die Religion beizubringen, er ha gesagt ,ähm es ist wichtig, dass du einfach mal die Regel kennst und ähm Kopftuch tragen, es ist dein Wunsch, du musst es von Herzen fühlen. Er hat mich nie gezwungen, ein Kopftuch zu tragen, er hat gesagt immer wann du dich bereit fühlst dann darfst du es auch tragen, er hat gesagt mach die Fehler nicht ähm, ich hatte also vor, wann ich in der Berufsschule angefangen habe, dann haben wir, ich hatte auch viele Freundinnen und Freunde, wir sind zusammen zur Moschee gegangen. Dann haben wir auch Kopftuch getragen, aber ich wollte dann auch nen Kopftuch tragen, also für immer. Ich hatte so ne Gefühl gehabt, aber ich war sehr jung, ich war vierzehn und ähm mein Vater hat sich eine Seite gefreut, dass ich Kopftuch tragen will, dass ich den Wunsch habe. Aber er hat gesagt, ich freu mich, dass du Kopftuch tragen willst, aber ich sag dir eine Sache, du darfst das Kopftuch nicht rausnehmen. Du sollst entscheiden, ob du das Kopftuch dein Leben lang tragen willst. Weil der Kopf, also das Kopftuch es ist nicht äh ein Spielzeug. Du kannst es nicht rausnehmen, wann du willst. Er hat gesagt, ich will dir vorschlagen, dass du das jetzt nicht machst. Ich freue mich das so eine/das ich so ein Vater haben das er immer so ne gute Tipps und ähm und dass er immer was Neues beibringen kann. Und mich auch immer unterstützt und immer gesagt, er hat mir quasi die ähm Entscheidung geleichtert. Aber irgendwie in einem leichten Weg, er hat immer gesagt, musst erst mal bereit sein. Ich finde, du bist nicht bereit, du bist in diesen Teenager Jahren, wo man sagt, heute will ich heiraten, morgen aber nicht [lächelt] oder und mit dem Kopftuch darfst du das auch nicht machen. Er sagte, ich schlage vor, wann du ein bisschen Volljährig bist mit achtzehn, vielleicht weil da kannst du vielleicht besser Entscheidung bringen. Und dann kannst du entscheiden, ob du das tragen willst oder nicht. [..]

 

01:06:05 [Interviewer]

Ahm, da wir gerade über dein Vater reden, ähm kannst du uns/kannst du mir erklären was dein Vater genau für eine Krankheit hat?

 

01:06:17 [Teilnehmende]

Er hat Morbus Crohn das heißt ehm Darm, also sein Darm ist entzündet. Ehm nicht nur den Darm, sogar jetzt auch die ehm, [seufzt]

 

01:06:35 [Interviewer] 

Also ist es ne chronische Krankheit?

 

01:06:38 [Teilnehmende] 

Genau es ist eine chronische Krankheit. Und er war operiert, also ich hab vergessen jetzt wie viel von dem Darm ist ein bisschen weg. Weil ähm, äh war sehr entzündet und er funktioniert nicht mehr. Ja es ist, er nimmt jetzt Medikation, also er bekommt sehr teure Spritzen, was wir uns in Mazedonien nicht leisten können, mein Vater Spritzen kosten für drei Monate fünftausend Euro. Und in Deutschland bekommt man das so zu sagen frei Haus bezahlt, nur nen kleiner Betrag. [.]

 

01:07:23 [Interviewer] 

Wie lebt ihr im Moment, also wie äh, geht dein Vater arbeiten, wie, wie ist das gerade bei euch?

 

01:07:29 [Teilnehmende] 

Mein Vater seit 2016, er hat vor ehm, kurz vor zwei Jahren hat er angefangen zu arbeiten, weil äh, wann sind wir nach Deutschland gekommen, er hatte so richtig wieder Probleme, nach der OP war noch ein bisschen gut in Mazedonien. Aber wann wir hierhergekommen sind, es war äh, er hatte so wieder wie so ne ähm Schmerzen immer jeden Monat bekommen. Und dann mussten wir immer so nen Krankenwagen rufen und ins Krankenhaus bringen. Ehm seit zwei Jahren arbeitet er also in verschiedenen Arbeiten. Jetzt arbeitet er in einem Altenheim. Er ist zufrieden [.] Wir nicht, weil wir uns nicht sehen, [lacht] er arbeitet momentan ein bisschen viel und dann für die Krankheit, ist ein bisschen schwierig, weil er will uns bessere Möglichkeiten geben. Ähm, im Moment er fühlt sich bisschen besser, aber gibt es auch Tage wo er äh ganze Tage schläft oder für zwei Tage dann äh oder im Krankenhaus. Es ist oft, dass wir ihn in also zum Krankenhaus fahren und es ist sehr schwierig, wenn du deinen Vater siehst, äh in diesem Krankenwagenstuhl.

 

01:09:08 [Interviewer]

[hustet] Aus deinen Erzählungen kann ich rausnehmen, dass du eine sehr enge Beziehung zu deinem Vater hast.

 

01:09:16 [Teilnehmende]

Ja, habe ich auch. Also mein Vater ist auch mein Alles. Ich mag meine Mutter auch. [.] Ich mag meine Eltern. Weil die versuchen egal, wie die versuchen ähm das Beste zu geben, finanzielle ähm mit Tipps mit ähm mit allem Möglichen. Also er versucht mit allen Möglichkeiten, [.] uns zu[ seufzt und weint ] [ Interviewer lächelt und tröstet ] er versucht uns immer was Besseres zu geben. Was er nicht, uns in Mazedonien nicht gegeben hat. 

 

01:10:26 [Interviewer]

Deine Mama arbeitet die auch?

 

01:10:27 [Teilnehmende]

Ja, sie arbeitet auch.

 

01:20:29 [Interviewer]

Was macht dein Bruder?

 

01:10:31 [Teilnehmende] 

Mein Bruder ähm, ja äh er momentan ist, hat angefangen bei der Ausbildung, er macht seine Ausbildung.

 

01:10:40 [Interviewer] 

Als was denn?

 

01:10:41 [Teilnehmende] 

Als ähm Verkäufer in einem sehr berühmten Laden bei uns. [Name des Bekleidungsgeschäfts], ähm es ist vorher, er hat also, er hat, er war sehr gut bei diesem Gymnasium, er hat seinen [unverständliches Wort] Abschluss. Ähm er wollte auch weiter machen, er wollte erst als Autoverkäufer die Ausbildung machen, ähm man kriegt den Platz nicht. Ich weiß nicht, ob das kommt, weil wir dunkelhautfarbig sind oder kommt, dass wir äh in der Ausbildung zum Beispiel in diesen Unternehmen darf man nur drei oder vier Leute im Jahr einen Platz bekommen. Und dann hat er aufgeben, dann hat er angefangen zu Arbeiten, er wollte die Familie unterstützen, weil ich und meine Mutter seit 2016 haben gearbeitet. Wir haben die Familie unterstützt, mein Bruder war zur Schule, meine Schwester auch. Danach er hat auch was für die Familie gemacht, ich helfe auch und dann hat er angefangen zu arbeiten. Ehm, ich hab auch verschiedene Jobs gemacht. Er auch [lacht] ähm in 2018, wir haben zusammen, ne 2019 haben wir in einem Restaurant gearbeitet, äh ich, meine Mutter und mein Bruder, alle drei. Ähm meine Mutter war in der Küche, ich und mein Bruder waren wir vorne am Tresen. War, war schön aber danach hab ich auch gesagt, ich will auch mal etwas anderes machen. Ich will mich weiterbilden, weil ich war so traurig, dass ich meine Ausbildung verlassen habe. Und hier ich konnte überhaupt gar nix machen. Weil meine Ausbildung ist hier sehr schwierig zu finden, gibt´s kaum. Also entweder muss ich nach Italien oder hier darf ich ähm in eine, also ich kann, es ist eine Ausbildung wo man zum Beispiel Einlagen für die Schuhe machen kann. Aber ich wollte das nicht, also das war nicht mein Ziel. Hab ich lange gewartet, bis ich eine Ausbildung kriegen konnte, dann hab ich wieder aufgeben, dann hab ich wieder angefangen zu arbeiten. Ich hab wegen dieser Ausbildung echt gekämpft. Und nach, ich hab den Job bei [Name des Warenhauses] gefunden, dann hab ich meine Ausbildung nach ein und hab da angefangen. Mein Bruder hat auch bis diesen Zeitpunkt in ein, im Restaurant gearbeitet und dann hat er gesagt, ich will auch weiter mit meinem Leben machen. Ich will eine Ausbildung haben, ich will einen besser bezahlten Job haben und wir machen das. Wir versuchen jetzt klar zu kommen, wir versuchen jetzt selbständig zu sein. 

 

01:14:06 [Interviewer]

Ja. ähm gibt es noch irgendwas was du mir gerne erzählen würdest und was ich dich nicht gefragt hab?

 

01:14:18 [Teilnehmende]

ähmm, [.] ja

 

01:14:24 [Interviewer]

Ich höre zu.

 

01:14:27 [Teilnehmende]

Ähm, ich rede jetzt über die Diskriminierung in der Schule. Ähm die Lehrer, also die Lehrer war sehr [seuftzt] die hatten keine Beziehung als Leh/also als Lehrerin und die Schule, die haben immer entweder schlechte Noten bekommen, oder es, bei mir ist auch so passiert in der dritten Klasse. Wir hatten Geschichte gehabt und wir sollten ähm also nach jedem ähm lernen, also wenn wir was Neues lernen. Dann der zweite Tag, dann mussten wir lernen und dann jedes Kind muss eigentlich wissen, was wir gemacht haben. Und äh die Lehrerin hat alle gefragt nur dir Roma Kinder nicht. Obwohl ich hab gefragt, darf ich auch, sie hat gesagt ne bist du jetzt nicht dran. Ähm es ist, wenn ich an das denke, jetzt bekomme ich so ne…

 

01:16:00 [Interviewer] 

Wut?

 

01:16:00 [Teilnehmende] 

Jaaaa [seufzt], es ist auch so passiert, dass wir unsere Meinung nicht sagen durften, weil quasi wir die schlechten sind. 

 

 

01:16:12 [Interviewer]

Gib mir ein Beispiel.

 

01:16:14 [Teilnehmende]

Ähm, es war über eine, wir haben ein Theaterspiel und dann ah, es war, sollten wir, es war über eine Roma, wir sollten also so nen Multi Kulti Theater machen. Und dann die Mazedonier, die haben alles entschieden, also, wer welche Rolle übernimmt, und die Rollen, was die quasi geblieben sind, dann müssen wir die nehmen. Und äh und ich hab gesagt, ich will aber diese Rolle nicht spielen. Weil ich finde die überhaupt nicht gut. Also war sehr äh so zu sagen jetzt schlimm, wir sollten ein Theaterspiel machen, eine, es geht um ein Roma Mädchen, wie sie jemand ähm an diesem Ort akzeptiert. Erst wollten die die Mädels, also ich sollte das sein, die Rolle.

 

01:17:24 [Interviewer]

Ah, du solltest das Roma Mädchen spielen.

 

01:17:26 [Teilnehmende] 

Genau, und dann ich sollte auch so ne kaputten Sache anziehen, und dann hab ich gesagt, nein das mach ich nicht! Wie können sie so einfach ein Theaterspiel machen? Es geht doch nicht. Ich wollte, also ich hab mit der Lehrerin echt gekämpft und ähm die denken, also alle denken, dass wir arm sind, dass wir heiraten früh, dass wir äh also immer das Schlimmste, immer das Schlimmste. Ich hab gekämpft.

 

01:18.05 [Interviewer]

Und du wolltest nicht?

 

01:18:07 [Teilnehmende]

Die schlimmste sein.

 

01:18:09[Interviewer] 

Aha okay.

 

01:18:10 [Teilnehmende]

Weil die Roma sind nicht schlimm, [seufzt] wir sind nicht schlimm, wir sind auch Menschen, wir haben, manche Roma haben auch Geld. Manche Roma sind auch reich. Alle sind nicht arm [.] ich wollte diese Rolle nicht spielen. Waren in der Grundschule noch zwei Mädels, die wollten das auch nicht. Wir haben zusammengehalten. Und ähm, ich hab meine Meinung gesagt, und dann zu dem äh Schuldirektor, ich hab mich beschwert. Das ist eine Diskrimination. Weil ähm man kann kein Theaterspiel machen, die Roma Mädels sollen sich kaputte Sache, die wollten sogar so ne ähm Strumpfhose anziehen und Rock und dann der Rock soll kaputt sein und die Strumpfhose auch noch und dann die Haare auch irgendwie komisch machen, dass sie irgendwie schmutzig aussieht. Ähm dann habe ich zu dem Direktor gesagt, ob die so spielen wollen, also ein Theaterstück machen wollen, dann machen sie einer von euch also eine Mazedonierin so welche ähm, ähm Kleidung anziehen, wie würden sie sich fühle? Also ich finde es nicht fair, ich war sehr sauer, bin von diesem Zimmer raus gegangen, ich hab sehr doll geweint. Alle drei Mädels haben wir geweint, also alle drei Roma Mädchen. Ähm, ich hatte kein Bock danach wieder zu Schule zu gehen, wieder diese Gesichter sehen. 

 

01:19:57 [Interviewer] 

Was haben deine Eltern dazu gesagt?

 

01:20:00 [Teilnehmende] 

Ähm, meine Eltern waren sehr sauer erst, ähm zu mir die haben gesagt, mach dir keinen Kopf, geh mal zur Schule mach deinen Abschluss fertig. [Interviewerin hustet] und du sollst denen mal zeigen, was ein Roma Mädel in unserer Stadt heißt. Also, dass sie von dieser Schule raus, mit guten Noten ist, raus gegangen ist. Und dann einen Tag später, meine Mutter ist auch in die Schule gegangen und hat sich auch beschwert, und so ähm nach zwei Tagen die Lehrerin, die dieses Theaterspiel machen sollte, hat sich entschuldigt. Aber das hat einfach nur eine Entschuldigung nur mit Mund also, also es war nicht von Herzen. Ich hab das akzeptiert weil meine Eltern haben mich so groß gezogen, ehm, jemand, der sich entschuldigt, du musst das akzeptieren also [.] 

 

01:21:14 [Interviewer]

Höflich zu bleiben.

 

01:21:15 [Teilnehmende]

Genau [..]

 

01:21:21 [Interviewer]

Erzähl mir von der Roma Community. Wie ist die so, also warst du ein, also hattest du da Probleme, da deine Mutter nur ne halbe Roma ist? Oder war das überhaupt kein Problem?

 

 

01:21:33 [Teilnehmende]

Ähm.

 

01:21:34 [Interviewer]

Also aus, von den Roma selber. Haben die dich als Roma Mädchen gesehen oder haben die gesagt, ja du bist ja anders nur weil deine Mutter halb Roma ist?

 

01:21:43 [Teilnehmende]

Mache also halb, halb. Äh zum Beispiel die Freundin, die Mazedonier, die haben immer gesagt, du bist nicht Roma. Du bist Mazedonier, deine Mutter ist weiß. Und dann die Roma haben gesagt, ah du bist ein Roma Mädchen. Guck mal du hast auch dunkle Farbe, der Skinton ist Roma Skinton. man weiß nicht wie man sich fühlen soll. Entweder traurig oder glücklich weil von einer Seite, ich freue mich, dass ich also in so eine Familie geboren bin, dass mein Vater Roma ist. Ah, die Roma Community über das kann man auch viel, viel sprechen, weil die alten Leute, die denken ah immer so gerade, die denken nicht rechts und links, die gucken auch nicht. Zum Beispiel entweder äh, sie sind einfach so anstrengend für seine Tochter, die dürfen nicht raus gehen. Oder manche sagen, du sollst jetzt heiraten, du gehst nicht nach draußen. Ähm ich hab nen Beispiel, eine Tante hat ihre Tochter nicht in der Schule gelassen, sich weiterzubilden. Weil sie hatte Angst das sie ein Freund da kriegt, also das sie ne´ Beziehung anfängt da. Also kriegt sie eine Beziehung da, neuen Freund, Liebe, ähm die, also die Roma sind voll mit Stereotypen und ich glaube das wäre so schwierig für die alte Generation das raus zu nehmen. Die gucken nicht nach anderen Perspektiven, dass die Kinder educieren zu lassen, die gucken immer entweder zu heiraten, Familie zu gründen und eine ah Housewife zu sein. Also immer zu Hause sein, kochen, aber meine Mutter hat mir immer gezeigt und gesagt, du sollst zur Schule, mach mal deine Karriere, du sollst auch zu Hause was kochen. Du sollst auch Familie gründen aber dabei, immer dabei, dass du mal erst mal deine Schule fertig hast. Und bin sehr dankbar, dass sie so eine Meinung hat. Weils sie hat eine Erfahrung, dass sie zur Schule nicht gehen konnte und Zeit zu Zeit ehm sie ist sehr traurig, ich kann diese Verletzung fühlen. Und ehm, egal zum Beispiel zu Hause bekommen wir einen Brief ehm, sie traut sich, aufzumachen, aber dann zum Lesen, dann versucht sie dann zum Beispiel, die Wort versteht sie nicht. Dann sagt sie, Kiki kannst du mir helfen? Ich mach das gerne ehm, ob ihre Eltern oder ihre Großeltern das erlauben könnten, würde, ich glaube, ganz gut für die sein. Ich glaube, ob sie ne Bildung hatte, ne Edukation, sie wäre Lehrerin, also sie würde eine Lehrerin sein. 

 

01:25:31 [Interviewer] 

Wie sind deine Eltern mit deiner Beziehung umgegangen mit deiner ersten Beziehung, mit deiner ersten Liebe?

 

01:25:36 [Teilnehmende]

Oh ja haha, kompliziert, war schlimm ehm.

 

01:25:42 [Interviewer]

Du warst auch noch sehr jung.

 

01:25:43 [Teilnehmende] 

Ja, war ich auch sehr jung. Es war in dem ersten Schuljahr von meiner Berufsschule. Also Freunde von Freunden, haben wir uns so getroffen ehm aber ich wusste nicht, dass wir auch so bisschen, also bisschen Familie sind, also Cousins.

 

01:26:04 [Interviewer] 

Ein bisschen verwandt seid?

 

01:26:05 [Teilnehmende]

Genau, Verwandte. Ehm, erst mal mein Vater war sauer, weil er hat das von mir nicht erwartet, dass ich also so jung eine Beziehung hatte. Er hat gedacht, dass ich jetzt zur Schule gehen und mich weiter zu educieren, weil er hat gesagt, eine Vierzehnjährige, Schule und Freund passt nicht. Hat meine Note bisschen verschlechtert. Deswegen er war sauer, ehm meine Mutter war ein bisschen schlimmer als mein Vater, ehm sie hat gesagt, du brauchst jetzt keinen Freund, du sollst diese Beziehung mit diesem Typ auflösen. Also mach mal deine Schule ob/so war konnte ich dich auch für jemand geben, also dich zu heiraten. Warum hast du nicht gesagt, dass du Freund haben willst, ich hab gesagt, Mama es ist meine erste Liebe, ich wusste nicht, wie das passiert ist. Und ehm manche Mutter und Tochter haben eine Beziehung eh, zum Beispiel als Freundinnen, ich habe großen Respekt von meiner Mutter und meinem Vater, ich hab mich geschämt, Wahrheit zu sagen dass ich ehm über solche Dinge, ich kann nicht mit meiner Mutter reden. Zum Beispiel mein Onkel und Tante schon, aber mit meiner Mutter und Vater ich hab so ne Grenze. Ich weiß es nicht, vielleicht kommt es, dass ich die Ältere bin, aber der Respekt hat mir nicht gelassen, zu sagen Papa, ich Freund. Papa, ich lieb ihn. Papa, ich weiß nicht oder Mama, ich mach das. Ehm, ich wollte aufhören, aber dann mein Herz hat was anderes gesagt. Wir hatten viele Probleme zu Hause davon, also ich durfte danach nicht rausgehen, meine Noten sind schlechter geworden, aber ich hab also an nix also gedacht, ich hab an, nur an schule und an ihn gedacht. Ehm zu Hause haben wir gesagt, dass wir nicht mehr zusammen sind, aber wir haben weiter [lacht] haben uns weiter gesehen. Es war so eine Periode, wo mein Vater, also wo meine Mutter mich zur Schule gebracht hat. Und mich abgeholt hat und in dieser Zwischenzeit ehm, wenn er kurz vor der Schule oder so, dann haben wir uns, also ich hatte Schule von sieben Uhr und dann hab ich zu meiner Mutter gesagt, ich gehe zur Schule aber um sechs Uhr [lacht]. Was? Warum so früh? Ich sagte, ich muss noch einkaufen, also für die Pause. Die Schule war bisschen weit weg, so zwanzig Minuten zu Fuß, dann hat ich ein bisschen was, womit ich meinen Eltern sage, hah, ich muss früher [.] Das hab ich auch gesagt, ah gemacht, wir haben uns zwischen diesen Zeiten gesehen. War schön, ähm aber es gab auch die Periode, wo ich meinen Papa verletzt hab mit dieses…

 

01:29:57 [Interviewer]

Wenn du jetzt darüber nachdenkst, also würdest du das rückgängig machen wollen?

 

01:30.03 [Teilnehmende]

[lacht] Vielleicht nicht meinen Vater verletzen, also nicht so viel.

 

01:30:11 [Interviewer]

Aber du hättest dann ja auch früh geheiratet?

 

01:30:17 [Teilnehmende] 

Ja, ich hätte.

 

01:30:19 [Interviewer] 

Wenn ihr zusammengeblieben wärt, jetzt?

 

01:30:21  [Teilnehmende]

Genau, also gab es auch Momente so, wenn ich, ich war im ersten Schuljahr. also bei der Berufsschule. ah diese Probleme haben angefangen, ich durfte nicht raus, ich konnte nicht meine Freundin treffen, ich konnte nicht ins Kino, ich konnte nicht nach draußen gehen.

 

01:30:40 [Interviewer]

Wegen der Beziehung dann?

 

01:30:41 [Teilnehmende] 

Wegen der Beziehung.

 

01:30:43 [Interviewer]

Hast du deine Eltern denn verstanden, dass die dich aus der Beziehung da raus haben wollten?

 

01:30:49 [Teilnehmende] 

Nein.

 

01:30:51  [Interviewer]

Und jetzt?

 

01:32:52 [Teilnehmende] 

Ein bisschen [lacht] ein bisschen, aber wenn man verliebt ist, eigentlich denkt man die anderen Sachen nicht. Also, dann eh, Liebe ist alle. Manche schon, manche Sache nicht. Also [.]

 

01:31:15 [Interviewer]

Wenn du die Möglichkeit gehabt hättest, in Mazedonien zu bleiben, wärst du in Mazedonien geblieben?

 

01:31:19 [Interviewer]

Ja, 100 prozentig, ja! Ich hab sogar versucht, ich hab mit meinem Vater, also er war in Mazedonien noch eh, haben wir mit meiner Mutter gesprochen, dass wir hierbleiben und so, dann hab ich jeden Tag meinen Vater angerufen, was will deine Frau, ich will nach Hause, ich will hier nicht bleiben. Warum macht ihr das so, ihr habt doch gesagt, dass wir bleiben hier nur zwei Monate, wir sollen nur ein bisschen Geld verdienen, dann gehen wir nach Hause, ich hab keine Freiheit hier, ich will nach Hause, ich vermisse mein Kissen. [lacht] Aber ja, er hat gesagt, danach gesagt, ob du nicht willst, dann gehen wir auch nicht, kommen wir auch nicht, dann arbeitet ihr, dann kommt ihr zurück. Aber danach hab ich mit meiner Mutter wieder gesprochen und haben wir entschieden in Deutschland zu bleiben. Obwohl es so schwierig war. [..]

 

01:32:28 [Interviewer]

Ja, ich hab keine Fragen mehr. Willst du mir noch was erzählen oder?

 

01:32:24 [Teilnehmende]

Ähm, [..] ob ich die Möglichkeit hatte, das ich in Mazedonien, was Besseres machen kann, weil ich würde so einen ehm, ne Organisation aufbauen das ich ein bisschen mehr Hilfe bieten kann. Wegen den eh, ehm, es geht um den, zum Beispiel Gesundheit.

 

01:33:10 [Interviewer]

Für die Roma Community meinst du jetzt?

 

01:33:11 [Teilnehmende] 

Genau weil die Roma eh…

 

01:33:16 [Interviewer]

Du willst einen Verein gründen?

 

01:33:18 [Teilnehmende]
Genau, weil zum Beispiel eine Roma Frau eh kann nicht regelmäßig zum Frauenarzt gehen. Und oder zum Beispiel, wenn man eine Krankheit hat, ne´ chronische Krankheit, dass man da zum Bespiel, dass man da was machen kann, das man irgendwie helfen kann. Das wäre mein Ziel, also ich hab das als Ziel, als mein Goal, ich hoffe, ich krieg das irgendwie hin.

 

01:33:53 [Interviewer]

Das hoffe ich für dich auch, vielleicht kann dir dabei helfen.

 

01:33:56 [Teilnehmende] 

Dankeschön.

 

01:33.57 [Interviewer] 

Ja, vielen Dank.

 

01:33:59 [Teilnehmende] 

Ich danke auch.

 

01:34:03 ENDE

 

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