Name der interviewten Person Fazilje Bajramovski
Geschlecht weiblich
Alter 27
Religion/Glaubenszugehörigkeit moslem
Herkunftsland In Deutschland geboren
Herkunftsland der Eltern Nordmazedonien
LG/TZ LG
Speaker 1 [00:00:01]
Ja, dann fangen wir an! Ich habe dir gerade erzählt, was das für ein Projekt ist. Dass das ein Forschungsprojekt ist, in dem Diskriminierung und Resilienz anhand der Lebensgeschichte festgestellt wird. [Zustimmendes Geräusch Speaker 2] Ich werde dir Fragen stellen zwischendurch, die du beantworten kannst oder auch nicht. Das ist dir überlassen. Weil du erzählst wirklich nur das, was du erzählen möchtest. Okay. Können wir anfangen?
[Zustimmendes Geräusch Speaker 2] Gut. Erzähl mir mal einfach von deinem Leben.
Speaker 2 [00:00:46]
Also, ich bin 1996 im wunderschönen Aachen geboren und aufgewachsen, habe 2016 dann geheiratet. Davor natürlich war ich in der Schule. Genau. Und ja, bin jetzt Mama von zwei wundervollen Kindern.
Speaker 1 [00:01:15]
Du bist in Aachen geboren?
Speaker 2 [00:01:17]
Ja.
Speaker 1 [00:01:18]
Und auch hier aufgewachsen?
Speaker 2 [00:01:20]
Richtig.
Speaker 1 [00:01:20]
Und zur Schule gegangen?
Speaker 2 [00:01:22]
Genau.
Speaker 1 [00:01:22]
Und die Ausbildung gemacht?
Speaker 2 [00:01:24]
Genau. [lacht]
Speaker 1 [00:01:24] [lacht]
Geheiratet?
Speaker 2 [00:01:28]
Und Kinder bekommen. [lacht laut]
Speaker 1 [00:01:31]
Okay. Ähm, [kurze Pause] Was weißt du über deine Vorfahren?
Speaker 2 [00:01:44]
Was denn speziell?
Speaker 1 [00:01:45]
Großeltern zum Beispiel.
Speaker 2 [00:01:48]
Meine Großeltern. Ähm, die haben schon immer sehr hart gearbeitet. Ja, damit sie ein gutes Leben haben. Ein besseres Leben als deren Vorfahren und haben meinem Vater und seinen Geschwistern das bestmögliche, ähm, ja geboten, glaube ich.
Speaker 1 [00:02:18]
Wo sind die? Wo haben die gelebt?
Speaker 2 [00:02:22]
In Serbien und in Mazedonien. Aber mehr in Serbien.
Speaker 1 [00:02:29]
Was haben die denn gearbeitet?
Speaker 2 [00:02:33]
Sie waren Händler auf dem Markt. Und ja, ich glaube, dass [lacht]
Speaker 1 [00:02:42]
Okay. Hast du, oder welche Erinnerungen hast du denn an deine Großeltern?
Speaker 2 [00:02:48]
Meine Großeltern waren zwei sehr liebevolle Menschen, sehr fürsorglich und, ja, haben uns mit Liebe überschüttet, waren immer für uns da.
Speaker 1 [00:03:01]
[kurze Pause] Ähm, die leben nicht mehr?
Speaker 2 [00:03:10]
Nein, nicht mehr. Nein, Sie sind gestorben.
Speaker 1 [00:03:14]
Wie alt warst du, als die gestorben sind?
Speaker 2 [00:03:19]
Ich meine, ich war 13 oder sogar jünger, zwölf. Wahrscheinlich, ja, zwölf.
Speaker 1 [00:03:38]
[kurze Pause] Welche Beziehung hattest du denn zu deinen Großeltern? Beschreib die mal.
Speaker 2 [00:03:44]
Ja eine sehr enge Beziehung, würde ich behaupten. Also, wir sind wirklich fast jedes Wochenende zu denen gegangen, als die nach hier gekommen sind. Wir haben, ja, [kurze Pause] sehr, sehr eng auf jeden Fall.
Speaker 1 [00:04:14]
[kurze Pause] Und wie würdest du deine Mutter beschreiben?
Speaker 2 [00:04:20]
Sehr, sehr fürsorglich. Also das ist meine beste Freundin. Mit ihr kann ich über alles sprechen. Egal, was ist, sie ist immer da. Und ja, meine beste Freundin.
Speaker 1 [00:04:36]
Wie würdest du denn die Beziehung zu deiner Mutter beschreiben?
Speaker 2 [00:04:41]
Ich glaube, das ist ein sehr, sehr enges Verhältnis. Ich war für sie immer da. Sie war immer für mich da. Also, es ist sehr eng, wirklich.
Speaker 1 [00:05:00]
[kurze Pause] Und, beschreib mal mein Vater.
Speaker 2 [00:05:04]
Mein Vater ist auch mein bester Freund. Ich habe wirklich das Glück, dass ich wundervolle Eltern habe, die mir jede Freiheit gegeben haben und die Werte, die sie mir weitergeben. Ich bin ein bisschen aufgeregt, es tut mir leid.
Speaker 1 [00:05:28]
Alles gut, alles gut. Ähm, gibt es irgendwelche Ereignisse oder Geschehnisse, was deine Eltern betrifft, die dich geprägt haben?
Speaker 2 [00:05:43]
[kurze Pause] Ja, bestimmt. Also, ich glaube, das ist ziemlich tiefgründig. Und ich habe eine Gegenfrage. Was Explizit? Was im Detail wäre das?
Speaker 1 [00:06:03]
Deine Eigenschaften, Charakter, Weltanschauung, solche Sachen. Ob deine Eltern dich in der Hinsicht geprägt haben?
Speaker 2 [00:06:23]
[kurze Pause] Können wir das kurz unterbrechen?
Speaker 1 [00:06:25]
Nein.
Speaker 2 [00:06:26]
Bitte.
Speaker 1 [00:06:26] [lacht]
Nein.
Speaker 2 [00:06:30]
Also, ich habe sehr, sehr früh damit angefangen, Verantwortung zu übernehmen, würde ich mal sagen. [kurze Pause] Ähm, [kurze Pause] ich will das unterbrechen gerade.
Speaker 1 [00:06:49]
Okay.
Speaker 2 [00:06:50]
Tschuldigung. Ich weiß nicht, aber irgendwie.
(Das Interview wurde auf Wunsch unterbrochen und ich habe die Aufnahme gestoppt. Sie gab zu, dass es das erste Mal war, dass sie interviewt wird und dass sie sehr aufgeregt ist. Ich habe ihr angeboten, das Interview zu beenden, was sie abgelehnt hat. Es hat ca. 10 min. gedauert, bis sie wieder lockerer wurde, so dass wir das Interview weiterführen konnten.)
Speaker 1 [00:06:58]
Also erzähl einfach weiter.
Speaker 2 [00:07:00]
Also all die Werte, die meine Eltern mir beigebracht, also weitergegeben haben, das waren Werte wie: du kannst immer zu mir kommen, du kannst über alles mit mir reden und, ja, du darfst anders sein. Du darfst dich so entfalten, wie du Lust und Laune hast. Aber wir sind immer für dich da. Also, die haben mir das so vorgelebt. Diese Freiheit und Freundschaft. Und genau das war so immer das im Vordergrund, wo ich gesagt hab, das hat mich geprägt.
Speaker 1 [00:07:50]
Was ist mit, ähm, Selbstbewusstsein? Was ist mit Kampf für eine Sache? Was ist mit nicht aufgeben? (Ich habe die Frage so gestellt, weil ich sie so kenne und ich sie bisher so wahrgenommen habe)
Speaker 2 [00:08:04]
Ja, das sind auf jeden Fall Eigenschaften, die ich sehr früh, sehr schnell weiterentwickelt habe. Weil meine Eltern, also vor allem mein Vater, hat mir immer beigebracht, dass ich für die Sache kämpfen soll, für die, an die ich halt glaube. Und ja, er hat mir immer gesagt, dass ich für das kämpfen soll, was ich ja, was ich machen will, das soll ich einfach machen. Für das soll ich einfach kämpfen. Ja.
Speaker 1 [00:08:48]
Hast du Geschwister?
Speaker 2 [00:08:50]
Ja. Zwei Brüder. Einen jüngeren und einen älteren.
Speaker 1 [00:08:56]
Wie ist denn euer Verhältnis?
Speaker 2 [00:09:00]
Sehr eng. Also, ich würde sagen, auch sehr freundschaftlich und sehr vertrauensvoll. Und ja.
Speaker 1 [00:09:17]
Ähm, [kurze Pause] Jetzt bist du das einzige Mädchen?
Speaker 2 [00:09:19]
Ja.
Speaker 1 [00:09:21]
Hast du irgendwann mal Nachteile gespürt, weil du ein Mädchen bist?
Speaker 2 [00:09:27]
Ich stell das gerne immer so hin, aber ich glaube nicht. [lacht] Ich tatsächlich nicht. Wir sind immer gleichberechtigt groß geworden. Das war unsere Erziehung. Und ich muss irgendwie nicht doppelt und dreifach irgendwie kämpfen, damit ich eine Sache auch haben darf oder nicht. Also, das war bei uns ganz gleichberechtigt alles.
Speaker 1 [00:10:01]
Was würdest du sagen? Bist du von deinen Geschwistern auf irgendeine Art und Weise beeinflusst worden? Was deinen Charakter angeht?
Speaker 2 [00:10:17]
Ja, vor allem von meinem großen Bruder. Er hat mir schon sehr viel Selbstvertrauen geschenkt dadurch, dass er mich immer motiviert hat, immer weiter zu machen, egal in welcher Art und Weise. Er hat mich immer begleitet durch die schwierigsten Lebensphasen, die ich hatte und ja, genau. Mein kleiner Bruder hat mir auf jeden Fall Verantwortung beigebracht, dass ich sehe, dass ich Verantwortung lerne. Für mich bin, also dass ich wirklich auf mich selbst gestellt sein kann, also dass ich wirklich alles schaffen kann, was ich mir vornehme. Und ja, dadurch, dass er so klein war oder ist, er ist nicht mehr so klein. Aber ja, ich habe sehr viel Erziehungswesen an ihm ausprobiert. [lacht] Ja.
Speaker 1 [00:11:35]
Gibt es etwas, was dich von deinen Geschwistern unterscheidet?
Speaker 2 [00:11:40]
Ich glaube, ich bin sehr sensibel und gehe auf, auf Menschen eher zu als die auf mich. Also ja, ich glaube, ich bin sehr selbstbewusst und ich glaube, das wars, ja.
Speaker 1 [00:12:07]
Okay, erzähl mir mal von deiner Kindheit.
Speaker 2 [00:12:12]
Meine Kindheit war sehr verspielt, kreativ und ich bin sehr behutsam aufgewachsen. Dennoch sehr frei. Und ja, ich habe, ich durfte alle Erfahrungen machen, die ich machen wollte. Und zwar mit Grenzen. Wie es auch so sein sollte. Ja, mir wurden sehr viel Werte wie Respekt und Anstand beigebracht, dass ich höflich sein soll und Ältere respektiere, dass ich immer hilfsbereit sein sollte und das sagen soll, was ich denke.
Speaker 1 [00:13:03]
Okay, kannst du von irgendwelchen Kindheits-Freundschaften erzählen?
Speaker 2 [00:13:12]
Ähm, Kindheits-Freundschaften? Ja, also Freunde in dem Sinne hatte ich nicht so. Ich habe eine sehr große Familie. Ich habe Cousins und Cousinen, mit denen ich aufgewachsen bin und meine ganze Kindheit habe ich mit denen verbracht.
Speaker 1 [00:13:41]
Ähm, [kurze Pause] Erzähl mir mal von deiner Schulzeit.
Speaker 2 [00:13:46]
Die Grundschule war wie Grundschule. Also, das war ganz okay. In der vierten Klasse zum letzten Schuljahr hat es dann angefangen mit Mobbing. Also ich war ein pummeliges Mädchen und die haben mich gezankt. Und ja, da hatte ich so den ersten Kontakt mit Mobbing in der weiterführenden Schule, wurde es dann sehr schlimm für mich. Bis zur sechsten, siebten Klasse. Tatsächlich wurde ich nonstop gemobbt in einem richtig hohen Niveau. Ja, aufgrund dass ich pummelig war, ein bisschen dicker war, ein bisschen anders war und die Kinder dort haben einfach, konnten einfach nicht damit umgehen. Also selbst die Lehrer, wo ich die angesprochen habe, die haben nicht darauf reagiert oder haben das so abgetan. Das sind ja nur Zankereien oder so, aber mich hat das schon sehr geprägt. Ich habe da auch sehr viel von mitgenommen. Ja, das ist ein bisschen komisch, aber dieses Selbstbewusstsein habe ich halt durch diese Zeit erlangt.
Speaker 1 [00:15:03]
Kannst du denn so Mobbing-Situation beschreiben?
Speaker 2 [00:15:09]
Ja, also, ähm, ich. Ja, ich werde jetzt emotional, weil ich das eigentlich fast keinem so erzählt habe. Ähm.
Speaker 1 [00:15:21]
Also du musst es nicht erzählen, wenn du nicht willst.
Speaker 2 [00:15:25]
Ich konnte teilweise nicht mal mein Brot essen und [weint]
Ich bin in den Pausen. [lacht und weint gleichzeitig] Bin in den Pausen dann auf Toilette immer gegangen, weil die mich nicht allein gelassen haben, also in Ruhe gelassen. Und andere vermeintliche Freunde haben sich dann auch abgewendet, weil die halt auch Angst hatten, gemobbt zu werden. Und ja, dann habe ich halt mein Pausenbrot in der Toilette gegessen. [kurze Pause] Ja, nicht nur das. Im Unterricht nonstop, also wirklich mit Sachen beworfen. Ja, egal was du machst, es war einfach falsch.
Speaker 1 [00:16:29]
Aber irgendwann mal hat, hast du das ja überwunden, oder? [ Speaker 2: Ja] Wie ist es dazu gekommen?
Speaker 2 [00:16:39]
Ich glaube, das war einfach nur, [atmet tief ein und aus] ja mir hat es einfach gereicht, glaube ich. Und irgendwo. Ich habe dann oft mal, oh Gott, [weint] war ich vor dem Spiegel und habe mir gedacht: Wie siehst du aus? [lacht und weint] Und ja, es waren viele Faktoren einfach. Die spielten eine große Rolle und durch den Stress kamen Pickel und die Pubertät kam dazu. Und das war dann so schlimm für mich, dass ich im Hochsommer einfach lange Kleidung anhatte, weil ich mich geschämt hab und da war so der Punkt, wo ich mich auch auf einem Foto gesehen habe. Da dachte ich mir: Sehe ich so aus? [lacht und weint] Und dann habe ich, ja, dann habe ich diesen Ehrgeiz, einfach mich gesünder zu ernähren und Sport zu machen. Das war eigentlich einfach nur für mich. Gib mal ein Taschentuch, bitte. [lacht] Das war einfach nur für mich. Und dadurch habe ich dann ganz schnell abgenommen. Und als ich dann schlank war und so normal in Anführungszeichen ausgesehen habe, dann wollten irgendwie alle meine Freunde sein. Aber in der Zeit habe ich dann gesagt: Nee, ich such mir jetzt meine Freunde selber aus und die, die mich geärgert haben, wollten auf einmal mit mir was machen. Und da habe ich gesagt: Ne, ich will nicht eure Freundin sein. Ja, genau. Und irgendwann mal wurde es besser. Ich hatte einen super Freundeskreis und, ja habe dann meinen Abschluss in der weiterführenden Schule gemacht und dann im Berufskolleg und das war dann was ganz anderes. Ich hatte dann direkt Freunde, das war direkt von Anfang an. Dann hat sich dieses Selbstbewusstsein in mir widergespiegelt und dann bin ich auch ganz anders auf Leute zugegangen.
Speaker 1 [00:19:24]
[kurze Pause] Ja, vielen Dank dafür. Und ähm, [kurze Pause] andere Konflikte außer dieser Mobbing Sachen gab es in der Schulzeit nicht?
Speaker 2 [00:19:47]
Ähm nein. Mit Lehrern oder so.
Speaker 1 [00:19:50]
Oder auch Mitschüler?
Speaker 2 [00:19:53]
Konflikte? Ne, eigentlich nicht. Also, ich habe, die sind mir einmal, bis nach Hause wollten die mich verfolgen mit dem Bus. Da war aber zum Glück meine Mutter und da bin ich zu ihr gelaufen. Seitdem hat es dann auch aufgehört, weil sie dann mit den Eltern gesprochen hat. Ja, also, genau. Das wars dann.
Speaker 1 [00:20:30]
Okay. Erzähl mir mal von deinem Leben nach der Schule.
Speaker 2 [00:20:39]
Nach der Schule? Ich war in einer festen Beziehung mit meinem jetzigen Mann. Wir haben uns kennengelernt und ähm. Ja, es führte eins zu dem anderen. Und wir haben uns dann dazu entschieden zu heiraten. Ähm, ja.
Speaker 1 [00:21:03]
Wann hast du denn dein Elternhaus verlassen?
Speaker 2 [00:21:12]
Mein Elternhaus habe ich verlassen als ich, ja, ich war schwanger und in der Zeit, wo wir entschieden haben zu heiraten. Das war so der Zeitpunkt, wo ich ausgezogen bin.
Speaker 1 [00:21:40]
Wie ist es denn zu dieser Heirat gekommen?
Speaker 2 [00:21:45]
Also, ich habe mich. Ja, ich war da 19 und habe einen Termin beim Standesamt gemacht. Und, ähm, ja, die Frau vom Standesamt hat mir dann erst mal eine Liste gegeben, was ich alles besorgen soll. Das haben wir gemacht und in dem Termin, als wir dann den Termin bekommen haben zu dieser Vorstellung oder so, dann habe ich die Sachen natürlich alle mitgebracht. Und ähm, dann hieß es aber, dann wurde mein Mann hier rausgebeten, damit die Frau mit mir ein persönliches Gespräch führen soll. Und dann hat sie mich gefragt, als wir alleine waren hat sie mich befragt zu der Beziehung und wie wir uns kennengelernt haben. Und dann hat sie gesagt, hat sie mich gefragt, ob ich ein intimes Mal von meinem Mann, ähm, ihr verraten könnte. Also das heißt: Narben oder Muttermale oder sonst irgendein Merkmal, das man nicht auf dem ersten Blick sehen kann. Also ein intimes Merkmal. Und dann war ich erst mal perplex und gefragt: Wieso? Was spielt denn das für eine Rolle? Was möchten Sie denn jetzt damit erreichen? Oder warum brauchen Sie diese Information? Und sie hat dann gesagt: Ja, Sie wissen aber schon, dass die Scheinehe bei uns strafbar ist. Ich so: ja, klar, aber. Ich war sehr entsetzt und über diese Frage überhaupt. Und sie meinte dann: Ja, Sie wissen, dass da eine Geldstrafe eine große Rolle spielt und bla bla bla, hat sie mich da aufgeklärt. Ich so: hören Sie mal, ich möchte das jetzt nicht mehr weiter hier diskutieren. Man muss auch sagen, ich war da hochschwanger und das dann anzuzweifeln, ist wirklich lächerlich, meiner Ansicht nach. Ja, dann wurde mein Mann wieder rein gebeten und wurde auch noch mal aufgeklärt wegen dieser Scheinehe. Und sie hat dann zwei, dreimal laut und deutlicher gefragt, ob er jetzt wohl Deutsch verstehe oder nicht oder ob wir einen Übersetzer oder Dolmetscher brauchen für die Eheschließung. Aber ich habe gesagt: er braucht hier keinen Dolmetscher. Er spricht ja gut Deutsch. Ja, und so bin ich dann sehr aufgeregt nach Hause und war sehr sauer und hab alles meinem Vater erzählt, woraufhin wir noch mal das Gespräch mit dem Verantwortlichen, dem. Wie heißt das?
Speaker 1 [00:25:03]
Leiter?
Speaker 2 [00:25:04]
Genau, dem Leiter vom Standesamt, den Teamleiter ja angerufen haben und das Gespräch mit ihm gesucht haben und den Fall dann noch mal erklärt haben. Er hat sich natürlich entschuldigt und hat gesagt, dass es halt nicht mehr vorkommt. Ja, und damit wurde die Sache dann abgetan. Ja.
Speaker 1 [00:25:31]
Du hattest derzeit die deutsche Staatsangehörigkeit?
Speaker 2 [00:25:37]
Ja, genau. Richtig.
Speaker 1 [00:25:42]
Okay. Ähm.
Speaker 2 [00:25:46]
Ja, mein Mann hat die mazedonische Staatsangehörigkeit, ist dann von Mazedonien nach hier zugewandert zu mir, also weil ich schwanger war und wir eigentlich eine ganz normale Familie sein wollten und einfach nur heiraten und zusammenziehen wollten. Wobei das halt nicht so leicht ging, wie ich damals mit meinen 19 Jahren gedacht habe. Ja, das war ein langer Weg dann bis nach da.
Speaker 1 [00:26:22]
Und, haben Sie hier in Deutschland die, ähm, nicht nur Standesamt, sondern auch andere Institutionen, irgendwie, hast du dich da benachteiligt gefühlt?
Speaker 2 [00:26:44]
Ich muss mal überlegen. [kurze Pause] Ich glaube nicht. Nein.
Speaker 1 [00:26:55]
Okay. Hast du gearbeitet?
Speaker 2 [00:27:00]
Ja, Ich habe meine Ausbildung abgeschlossen. Habe danach im Pflegedienst gearbeitet. Eine Zeitlang. Und ja, wurde dann schwanger.
Speaker 1 [00:27:14]
Und die Ausbildung. Welche Ausbildung hast du gemacht?
Speaker 2 [00:27:16]
Sozialassistentin.
Speaker 1 [00:27:21]
Bei der Arbeit, hat es dir da gefallen?
Speaker 2 [00:27:24]
Ja, es war. Ja, das war mein Traumjob sozusagen. Das habe ich, wollte ich schon immer machen.
Speaker 1 [00:27:37]
Wie kam das, dass das dann ein Traumjob ist?
Speaker 2 [00:27:40]
Ja. Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten. Ich liebe es, den anderen zu helfen. Ich bin sehr hilfsbereit. Und ja, das macht mir einfach Spaß.
Speaker 1 [00:27:54]
Würdest du sagen, warst du in der Familie so eine Person, die immer den anderen geholfen hat?
Speaker 2 [00:28:04]
Ja.
Speaker 1 [00:28:05]
Wenn es darauf kam. [Zustimmendes Geräusch Speaker 2] Gibt es da konkrete Beispiele?
Speaker 2 [00:28:10]
Ja also, das allererste Beispiel ist meine Großtante. Sie ist 2017 oder 18 an Brustkrebs erkrankt. Die habe ich dann gepflegt und habe sie überall mit hinbegleitet. Die ganzen Operationen, Beratungsgespräche und Anträge habe ich für sie gemacht. Also alles, was damit zu tun hat, habe ich auch erledigt. Ähm, ja, kurz daraufhin ist meine Mutter ebenfalls an Brustkrebs erkrankt. Dann war noch mal die ganze Prozedur von vorn. Parallel dazu hatte meine Großtante, die schon Brustkrebs hatte, auch Lungenkrebs gehabt. Und da habe ich dann parallel auch die Sachen erledigt, also ich habe wirklich sehr viel gemacht in letzter Zeit.
Speaker 1 [00:29:20]
[kurze Pause] Welche Rolle spielt denn deine Identität als Romni?
Speaker 2 [00:29:31]
[kurze Pause] Auf welche?
Speaker 1 [00:29:31]
In deinem Leben.
Speaker 2 [00:29:33]
Eine sehr große Rolle. Also, ich glaube, das ist mein, ähm. Ja, das ist, wie du schon sagtest, meine Identität. Damit identifiziere ich mich. Das ist meine Kultur, meine Werte, mein Alles einfach. Das ist, das bin einfach ich.
Speaker 1 [00:29:50]
Gab es Situationen, wo du dich daran erinnern kannst, wo du festgestellt hast, dass du eine Romani bist?
Speaker 2 [00:30:03]
Ja, mein Vater. Ich bin damit groß geworden. Ich bin schon sehr, sehr früh damit großgeworden, dass wir Roma sind, also ich habe von Anfang an nur das gehört. Also ich habe nie irgendwie was anderes auch gesagt, dass ich hier aus Mazedonien bin oder so. Das war für mich immer klar.
Speaker 1 [00:30:32]
Wie haben die Leute darauf reagiert?
Speaker 2 [00:30:36]
Sehr erstaunt, würde ich sagen. Sie waren sehr erstaunt, dass es überhaupt so was gibt, so eine Spezies. [lacht] Und dann wie, direkt mit Vorurteilen gekommen und gefragt: Ja lebt ihr denn in einem Wohnwagen oder macht ihr auch Musik und habt ihr eine eigene Sprache? Es ist teilweise ein sehr großes Interesse, aber auch halt sehr, sehr starke Vorurteile leider noch, die noch bestehen und da muss man sehr, sehr oft aufklären. Es ist ehrlich gesagt sehr ermüdend, das immer wieder zu sagen, aber dafür sind wir ja da, damit wir das halt bekanntgeben und weiterverbreiten.
Speaker 1 [00:31:28]
Kannst du so einen Moment einer Begegnung mit einem nicht aufgeklärten mal beschreiben?
Speaker 2 [00:31:37]
Ähm, ja. Lass mich überlegen. Das war mein früherer Arbeitgeber. Der hat auch gefragt. Er war sehr, sehr interessiert daran. Bist du Türkin? Dann sage ich: Nein, ich bin keine Türkin. Ich bin Roma. Ja, wie, Italien, oder was? Nein, ich bin Roma. Das ist eine ethnische Gruppe, die. Dann habe ich das alles erklärt. Und er war indirekt so: Boah aber ey, du sprichst aber wirklich sehr gut Deutsch. Ja, danke. Du auch so. Und dann haben wir darüber gelacht und so. Den Gag habe ich von meinem Vater übrigens. Genau, dann sind wir so ins Gespräch gekommen und er war sehr erstaunt darüber, was er grad gehört hat, so als würde er wirklich was ganz neues hören. Und ja, es war eigentlich irgendwo eine positive Erfahrung, weil ich mein Wissen halt weitergeben konnte.
Speaker 1 [00:32:52]
Okay. Jetzt hast du ja eigene Familie.
Speaker 2 [00:32:56]
Ja.
Speaker 1 [00:32:58]
Zwei Kinder.
Speaker 2 [00:33:00]
[Zustimmendes Geräusch]
Speaker 1 [00:33:06]
Ähm, wie würdest du denn [kurze Pause] deinen Partner beschreiben?
Speaker 2 [00:33:18]
[lacht] Sehr liebevoll, aufmerksam und fürsorglich. Ja, das sind so seine Eigenschaften, also stur und eigenwillig auf jeden Fall [lacht]. Ja, das sind so seine Eigenschaften. Er ist sehr fürsorglich, er guckt immer, dass es allen gut geht. Und am Ende guckt er, dass er so seine Sachen macht. Dann kommt er erst. Wenn alle anderen gut versorgt sind, dann ist er an der Reihe.
Speaker 1 [00:33:56]
Hat er dir über seine eigene Kindheit erzählt oder Schulzeit oder Erlebnisse die er hatte? Gibt es ein Erlebnis, wo du sagt: Boah, das ist schon heftig.
Speaker 2 [00:34:08]
Ja.
Speaker 1 [00:34:10]
Möchtest du darüber reden?
Speaker 2 [00:34:12]
Ich weiß nicht, ob ich das erzählen darf. [lacht] Also ja, schon. Ich kann ein Erlebnis erzählen von ihm. Er ist mit seiner Oma, also mit seinen Großeltern aufgewachsen. Mehr weil seine Eltern immer und wieder ja, ähm, arbeiten waren und geguckt haben, dass sie was zu essen haben zu Hause damit sie gut leben können und genug Geld verdienen konnten. Und deshalb mussten die den Kürzeren ziehen, die Kinder und auf sich allein gestellt irgendwie so durchkommen.
Speaker 1 [00:34:54]
Mit Großeltern?
Speaker 2 [00:34:55]
Ja genau. Mit den Großeltern. Das ist so das, die eine Sache. Die andere Sache darf ich glaube ich gar nicht erzählen.
Speaker 1 [00:35:09]
Okay. Wie würdest du denn das Anpassen und die Integration von deinem Mann beschreiben?
Speaker 2 [00:35:30]
Also der hat das sehr, sehr gut gemacht. Er war sehr lernbereit. Er hat sehr schnell die Sprache gelernt. Er hat sich schnell angepasst an das Leben hier. Also er war halt sehr interessiert, vor allem, das alles zu lernen. Und er ist sehr ehrgeizig. Er hat von vornherein wirklich Schule gemacht, die Sprache vernünftig gelernt und nebenbei gearbeitet. Er hatte zwei, drei Arbeitsstellen und ja, er hat alles gegeben.
Speaker 1 [00:36:14]
Welche Ausbildung hat er?
Speaker 2 [00:36:16]
Elektriker für Gebäudetechnik, Energie- und Gebäudetechnik.
Speaker 1 [00:36:22]
Das hat er hier gelernt?
Speaker 2 [00:36:23]
Ja, er hat die Ausbildung eigentlich in Mazedonien schon angefangen, hat die aber erstmal abgebrochen, weil er für seine Eltern und er nach hier gekommen sind, um hier ein besseres Leben zu führen. Allerdings ist eins zu dem anderen gekommen und die sind dann wieder zurück. Genau. Und deswegen hat er dann seinem Vater geholfen auf dem Markt zu verkaufen. Die waren Händler und die mussten einfach Geld verdienen. Also der hat dann die Ausbildung hier dann fertig gemacht. Dreieinhalb Jahre.
Speaker 1 [00:37:11]
Was würdest du sagen, war irgendein Glücksmoment im Leben bis jetzt, was du, wo du dich gern daran erinnerst oder worüber du immer wieder gern redest.
Speaker 2 [00:37:31]
Ja, auf jeden Fall. Die Geburt von meinen Kindern. Das ist das glücklichste überhaupt. Das war das Erlebnis, was mich am meisten geprägt hat. Bis jetzt. Also glücklich geprägt, wirklich.
Speaker 1 [00:37:52]
Ähm. Hat dich denn dieses Ereignis auch geprägt? Oder dich ähm, irgendwie auf eine Weise gestärkt, oder was würdest du sagen?
Speaker 2 [00:38:10]
Ja, auf jeden Fall. Also mit der Geburt eines Kindes. Vor allem die erste Geburt, jetzt von meiner Tochter. Sie ist mittlerweile sechs. Ich war da 19 und also fast, doch ich war da 20 bei der Geburt als ich sie bekommen habe. Da hat man, das erste Mal habe ich gedacht: Oh, jetzt bist du wirklich auf dich selber gestellt. Das war so der Moment, wo ich realisiert habe: Du hast eine immense Verantwortung für dieses kleine Lebewesen. Also du bist wirklich jetzt verantwortlich, damit es diesem Baby gut geht. Und so bin ich auf jeden Fall am meisten gewachsen in der Erziehung meiner Kinder. Auf jeden Fall.
Speaker 1 [00:38:58]
Okay. Jetzt rückblickend würdest du etwas anders machen wollen?
Speaker 2 [00:39:12]
Bestimmt einiges. Aber alle Erlebnisse und alle Erfahrungen haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Haben so meinen Charakter gebildet oder entwickelt. Auf jeden Fall. Also, ich würde alles so lassen wie es ist.
Speaker 1 [00:39:31]
Also würdest du nichts ändern wollen?
Speaker 2 [00:39:34]
Nein.
Speaker 1 [00:39:35]
Vielleicht eine Sache, die du hättest, machen wolltest, würdest?
Speaker 2 [00:39:41]
Ja, bestimmt [lacht]. Hinsichtlich der Schule oder Karriere auf jeden Fall. Aber alles andere ist so top, wie es ist. Ich bin glücklich.
Speaker 1 [00:39:54]
Hinsichtlich der Schule oder Karriere. Was wäre denn das?
Speaker 2 [00:39:59]
Studieren, Weiterbilden? Ja, die Sache, aber es ist ja nie zu spät.
Speaker 1 [00:40:04]
Okay. Ja, gut. Vielen Dank. Gibt es denn etwas, was du noch erzählen würdest, was wir nicht thematisiert haben?
Speaker 2 [00:40:21]
Ich finde es sehr, sehr gut, dass ihr so was macht. Ich bin sehr stolz, dass wir sowas, dass ich einen Beitrag dazu leisten kann. Und ja, vielen Dank für das Interview. Es hat mir Spaß gemacht. Ach so, stimmt. Mir ist gerade was eingefallen: Es war doch noch ein Erlebnis, wo ich, was ich erlebt habe. Das war, als ich einer Frau, einer älteren Frau helfen wollte, ihr mit dem Haushalt. Ich habe da eine Stelle gesehen und die hat mir gepasst wegen der flexiblen Zeiten. Ja, da bin ich hingegangen und habe einen Probetag gemacht bei ihr und habe alles bei ihr geputzt, das ganze Haus. Habe sie unterstützt. Wir haben uns ein bisschen kennengelernt und ja, nach der Zeit, wurde ich mit dem zweiten, also mit meinem Sohn schwanger und habe ihr dann gesagt: Hör mal zu, das klappt doch nicht. Ich muss leider aufhören, und ja. So war es eigentlich auch alles tipptopp. Wir haben uns verabschiedet und haben noch geschrieben. Nach einer Zeit, also da, wo ich aufgehört habe, war es Januar. Und im Juni letzten Jahres kamen dann zwei Polizisten. Ich hochschwanger. Wieder mal mein Glück mit der Schwangerschaft. Haben an meine Tür gehämmert um 6:00 morgens und hatten einen Durchsuchungsbefehl. Ich so: Okay, was ist denn hier los? Und die haben gesagt: Ja, sie haben was geklaut. Ich so: Was habe ich den geklaut? Wir müssen jetzt hier gucken. Hier sind ein paar Schmuckstücke bei der Frau. XX fehlen die. Und sie Verdächtigt Sie, dass Sie die Schmuckstücke entwendet haben. Ich so: Ja, klar, dann können Sie gerne mal gucken. Ich habe damit nichts zu tun. Ja, wie ich davon ausgegangen bin, oder wie ich sicher wusste, haben die nichts finden können. Die haben meinen eigenen Schmuck mitgenommen, weil der dem Schmuck, der gefehlt hat, geähnelt hat. Haben das alles kontrolliert. Und dann hat sich aber herausgestellt, dass es tatsächlich nicht die Schmuckstücke sind, um die es sich handelt. Ja, und das Verfahren wurde dann nicht eingestellt, aber die hatten dann noch Papierkram zu erledigen und wollten halt weiter gucken. Und dann im Dezember hatte ich schon, also im November habe ich meinen Sohn bekommen. Im Dezember kam dann die Nachricht, wir bräuchten die DNA von ihnen. Okay, wieso? Ja, wegen den Fingerabdrücken, bla, bla, bla. Hören Sie mal, ich bin im Wochenbett. Ich komme ganz bestimmt nicht nach Eschweiler, um Ihnen meine DNA zu geben. Nein, es tut mir leid, von wegen: Dann komme ich mal zu Ihnen. Sehr gut. Können Sie gerne machen. Da haben die einen Abstrich gemacht von meinem Speichel und haben. Ja, Bis jetzt ist aber noch nichts. Keine Neuigkeiten davon.
Speaker 1 [00:44:26]
Würdest du denn sagen, dass diese Behandlung, wie du behandelt worden bist, etwas damit zu tun hast, dass du so aussiehst, wie du aussiehst?
Speaker 2 [00:44:36]
Ja, klar. Ich habe der Frau erzählt, dass ich aktiv bin in meiner Roma-Community, dafür mich einsetze für Gerechtigkeit und Antiziganismus. Habe ihr dann auch die Sachen erzählt, die ich mache, da und so, und sie hat sich dafür begeistert eigentlich. Und dann kam es aber dazu, dass sie in der Aussage erwähnt hat, in welchem Verein ich arbeite. Und das habe ich nicht erwähnt. Also hat sie das alles gegoogelt und hat sich wirklich da schlau gemacht und hat glaube ich vermutlich das alles geplant, weil die Frau war die ganze Zeit mit mir im Haus. Also wo ich war, war sie auch und ich habe natürlich alles angefasst, weil ich alles gründlich reinigen will, meine Arbeit vernünftig machen will und nicht einfach so. Ja, ich habe natürlich ohne Handschuhe gearbeitet und ja, keine Ahnung, ob es jetzt. Da werden bestimmt Fingerabdrücke sein. Das habe ich den Polizisten aber auch gesagt. Ja, wie es aussieht, hat sie das geplant.
Speaker 1 [00:45:59]
Dass du verdächtigt wirst.
Speaker 2 [00:46:00]
Genau.
Speaker 1 [00:46:01]
Habt Ihr euch einen Anwalt genommen?
Speaker 2 [00:46:06]
Ja, haben wir. Und der Anwalt hat auch gesagt: Das sieht sehr danach aus, nach einem Versicherungsbetrug.
Speaker 1 [00:46:18]
Wenn sich jetzt, es sind ja bestimmt Vermerke bei der Polizei und alles, ne? [Speaker 2: Ja] Was sagst du dazu, dass du jetzt als Romni irgendwie des Diebstahls verdächtigt wirst und dass diese Vermerke jetzt bei dir da stehen?
Speaker 2 [00:46:36]
Das ist halt scheiße. Was soll ich denn dazu sagen? Das ist ja voll klischeehaft. Das ist natürlich doof. Also, ich habe eine strahlend weiße Weste. Ich habe bis jetzt noch nichts gemacht. Und dann kommt so eine Tante angekommen und sagt, ich habe da geklaut. Das ist ja Blödsinn. Das ist doch wirklich völliger Schwachsinn. Vor allem, wenn man so sieht, wenn man so bedenkt: Ich sollte keine Ahnung, wie viel Gold geklaut haben und Münzen im Wert von 100 200 Euro, Münzen im Wert von, und das 1 und 2 Euro Stücke. Das muss ja, das ist ja richtig schwer. Also das ist ja ein Gewicht, das man tragen muss. Und ich hatte einen kleinen Rucksack nur dabei. Selbst das, wenn man sich das so vorstellt, das ist doch lächerlich. Vor allem, sie hat mich abgeholt von zu Hause und gebracht. Also sie wusste, wo ich wohne. Ich bin doch nicht so dumm. Wenn ich das wirklich machen wollen würde, dann hätte ich das so viel anders gemacht. Oder? Ja, das ärgert mich.
Speaker 1 [00:47:59]
So ist die Sache noch nicht zu Ende?
Speaker 2 [00:48:04]
Nein. Das ärgert mich. Das ärgert mich sehr, weil ich konnte nicht mal in Ruhe meine Schwangerschaft genießen. Ich konnte nichts einfach. Ich war immer in Sorge, obwohl ich nichts gemacht habe. Aber man macht sich halt Sorgen. Warum?
Speaker 1 [00:48:18]
Und es kostet natürlich.
Speaker 2 [00:48:20]
Ja, klar. Ein Anwalt ist nicht billig grade, ne?
Speaker 1 [00:48:26]
Okay. Vielen Dank. Gibt es noch was, was du erzählen möchtest?
Speaker 2 [00:48:34]
No. Das wars. Danke. [lacht]
Speaker 1 [00:48:38]
Ich bedanke mich für das Interview. Und wie gesagt, es wird eine zweite Interviewrunde geben. Und danach werden wir fertig sein.
Speaker 2 [00:48:49]
Okay. Danke.
Speaker 1 [00:48:51]
Danke auch.