Direkt Roma

Das Projekt DiREKt-Roma untersucht Diskriminierungserfahrungen und Resilienzstrategien von zugewanderten Rom*nja in NRW. Durch lebensgeschichtliche und thematische Tiefeninterviews werden Kontinuitäten und Brüche sichtbar gemacht, um Resilienz zu stärken und Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.

Was ist das Projekt DiREKt-Roma?

Das Projekt „Diskriminierung und Resilienz. Erinnerungen und Kontinuitäten unter Roma“ (DiREKt-Roma) wurde von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gefördert und wurde in Kollaboration zwischen Wissenschaftlerinnen der Universität der Bundeswehr München (Prof. Dr. Timothy Williams, Kirsty Campbell) [VERLINKUNG Website Professur] und dem Landesrat der Roma NRW umgesetzt. Das Projekt hat Erfahrungen von zugewanderten Romnja in NRW in Bezug auf erlebte Diskriminierung und ihre entwickelten Resilienzstrategien erhoben und untersucht, und dabei ein Augenmerk auf Kontinuitäten und Brüche in diesen Erfahrungen gelegt.

Methodik

Im Projekt DiREKt-Roma wurden Menschen aus den Communities in Interviewführung ausgebildet und dann wurden in lebensgeschichtlichen und anschließenden thematischen Tiefeninterviews Diskriminierungserfahrungen von Rom*nja sowie ihre Strategien der Resilienz und des Widerstands erhoben.

Fokus der Studie

Die Studie fokussierte auf Rom*nja mit Migrationserfahrungen aus Südosteuropa, und konnte damit komplexe Verflechtungen von Diskriminierungen sichtbar zu machen und Kontinuitäten über die Zeit (auch entlang von Migrationsgeschichten) nachzeichnen. Hierbei wurde eine vergleichbare Perspektive gewählt, um Aussagen über Diskriminierung und Gewalt sowie über den individuellen und kollektiven Umgang damit zu entwickeln.

Ergebnisse und Nutzen

Diese detaillierte Untersuchung der Verflechtungen und Kontinuitäten von Diskriminierung sowie Resilienz erlaubt nuancierte Aussagen mit Blick auf eine Stärkung der Resilienz innerhalb von Roma Communities sowie für Präventionsbemühungen. Um das Projekt und seine Ergebnisse in der Community zu verwurzeln, wurde es mit dem Landesrat der Roma NRW und einigen seiner Mitgliedsorganisationen konzipiert und wählt einen partizipativen Ansatz, bei der Menschen aus Roma Communities an allen Projektschritten der Datenerhebung und -auswertung beteiligt waren.

Durchführung der Interviews

Um Diskriminierung gegen Romnja und dessen Resilienz über einen langen Zeitraum zu verstehen und auch eher unsichtbare Formen aufzudecken, wurden lebensgeschichtliche Interviews geführt. Im Anschluss wurden in zweiten Interviews zuvor identifizierte Kernthemen untersucht, um die Diskriminierungserfahrungen und Umgangsformen vertieft zu verstehen. Insgesamt war das Ziel auch, Maßnahmen zur Bekämpfung von Antiziganismus und Diskriminierung zu entwickeln, die auf den bereits vorhandenen Umgang in den Romnja Communities aufbauen.

Stichprobe und Archiv

Die Community Interviewer*innen haben für das Projekt Interviews mit 55 Einzelpersonen durchgeführt und dabei in der Stichprobe verschiedene Merkmale wie Alter, Geschlecht, Arbeitsumfeld, Herkunftsland, Bildung und Religion berücksichtigt, um auch überlappende Formen der Diskriminierung zu erkennen. Die Transkripte und Audio-Mitschnitten der Interviews finden Sie im Projekt-Archiv [VERLINKUNG]; hierbei sind die Transkripte nur auf Wunsch der Interviewten zugänglich und teilweise pseudonymisiert.

Diskriminierung

Diskriminierung bedeutet die Benachteiligung von Menschen aufgrund persönlicher Merkmale. Laut AGG umfasst dies Rasse, ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion, Behinderung, Alter oder sexuelle Identität. Unser Projekt fokussiert auf rassistische Diskriminierung von Rom*nja. Andere Merkmale werden berücksichtigt, wenn intersektionale Diskriminierung vorliegt, wie etwa bei einer Romni, die wegen ihres Geschlechts und ihrer ethnischen Herkunft benachteiligt wird. Diskriminierung zielt auf negative Auswirkungen ab, kann aber auch unterhalb der Strafverfolgungsgrenze liegen.

Resilienz

Resilienz gewinnt zusammen mit Agency in der Forschung an Bedeutung, da es das Bild des passiven Opfers korrigiert. „Community Resilience“ betont die Stärkung ganzer Gruppen mit geteilten Diskriminierungserfahrungen. Michael Ungar definiert Resilienz als Prozesse, bei denen Individuen und Umwelt positiv interagieren. Sein Verständnis von Resilienz berücksichtigt mehrere Systeme und Ebenen, was besonders für Studien zu Diskriminierung nützlich ist. Diese analysieren Interaktionen zwischen Individuen und diskriminierenden Systemen (Bildung, Politik, Arbeit, Recht). Im Projekt wurden individuelle und gruppenbasierte Resilienzansätze untersucht, um Empfehlungen zur Stärkung der Community und Bekämpfung von Diskriminierung zu entwickeln.

Resilienz

Resilienz gewinnt zusammen mit Agency in der Forschung an Bedeutung, da es das Bild des passiven Opfers korrigiert. „Community Resilience“ betont die Stärkung ganzer Gruppen mit geteilten Diskriminierungserfahrungen. Michael Ungar definiert Resilienz als Prozesse, bei denen Individuen und Umwelt positiv interagieren. Sein Verständnis von Resilienz berücksichtigt mehrere Systeme und Ebenen, was besonders für Studien zu Diskriminierung nützlich ist. Diese analysieren Interaktionen zwischen Individuen und diskriminierenden Systemen (Bildung, Politik, Arbeit, Recht). Im Projekt wurden individuelle und gruppenbasierte Resilienzansätze untersucht, um Empfehlungen zur Stärkung der Community und Bekämpfung von Diskriminierung zu entwickeln.

Methodischer Zugang

Kollaboration und Ausbildung

Die Studie basiert auf einem partizipativen Ansatz, bei dem der Landesrat der Roma NRW mit dem wissenschaftlichen Team der Universität der Bundeswehr München (Prof. Dr. Timothy Williams, Kirsty Campbell) kollaboriert hat. Zehn Romnja aus der Community wurden in Interviewführung ausgebildet und führten lebensgeschichtliche Interviews mit 55 Romnja durch.

Auswertung und Vertiefung

Nach der gemeinsamen Auswertung der lebensgeschichtlichen Interviews entwickelten die Interviewer*innen zusammen mit dem wissenschaftlichen Team Leitfäden für themenzentrierte Interviews, die vertiefend mit denselben Interviewten durchgeführt wurden.

Analyse und Zielsetzung

Nach Transkription, Übersetzung und Analyse aller Daten tauschte sich das wissenschaftliche Team mit den Interviewer*innen über die Ergebnisse aus. Die Studie zielt darauf ab, nicht nur über Diskriminierung und Resilienz in der Roma-Community zu forschen, sondern dies aus der Community und für die Community zu tun.

Zusammenfassung des Projekts und der Ergebnisse

1. Projektüberblick

Diese Studie untersucht Diskriminierung gegen aus Südosteuropa zugewanderte Rom*nja und ihre Strategien im Umgang mit Antiziganismus in Deutschland. Fokus liegt auf Kontinuitäten und Brüche in der Diskriminierungserfahrung und der Entwicklung von Resilienz.

3. Diskriminierung in den Herkunftsländern

In ihren Herkunftsländern erleben Rom*nja antiziganistische Normalität, systematischen Ausschluss aus Bildungs-, Gesundheits- und sozialen Sicherungssystemen sowie einen Zyklus von Armut und vorurteilsbasierter Aussichtslosigkeit im Arbeitsmarkt.

5. Resilienzstrategien

Im Angesicht dieser Diskriminierungserfahrungen entwickeln Rom*nja individuelle und kollektive Resilienzstrategien. Einige verstecken ihre Identität, ziehen sich in sichere soziale Räume zurück, suchen Unterstützung innerhalb und außerhalb der Community oder setzen sich aktivistisch ein.

2. Herkunft und Migration

Die meisten Interviewten haben Migrations- oder Fluchterfahrungen aus Bulgarien, Rumänien, Nordmazedonien, Serbien oder Kosovo. Einige sind als Kinder zugewanderter Rom*nja in Deutschland geboren.

4. Diskriminierung in Deutschland

Auch in Deutschland berichten Rom*nja von Diskriminierung in nahezu allen Lebensbereichen, besonders im Bildungssektor und im Kontakt mit Ämtern und Behörden. Sie erleben Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, bei der Wohnungssuche und im Gesundheitssystem und werden oft von der Gesellschaft und staatlichen Stellen verdächtigt.

6. Perspektiven für Resilienz

Viele Interviewte sehen eine Perspektive für Resilienz in der Integration in Deutschland, insbesondere durch Bildung und Arbeit. Dies kann mit Formen der kulturellen Resilienz wie der Bewahrung von Traditionen, Sprache und Werten ergänzt oder in Konflikt stehen.

Projekt Archiv

Hier finden Sie viele der lebensgeschichtlichen und themenzentrierten Interviews des Projekts DiREKt Roma. Interviewte entschieden, wie ihre Interviews veröffentlicht wurden. Die meisten Interviews sind als Transkripte oder Audio-Dateien verfügbar, einige sind pseudonymisiert. Nicht alle Interviews sind im Archiv, da manche nur zur wissenschaftlichen Auswertung dienen. Nutzen Sie die Suchfunktion, um nach Altersgruppe, Geschlecht und Geburtsort zu suchen.