Transkript-15-anonym

Juli 25, 2023

Name der interviewten Person Anonym
Geschlecht Männlich
Alter 25
Religion/Glaubenszugehörigkeit Islam
Herkunftsland Deutschland
Herkunftsland der Eltern Deutschland/Kosovo
Kürzel DR12.1
LG/TZ LG

Speaker 1 [00:00:01] Hallo lieber [Vorname]. Ich freue mich heute sehr, das Interview mit dir zu machen. Das lebensgeschichtliche Interview. Vielen Dank. Und ja, wenn du nichts dagegen hast, würde ich dann eigentlich auch schon gleich mit der ersten Frage starten?

 

Speaker 2 [00:00:17] Ja, gerne. Ich freue mich ebenso auf dieses Interview und dann können wir auch gerne loslegen.

 

Speaker 1 [00:00:24] Genau. Also die erste Frage wäre. Erzähl mir doch einfach mal von deinem Leben.

 

Speaker 2 [00:00:31] Ja, also mein Leben beginnt damit, dass ich geboren worden bin am 25. Oktober 1998 in Deutschland. Und da bin ich auf jeden Fall irgendwann mit vier oder sechs Jahre, wo ich mir mehr und mehr so über das Leben bewusster und da ging ich dann auch im Kindergarten erst und meine Mutter und mein Vater haben da noch gelebt, bis ich acht Jahre alt geworden bin, war das, dass mein Vater dann leider verstorben ist, 2008, und da habe ich dann angefangen in die Schule zu gehen, gegen vier… Mit sieben war das ja genau. Gegen sieben bin ich in die Schule gegangen, an einer Grundschule und danach, 2016 wurde ich, dann kam ich weiter, musste dann in die Realschule gehen, hatte eine Empfehlung bekommen und am Ende von der Realschule habe ich dann versucht ne Ausbildung zu machen, die dann leider nicht funktioniert hatte. Dann habe ich so nach und nach immer eine Arbeit gesucht und wo ich auch mehrmals gearbeitet habe, an mehreren Stellen da um zu schauen, was mir so liegt. Und ja, auf jeden Fall war es das dann bis jetzt.

 

Speaker 1 [00:02:00] Schön. Du hast wirklich schon sehr, sehr viel erzählt. Ich habe einen Leitfaden für heute, an dem ich mich gerne halten würde, damit wir alles schön abarbeiten können. Meine nächste Frage wäre, was weißt du denn über die Geschichte deiner Vorfahren, wie beispielsweise deiner Großeltern?

 

Speaker 2 [00:02:22] Über meine Großeltern weiß ich tatsächlich nichts. Da äh von mein Vater, die Mutter und der Vater bereits verstorben waren, als ich geboren worden bin und der einzige Opa, den ich kennengelernt habe. Mein Leben war von meiner Mutter Seite aus und der ist aber auch leider 2009 verstorben und da habe ich jetzt nicht so viel mit gesprochen gehabt, da der auch schon alt war und ich auch früher mein Jugendalter, wo ich noch ein kleineres Kind war, sage ich mal, da habe ich auch auf jeden Fall weniger sprechen können, die Sprache von meiner Mutter und dadurch also ich konnte das nur gut verstehen, aber nicht selber sprechen. Deswegen wusste ich auch nicht so viel über meine Großeltern. Ja, das war’s.

 

Speaker 1 [00:03:14] Das heißt, du hast an deine Großeltern nicht so viele Erinnerungen. Das heißt, den einzigen, den du kanntest, war von der mütterlichen Seite, der Papa, oder wie war das?

 

Speaker 2 [00:03:29] Ja, genau. Von meiner Mutterseite aus, der Vater. Also mein Opa.

 

Speaker 1 [00:03:33] Okay, Der ist dann aber auch 2009 verstorben.

 

Speaker 2 [00:03:36] Ein Jahr nach meinem Vater.

 

Speaker 1 [00:03:41] Mhm. Ja. Die nächste Frage, die ich dir gerne stellen würde. Kannst du dich Erinnerungen äh erinnern, wie die Beziehung mit deinen Eltern war? Also zwischen, deinem Opa und deiner Mutter. Kannst du dich da an was erinnern? Oder weiß oder was?

 

Speaker 2 [00:04:07] Nee, tatsächlich nicht so viel. Das Einzige, was ich nur weiß, dass die sich ähm sehr oft auch getroffen haben. Jährlich. Mindestens einmal war das. Da ist auch meine Mutter entweder zu Besuch gegangen zu meinem Onkel, da war mein Opa dabei, zu der Zeit, bis er verstorben war, bei meinem Onkel gelebt hatte. Und da weiß ich auch, dass die, auch wenn die zu uns gekommen sind, zu Besuch dann auch meine Mutter zu tun hatte mit ihrem Vater. Und da habe ich ihn auch immer begrüßt gehabt und ich weiß auch, wie er aussieht. So habe ich in meiner Erinnerung aber so ganz großartig Geschichten erzählt und so gegenseitig, das weiß ich jetzt nicht großartig viel.

 

Speaker 1 [00:04:51] Okay. Interessant. Ähm die nächste Frage, die ich dir gerne stellen würde. Ich habe gesehen, erfahren, dass du einen sehr deutschen Nachnamen hast und wollte dich einfach mal fragen, wie das kommt. Ist dein Papa Deutscher gewesen? Weil du hast mir auch erzählt, du sprichst die Roma Sprache, also die Sprache deiner Mutter nicht so gut, verstehst sie allerdings. Wie ist das genau? Kannst du mir dazu mehr erzählen?

 

Speaker 2 [00:05:25] Ja, genau. Also, zuerst einmal, mein Vater ist komplett ähm hat deutsche Wurzeln und ist auch Deutscher gewesen. Und man von meiner Mutter Seite aus, die ist Roma aus dem Kosovo und daher meine Geschwister und konnten sehr gut die Roma Sprache verstehen und auch reden. Nur bei mir war das so, dass ich das nur verstehen konnte, aber nicht so gut reden. Und das kam erst mit der Zeit, so dass ich jetzt, wo ich mit meinen zunehmenden Alter ab gegen 12,13,14 konnte ich das immer nach und nach auch besser. Und ich würde jetzt behaupten, dass ich das jetzt zu 70 oder von 75 % gut sprechen könnte. Und verstehen kann ich aber 90 % oder 95.

 

Speaker 1 [00:06:16] Wie hast du deine Großeltern oder Eltern innerhalb der Roma Community wahrgenommen? Bzw. welche Beziehung hatte deine Großeltern oder Familienmitglieder mit der Roma Gemeinschaft?

 

Speaker 2 [00:06:36] Da weiß ich tatsächlich nicht zu viel von. Da fällt mir, wenn ich jetzt so ehrlich überlege, nicht so viel ein.

 

Speaker 1 [00:06:46] Kannst du mir denn erklären, woher deine Roma Identität kommt? Welche Wurzeln, das bedeutet, da würden wir jetzt über die Familie mütterlicherseits sprechen. Aus welchem Land haben sie ihre Wurzeln und woher kommen sie?

 

Speaker 2 [00:07:08] Das Einzige, was ich weiß, dass meine Mutter aus dem Kosovo kommt und dort auch gelebt hat und geboren. Aber wo genau die Wurzeln herkommen von den Roma, das weiß ich nicht so genau. Das Einzige, was ich weiß, dass man sagt, dass sie aus dem Indien stammen oder in der Nähe von Indien. Aber so genau weiß ich gar nicht, wie die Wurzeln da eigentlich sind.

 

Speaker 1 [00:07:32] Ja, vielen Dank. Die Frage war eigentlich auch viel mehr über deine persönlichen oder die Wurzeln deiner Eltern gemeint. Also du meintest, die kommen aus dem Kosovo. Hast du denn diesen Ort, wo deine Mutter auch geboren ist, schon einmal besucht?

 

Speaker 2 [00:07:52] Ja, schon mehrmals. Auch als kleines Kind sind wir dort des Öfteren hingefahren, da wir dort auch ein gemeinschaftliches Haus haben und teilen mit der Familie, mit Onkel und so weiter. Und dadurch haben wir auch dort Urlaub gemacht und hatten einen Platz, wo wir unterkommen konnten. Und schon wo ich klein auf war, sind wir da regelmäßig besuchen gegangen, haben Urlaub gemacht und auch Familie besucht oder Bekannte. Und das ist auch immer noch so der Fall, dass auch ich da noch gerne hingehe, um Urlaub zu machen.

 

Speaker 1 [00:08:30] Machst du diesen Urlaub, weil deine Mutter dort oft hingeht? Oder denkst du dir, ja, ich finde es schön. Du gehst auch gerne so aus eigenem Wunsch dorthin und machst Urlaub.

 

Speaker 2 [00:08:43] Ja, ich gehe da auch tatsächlich aus eigenem Wunsch hin. Und auch in Zukunft würde ich da immer wieder mal hingehen und auch nicht nur wegen dem Urlaub, sondern auch einfach nur, weil ich dort auch mich gut verständigen kann und das ist ja auch irgendwo Teil meines Lebens ist und auch bleiben wird. Und ich habe ja auch dort weiß ich, wo ich gehen muss und kenne mich da auch gut aus. Das ist wie meine zweite Stadt, sozusagen dort, wo meine Mutter aufgewachsen ist. Und genau da habe ich auch gute Freunde kennenlernen können. Mit denen habe ich jetzt aber leider nicht so viel zu tun. Aber auf jeden Fall ist es dort auch gut, in Kosovo shoppen zu gehen und das würde ich auch immer wieder mal wiederholen.

 

Speaker 1 [00:09:30] Wie betrachtest du dich eigentlich selber mehr als Deutscher oder eher als Roma?

 

Speaker 2 [00:09:36] Also ich kann ehrlich sagen, ich bezeichne mich… Persönlich habe ich da nie so wirklich drüber nachgedacht. Aber an sich jetzt würde ich sagen, dass ich mich mehr als Menschen bezeichne und mir die Wurzeln oder so egal ist, da wir alle ja nur Menschen sind und dass es nur eine Art von Nationalität oder ehm Art, wo man sich auch die Sprache äh hergeleitet hat. Aber alles hat ja so seine Wurzeln irgendwo. Und auf jeden Fall würde ich aber sagen, dass ich nicht so Ich bin stolz darauf, in Deutschland geboren zu sein. Aber ich freue mich auch, dass ich die Wurzeln habe von einem Roma.

 

Speaker 1 [00:10:19] Schön, das ist wirklich schön. Kannst du denn beschreiben vielleicht, wie dieser Ort ist, an dem du ab und zu Urlaub machst? Oder dieser Ort Ort, aus dem deine Mutter kommt?

 

Speaker 2 [00:10:33] Ja, dieser Ort heißt [Stadt in Kosovo]. Und dort ist meine Mutter aufgewachsen und auch zur Schule gegangen. Und dort gehen wir auch des Öfteren, um nicht nur Urlaub zu machen, sondern auch, um Bekannte zu besuchen oder Freunde. Und auf jeden Fall, finde ich, ist das eine schöne Stadt. Die ist auch mit der Zeit immer besser geworden, hat sich gut ausgebaut und wo ich noch kleiner war, habe ich das anders noch Erinnerung. Das sah mehr wie äh heruntergekommen aus, also auch düster. Obwohl es auch schön war. Hat auch seine gute Seiten. Aber so die Gebäude an sich, sahen nicht so schön wie in Deutschland, sage ich mal, da dachte ich so in Deutschland ist es auf jeden Fall viel sauberer und sieht auf jeden Fall heile aus. Alles. Und man hat sich auf jeden Fall gut wohlgefühlt. Ja und im Kosovo war das aber auch so, wenn man bei Bekannten zu Besuch war, was haben die das immer so super schön gemacht und auch gemütlich. Aber außen sah das halt nur halt nicht ganz so schön aus vom Gebäude her.

 

Speaker 1 [00:11:44] Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Ich habe einige Interviews bereits schon gemacht und viele Roma, die ich interviewt habe, haben mir erzählt, dass sie aus ihren ursprünglichen Ländern in Orte gewohnt haben oder in Straßen gewohnt haben. Die man wirklich als Romastraße bezeichnen kann. Trifft das in deinem Fall oder im Falle deiner Mutter auch zu.

 

Speaker 2 [00:12:18] Ja, das trifft auch im Fall von meiner Mutter zu, dass bei uns in der Straße das so ist, dass man da auch alle äh Roma antreffen kann. Und da sind auch mehrere Straßen vertreten im Kosovo, wo man ähm eine Straße finden kann, wo auch nur Roma sich eingefunden haben und dort leben an ihren jeweiligen Häusern.

 

Speaker 1 [00:12:44] Wie findest du das eigentlich? Hier in Deutschland ist es ja eigentlich nicht so, dass bestimmte Volksgruppen alleine in einer Straße wohnen. Wenn du da so eine parallelen Parallele ziehen würdest zwischen diesen Roma. Viele bezeichnen es als Ghettos oder als Slum. Und wenn wir uns die Zustände hier in Deutschland ansehen.

 

Speaker 2 [00:13:11] Ähm in meiner Erinnerung ist es so, dass die Roma auch in bei der Straße mehr hatte ich das Gefühl, dass es lebendiger war, auch vor allem abends, und dass es auf jeden Fall nicht so klischeehaft, wie man denkt, dass die jetzt irgendwie wie ein Ghetto dort leben, sondern eigentlich sehr familiär. Die halten auch schön zusammen und das ist auch in Deutschland überhaupt nicht so vertreten. Also das kann man hier nicht so sehen. Das ist mir so, vor allem in meiner Stadt, wo ich lebe, ist es nicht so schön wie in [Stadt in Kosovo]. Deswegen gehe ich da auch gerne Urlaub machen, wie bereits erwähnt, weil dort einfach familiärer ist und auch abends auch mehr zu tun. Man sieht mehr Menschen draußen unterwegs und man sieht, da ist auch weniger eigentlich Kriminalität auch vertreten. Vor allem, weil man kann sich da gegenseitig vertrauen und die sind viel familiärer und halten zusammen. Und das ist einfach schön. Keiner tut jemandem irgendwie was an oder so ich hatte bis jetzt noch nie negative Erfahrungen gehabt.

 

Speaker 1 [00:14:16] Wie findest du es, dass die Roma unter sich sehr oft verweilen bzw wohnen? In Bulgarien haben wir das sehr oft so. In Rumänien gibt es teilweise Dörfer und Orte, die wirklich nur ausschließlich von Roma bewohnt werden. Und wie ich das jetzt verstanden habe, ist das bei euch auch so der Fall gewesen, dass eure Straßen, wenn ich das richtig verstanden habe, auch nur von Roma bewohnt ist? Wie findest du das?

 

Speaker 2 [00:14:50] Ich finde das an sich gar nicht so schlimm. Also auch würde ich denken, dass unter uns ist das auch nicht so schlimm wäre, würden wir da jetzt irgendwo zwischendrin eine andere Familie wohnen, die jetzt nicht Roma sind. Aber auf jeden Fall ist der Großteil der Straße immer so gewesen, dass wir äh Romas waren oder sind. Und das fand ich jetzt aber nicht ganz so schlimm, sondern eher auch positiv. Und ja man hat sich eigentlich ganz wohlgefühlt, vor allem, weil man auch selber Roma ist oder war und auch ist immer noch [lacht] und auf jeden Fall ja, aber auch als nicht Roma. Man sieht auch sehr oft natürlich nicht Roma, die dort auch an den Straßen rum vorbeilaufen und sich da auch trauen und jetzt irgendwie nicht so klischeehaft denken oder irgendwie jetzt behaupten würden. Da ist jetzt äh auf jeden… man würde, sollte die Straße vermeiden. Das ist jetzt nicht der Fall.

 

Speaker 1 [00:15:46] Du hattest eben angesprochen. Ein sehr interessantes Thema, das du wirklich auch öfter erwähnt hast, nämlich dieses Familiäre, diese Zusammenkunft. Du meintest, dass dies in Deutschland hier nicht so gegeben ist. Woran denkst du liegt das?

 

Speaker 2 [00:16:09] Ich denke, das liegt daran, dass man in Deutschland mehr so danach denkt oder geht. Ähm oder eigentlich nicht nur in Deutschland, sondern eigentlich mehr in Europa ist das so der Fall oder westlich gesehen, dass man das ist ja wie in der Natur auch. Es gibt ja Tierarten, die sind, jetzt sage ich mal, die leben zusammen und sobald sie erwachsen sind, dann lassen die ihre Kinder weiterziehen und die bilden ihre eigene Familien. Und das ist dann wiederum der Hauptpunkt von deren Familie. Aber die Eltern, damit haben die dann nichts mehr zu tun, außer wenn sie die mal zufällig begegnen. Dann werden die sich natürlich immer noch verstehen und auch begrüßen. Aber so ist das auch, denke ich mal in Deutschland. Das ist leider weniger so, dass man jetzt Zusammenhalt, das ist nicht so der Fall, sondern man denkt, die Hauptfamilie ist der Mann und Frau und die Kinder und vielleicht noch gute Erwachsene. Man ist leider nur mit denjenigen auch unterwegs und verbunden, womit man auch mehr zu tun hat oder wo auch die Familie im selben Ort zum Beispiel leben. Dann werden sie auch sich mehr auch treffen können. Aber wenn die jetzt nicht so groß sind, sage ich mal die Familie oder überall verstreut in ganz Deutschland, dann können sie sich auch weniger treffen, weil die auch andere Sorgen haben, wie zum Beispiel arbeiten gehen oder Familie versorgen. Und bei uns ist das aber nicht so, weil wir von Anfang an zusammenhalten. Und ähm wenn jemand zum Beispiel in der Klemme stecken will und sofort aushelfen würden und niemals was zurückverlangen würden, weil wir wissen, Zusammenhalt macht stark und wir sind dadurch noch größer.

 

Speaker 1 [00:17:55] Das ist sehr, sehr schön, was du eben gesagt hast. Ich habe tatsächlich ähnliche Interviewpartner auch schon gehabt, die tatsächlich Ähnliches berichtet haben. Wenn du dich entscheiden müsstest, welche Lebensweise du wählen solltest, welche würdest du denn bevorzugen?

 

Speaker 2 [00:18:21] Ich würde natürlich das mehr bevorzugen, wenn man zusammenhalten kann und gegen einander vertrauen, weil so ist einfach der Zusammenhalt besser und man sollte sich immer im Klaren sein, dass man nicht alleine ist. Was auch das Schöne dann im Leben, wenn man teilhaben kann mit anderen, weil so ist das auch viel schöner und angenehmer, wenn man sein Glück und Freude im Leben mit anderen teilen kann, vor allem mit Familienmitgliedern.

 

Speaker 1 [00:18:55] Vielen Dank. Meine nächste Frage wäre, anknüpfend an deine Aussage, dass in eurer Straße, also in der Straße, aus der deine Mutter herkommt, auch nur ebenfalls eigentlich ausschließlich Roma leben. Gibt es da Konflikte oder Probleme mit anderen Bewohnern oder anderen Ethnien?

 

Speaker 2 [00:19:26] Also in meiner Erfahrung habe ich da [Interviewer nießt] tatsächlich nichts wahrgenommen. Da kann ich auf jeden Fall nichts dazu sagen. Das weiß ich leider nicht. Aber auf jeden Fall so, das wäre dann auch nichts Großartiges, wo man sagen kann, das ist jetzt so übel ausgegangen oder etwas, wo man nachhaken muss, sondern das ist jetzt etwas Kurzes vielleicht, was immer mal passieren kann, irgendwo auf der Straße oder so im Leben, kann ja überall geschehen und nicht nur dort.

 

Speaker 1 [00:20:00] Leider sind die Roma ja, wie du vielleicht weißt, ein sehr diskriminiertes Volk. Und es gibt sehr heftige Vorfälle von Diskriminierung. Hast du denn jemals von einem solchen Vorfall gehört, der sich vielleicht in dieser Straße, wo ihr herkommt, vorgefallen ist?

 

Speaker 2 [00:20:26] Also. Bei uns in der Straße war das nicht so der Fall. Höchstens vielleicht, wenn man die Straße verlässt und jetzt bei anderen in der Stadt oder so unterwegs ist und dort, jetzt sage ich mal Albaner oder andere Menschen von anderen Kulturen vertreten sind und herumlaufen. Und wenn die dann so Roma Leute sehen, dann denke ich mir so, dass die da auch Vorurteile haben oder auch nicht so positiv gerade über mich denken. Und auch hier in Deutschland ist es so in meiner Stadt, dass ich jetzt auch nicht, das nicht zutrauen würde zu sagen, dass ich auch Roma bin, sondern äh das auch so äh nicht sage des Öfteren um, damit ich nicht im schlechten Punkt dastehe oder dass sie irgendwie nicht Vorurteile gegen mich haben und so und ja.

 

Speaker 1 [00:21:19] Warum denkst du, dass es Vorurteile gegenüber den Roma gibt?

 

Speaker 2 [00:21:24] Weil einfach darüber nicht so positiv geredet wird oder aufgeklärt und man weiß eigentlich gar nichts darüber. Vor allem hier in Deutschland ist das so, wenn man in die Schule geht oder aufgewachsen ist, im Kindergarten oder der Grundschule. Dort wird ja auch nichts beigebracht über andere Kulturen. Und das ist ja auch bei Kurden auch so, aber vielleicht auch nicht ganz so schlimm wie bei Roma, sondern ja auf jeden Fall bei Roma sieht man das mehr so, dass die jetzt vielleicht äh sage ich mal, da sagt man ja auch oft das Wort Zigeuner zum Beispiel, und daran denkt man dann auch direkt negativ.

 

Speaker 1 [00:22:02] Wie stehst du zu diesem Wort Zigeuner?

 

Speaker 2 [00:22:05] Also, wenn ich jetzt den Göllner hören würde, dann würde ich das mit etwas Negativem assoziieren. Da ich das irgendwie also so habe, ich weiß es nicht genau, was ich darüber denken soll. Aber ich würde jetzt sagen, wenn jetzt andere Leute so neben mir sind oder Freunde, dass die da auf jeden Fall negativ denken oder sich drüber zum Beispiel Witze machen, auch über Zigeuner, wenn sie das Wort in Erwähnung nehmen und dadurch weiß ich dann ah, okay, das ist halt so meine Erfahrung gewesen, schon seit ich ein kleines Kind bin. Da weiß ich schon okay, das ist jetzt, das muss ich jetzt nicht unbedingt sagen, dass ich jetzt Roma bin, ich sag einfach ich bin Deutscher und dann habe ich auch weniger Probleme.

 

Speaker 1 [00:22:45] Das heißt, du denkst tatsächlich, dass wenn du dich, nennen wir es mal outest als Roma, dass du dadurch in Schwierigkeiten geraten könntest oder vielleicht Nachteile erfahren könntest.

 

Speaker 2 [00:22:58] Ja, zum Beispiel bei der Arbeitswahl oder auch in der Schule, kann es auch sein, dass man diskriminiert wird oder ehm, dass gute Freunde dann auf einmal einen in Stich lassen und nichts mehr zu tun haben wollen oder einfach nur denken, ey da muss man immer aufpassen, da kann irgendwas sein mit denen nicht, dass der irgendwie jetzt uns beklauen tut oder sowas. Oder irgendwelche andere Sachen.

 

Speaker 1 [00:23:23] Denkst du, dass in der Gesellschaft, auch hier in Deutschland, die Roma wirklich mit so viel Negativität in Verbindung gebracht werden?

 

Speaker 2 [00:23:34] Ja, auf jeden Fall werden die Negativität gebracht. Und da hatte auch jetzt mal Fall kann ich mich erinnern, dass auch mal ein Typ, der nichts wusste über Roma, aber einfach nur so durch hören und sagen oder durch Lesen im Internet einfach nur diesen Irrtum Glaube im Kopf hat zu meinen, ähm wenn jetzt über Zigeuner gesprochen wird, dann [unverständlich] Zigeuner ist eine Hexe zum Beispiel einer, der jetzt irgendwie schwarze Magie anwendet oder so, dann wird direkt auch oder jemand, der vorhersagen kann, So die Zukunft. So klischeehafte Sachen halt. Und ja, entweder das oder das Zigeuner oder Roma halt so gesehen einfach nur kein eigenes Land haben und überall sich sozusagen in Ghettos aufhalten oder einfach nur dreckig sind und so in der Art und Weise wie sie leben.

 

Speaker 1 [00:24:28] Stimmen diese ganzen Klischees, dass die Roma dreckig wären, dass sie sich nicht vernünftig kleiden oder wie auch immer. Was man hört, diese ganzen Vorurteile. Stimmt da… ist da etwas dran?

 

Speaker 2 [00:24:45] Da ist auf jeden Fall, würde ich sagen, nicht hundertprozentig was dran. Also meine Erfahrung ist so, dass es überhaupt nicht der Fall ist. Aber wenn man jetzt sage ich mal im Fernsehen reicht ja auch, wenn man den Fernseher anmacht, da kann man auch Hartz und Herzlich sehen. In Deutschland zum Beispiel, da sind ja auch zum Beispiel ganz normale Deutsche, die jetzt keine Arbeit haben, aber Hartz IV haben und irgendwie auch so in Wohnungen leben. Und was wirklich sehr heruntergekommen aussieht, sage ich mal und das ist auch so, dieses Klischee. Und genauso ist es überall auf der ganzen Welt vertreten, egal welche Kultur oder Land oder? Also es geht hier um Menschen und wir sollten einfach gucken, wo man das irgendwie verändern kann. Es mal um die eigene Nase kehren, sage ich mal! Überall ist es vertreten. Also das ist nicht nur bei Roma so der Fall, das ist eigentlich auch in jedem Land, wo die Roma leben, ist es ja so, zum Beispiel Italien, Kosovo, Belgien. Das Land ist ja jetzt nicht, sage ich mal, wie in Deutschland das jetzt sauber sind. Sie können ja nichts anderes. Und die Bedingungen sind hart und da ist es halt natürlich schwieriger, auch was Gutes zu haben. Und trotzdem machen die immer das Beste draus. Und im Kosovo war das aber auch so, dass es auch innen, drinnen sehr gut aussah und nicht irgendwie heruntergekommen und auch wirklich immer auf Hygiene geachtet wird. Und dass es auf jeden Fall nicht dreckig. Man hat sich immer schön wohlgefühlt.

 

Speaker 1 [00:26:11] Ja, vielen Dank soweit. Du hast eben das Wort Zigeuner erwähnt. Wie stehst du konkret zu diesem Wort? Es wurden ja tatsächlich, wie du vielleicht weißt, in Deutschland die sogenannte Zigeunersoße ebenfalls umbenannt. Bzw. sie musste umbenannt werden. Alles was im Zusammenhang mit dem Wort Zigeuner war und beschrieben wurde ist ja sozusagen verpflichtet worden, es umzubenennen. Siehst du in diesem Wort eine Negativität? Siehst du es als diskriminierend? Oder vielleicht sagst du, du kannst dich tatsächlich mit diesem Wort gut identifizieren. Wie sieht es da aus?

 

Speaker 2 [00:26:57] Also meine Erfahrung ist es tatsächlich leider so der Fall, dass man das Wort mit etwas Negativem assoziiert. Vor allem meistens. Aber an sich würde ich sagen, es muss immer einen Ursprung haben. Irgendwann, irgendwo haben wir Wörter erfunden und daraufhin im Laufe der Zeit auch ihre Bedeutung gegeben. Und das ist halt so gekommen, dass es leider mehr negativ angesehen wird als positiv. Aber das Wort an sich ist ja nichts Negatives [Geräusche im Hintergrund].

 

Speaker 1 [00:27:30] Wie ist es denn für dich selber? Würdest du dich gerne als Zigeuner betiteln oder würdest du sagen… Mir ist der Begriff Roma lieber?

 

Speaker 2 [00:27:43] An sich sehe ich das gleichgültig, aber ich würde das lieber sagen, dass ich einfach nur Roma bin, da es auch besser klingt, sage ich mal, und weil auch das nicht so negativ aufgefasst wird wie jetzt Zigeuner.

 

Speaker 1 [00:28:02] Okay, vielen Dank. Wenn du erlaubst, würde ich gerne noch mal zurückkommen ganz kurz nämlich zu Thema Eltern. Wie würdest du denn deine Mutter beschreiben? Welche Lebensereignisse oder Geschehnisse, hat deine Mutter am meisten geprägt?

 

Speaker 2 [00:28:26] Die meisten Geschehnisse, wo ich jetzt sagen könnte, haben sie geprägt, war vielleicht in ihrer Schulzeit. Da sie da ehm auch andere Mitschüler hatte, in Kosovo, die jetzt Albaner waren und jetzt sage ich mal, die schikaniert haben oder gemobbt, sage ich mal, aber an sich ist sie auch gut durchgekommen in ihrem Leben, hat einen sauberen Job gehabt, war auch als Kassierer in einem äh Supermarkt tätig und auch äh in einem größeren Laden wie [Name einer großen Modehauskette], und auf jeden Fall würde ich so sagen, das ist mir da so an sich nichts Großartiges einfällt.

 

Speaker 1 [00:29:15] Wie würdest du denn deinen Vater, wie du jetzt eben gesagt hast, der leider schon verstorben ist, ihn beschreiben.

 

Speaker 2 [00:29:24] Mein Vater würde ich als sehr ruhig beschreiben und weise. Da ich ihn so kenne, dass er sich irgendwie nie gestritten hat mit jemandem, sondern immer so Diskussion aus dem Weg gegangen ist, wenn irgendwie streit war oder immer jemanden gut runterbringen konnte und der ist war immer ganz gelassen und ruhig. Und hat auch war einfach eine friedliche Seele. Und ich weiß auch, habe immer gesehen, wie er Bücher gelesen hatte und er wusste einfach, dass es unnötig ist. Zum Beispiel wenn manchmal meine Mutter sich aufgeregt hatte, weil ich mich zum Beispiel mit meiner Schwester mal gestritten hatte, hat, da meine Mutter dann gesagt hat, ey benehmt euch mal und so, da war dann mein Vater mehr so der lockere Typ.

 

Speaker 1 [00:30:14] Wie würdest du generell das Verhältnis zu deiner Mutter bzw zu dem verstorbenen Vater ehm bezeichnen? Welche Beziehungen habt oder hattet ihr?

 

Speaker 2 [00:30:30] Wir hatten eine sehr gute Beziehung und wir sind auf jeden Fall sehr zufrieden, dass wir zusammenhalten konnten. Meine Mutter und mein Vater haben sich gegenseitig geliebt und meine Mutter liebt ihn auch immer noch und denkt sehr oft an ihn. Und wir gehen ihn auch des Öfteren besuchen, den Friedhof und an sich ist es auch läuft ganz gut. Ja, das ist eigentlich ganz gut, das Verhältnis.

 

Speaker 1 [00:31:03] Ich würde noch mal die Frage stellen, wie sich überhaupt deine Eltern kennengelernt haben. Weil sie ist ja Roma, kommt aus dem ehemaligen Jugoslawien damals und dein Vater Deutscher. Wie kam das überhaupt, dass sie sich kennengelernt haben? Weißt du etwas davon?

 

Speaker 2 [00:31:19] Das Einzige, was ich davon weiß, ist, dass meine Tante auch einen Deutschen geheiratet hat und irgendwie dadurch meine Mum bzw meine Mutter, ehm irgendwie mit ihr zusammen einen Deutschen geheiratet hatten, weil sie die kennengelernt haben. Aber ich weiß nicht mehr genau, wo das war. Das weiß ich nicht mehr. Aber das ist irgendwann mal passiert und das weiß ich jetzt leider nicht.

 

Speaker 1 [00:31:49] Okay. Kannst du mir denn von deinen Geschwistern etwas erzählen? Welches Verhältnis hast du zu deinen Geschwistern?

 

Speaker 2 [00:32:00] Mit meinen Geschwistern habe ich immer ein gutes Verhältnis gehabt und immer zusammengehalten. Und das ist auch so geblieben. Da gibt es nichts, was man dazu sagen kann, dass wir irgendwie ehm niemanden ausschließen oder des Gleichen, auf jeden Fall. Das ist ganz gut. Wir sind ganz normal Geschwistern, die sich liebhaben, sage ich mal, und wir halten auch zusammen.

 

Speaker 1 [00:32:27] Wie viele Geschwister seid ihr denn?

 

Speaker 2 [00:32:30] Ich habe eine Schwester von meinem Vater Seite aus. Und dann noch mal drei Halbgeschwister von dem vorherigen Exmann meiner Mutter. Da hat sie noch drei weitere Geschwister, von mir, also zwei Schwestern und einen Bruder und die sind alle älter. Um die 40.

 

Speaker 1 [00:32:56] Das heißt, du bist der Jüngste?

 

Speaker 2 [00:32:58] Ja, genau. Ich bin der Jüngste von allen. Und dann kommt meine Schwester vom mein Vater Seite aus. Also, richtige Schwester, sage ich mal, ehm die ist zwei Jahre älter wie ich. Dann kommen meine anderen drei Halbgeschwistern. Aber wir sehen uns nicht als Halbgeschwister, sondern vollwertige Geschwister. Und ich mag das auch nicht so zu sagen, dass wir nur Halbgeschwister sind. Sowas haben wir nie gehabt.

 

Speaker 1 [00:33:23] Gibt es irgendwas, das dich von deinen Geschwistern besonders unterscheidet?

 

Speaker 2 [00:33:29] An sich würde ich sagen, da unterscheidet sich nicht viel, außer dass wir ne Kernpersönlichkeit haben, die unterschiedlich ist bei jedem. Und meine äh zweitälteste Schwester hat auch, trägt Kopftuch und auch meine andere zwei Geschwister tragen zwar auch Kopftuch, aber nur beim Gebet oder wenn sie zur Moschee gehen.

 

Speaker 1 [00:33:59] Kannst du dann erklären, was deine Geschwister zurzeit so machen?

 

Speaker 2 [00:34:04] Ja, dann fange ich mal mit meiner ältesten Schwester an, die ist jetzt 41 Jahre alt und sie arbeitet in einem Café, in einer Rehaklinik ist das und äh eine größere Klinik, wo auch ältere Menschen sind und auch da kommen aber auch normale Jugendliche oder äh Partner und da ist auch ein größeres Café und dort ist meine Schwester auch die Chefin, die dort das alles organisiert und leitet. Und ehm das ist auf jeden Fall ehmm die zweite Schwester von mir, ist bei ihrem Mann als Hausfrau und kümmert sich um die Kinder. Dann ist meine andere Schwester, hat eine Ausbildung gemacht, die ist aber jetzt gerade auch zurzeit zu Hause, weil sie ein Kind erwartet und schwanger ist. Und dann kommt noch mein Bruder, der ist selbstständig und ist auf jeden Fall vertreten ja.

 

Speaker 1 [00:35:11] Sehr schön. Was macht dich für deine Kindheit aus? Vielleicht kannst du noch etwas über deine Kindheit erzählen.

 

Speaker 2 [00:35:24] Ja meine Kindheit. Da würden mir eigentlich sehr viele Sachen einfallen. Aber ich weiß jetzt nicht genau, was ich da so sagen soll, weil so negative Sachen habe ich jetzt auch nicht erlebt.

 

Speaker 1 [00:35:36] Beispielsweise, wer hat mit dir zusammengelebt?

 

Speaker 2 [00:35:40] Mit mir zusammen haben ehm eigentlich alle gelebt. Zuerst war da meine Schwester, meine Älteste. Da habe ich dann ehm die.. Ne. Die war da schon mit dem Mann. Aber meine zweitälteste Schwester war noch bei mir zu Hause, die hatte mich auch so zum Kindergarten gebracht. Und irgendwann bei der Kindergartenzeit ehm hat die Ihren Mann kennengelernt und da ist dann auch irgendwann Ende Kindergartenzeit mein Bruder auch verheiratet gewesen und ist dann von zu Hause mit ihr, mit seiner Frau hat eine Wohnung genommen aber in derselben Stadt und wir hatten auch immer noch jeden Tag Kontakt und konnten uns sehen oder besuchen gegenseitig. Da war ich noch mit meiner anderen Schwester noch bis ich 19 war ne oder 20 zusammen Haushalt.

 

Speaker 1 [00:36:32] Schön. Und habt ihr da alle an dem Ort gewohnt, an welchem wir heute unser Interview führen?

 

Speaker 2 [00:36:41] Ehm ja, das haben die. Meine alle Geschwister von mir haben hier in diesem Ort gewohnt.

 

Speaker 1 [00:36:49] Das heißt, du verbindest mit diesem Ort, positive Erinnerungen oder gibt es auch negative Erinnerungen?

 

Speaker 2 [00:36:57] Es gibt nur positive Erinnerungen, würde ich da sagen. Also mir fällt da nichts Negatives ein.

 

Speaker 1 [00:37:03] Wie war es denn in eurer Nachbarschaft? Haben die Menschen in der Nachbarschaft gewusst, dass ihr nicht pur deutsch seid? Sage ich jetzt mal, sondern auch, dass ihr ausländische Wurzeln habt bzw der Roma Gemeinschaft angehört.

 

Speaker 2 [00:37:21] Nein, das haben die sich nicht drum gekümmert. Die haben ja gesehen, dass ich deutschen Vater hab und an auch nicht wirklich danach weiter nachgefragt. Haben vielleicht auch gedacht, dass wir Albaner wären. Aber auf jeden Fall war jetzt nichts negatives aufzufassen und wir wurden gut behandelt von unseren Nachbarn, konnten uns gut verstehen. Auch meine Mutter hat sich gut unterhalten, immer mit unseren Nachbarn, wenn die sich draußen gesehen haben oder im Garten gerade waren. Und da war jetzt nichts Negatives, was man so sagen könnte.

 

Speaker 1 [00:37:53] Man muss ja nicht immer was Negatives sagen. Man kann auch sehr viele positive Sachen sagen. Das ist ja überhaupt kein Problem. Könntest du mir denn von deiner Kindheit erzählen? Wie war dein Freundschaftskreis, deine Kindheitsfreundschaft?

 

Speaker 2 [00:38:11] Meine Freundschaft war, hat angefangen im Kindergarten. Da habe ich jemanden kennengelernt und den kenne ich auch heute noch, mit denen ich sogar befreundet bin. Immer noch. Da ist auch ein guter Freund von mir und mein bester Freund sogar. Und der wohnt auch in derselben Stadt wie ich. Und da haben wir auch immer zusammengehalten. Und wir wohnen dann auch wie der Zufall. Das wurde in dieselbe Grundschulklasse gepackt und waren da auch dann zusammen, haben immer zusammengehalten. Dann waren wir auch da das Trio, hatten noch einen Kollegen gehabt, aber wir hatten uns eigentlich mit allen verstanden, so in der Klasse, Das hat eigentlich alle… waren befreundet mit jedem [Handytöne im Hintergrund] aber an sich waren wir so sag ich mal 3 bis 5 Hauptleute, die jetzt so befreundet sind und waren. Und hab da jetzt gute Erinnerungen, auf jeden Fall mit meinen Freunden. Die haben nie irgendwie Negatives gedacht über mich oder gefragt, was ich so bin.

 

Speaker 1 [00:39:06] Okay, welche Schule hast du denn besucht und wo war diese?

 

Speaker 2 [00:39:12] Die erste Schule war auch hier in [Ort des Interviews], wo ich gerade wohne und auch immer noch wohne und die äh ist hier zwei Straßen weiter entfernt von meinem Zuhause entfernt sogar. Und nach der Grundschule ging ich, hatte ich ne Real Empfehlung gehabt, als ich die beendet hatte, die vierte Klasse und von der fünften bis zehnte ging ich dann in der Realschule und musste bis jetzt auch kein Jahr davon wiederholen. Ich habe das so geschafft durchzuziehen und dann war es das auch.

 

Speaker 1 [00:39:53] In welchen Gruppen hast du dich am wohlsten gefühlt?

 

Speaker 2 [00:39:58] Ich würde jetzt sagen in einer Kindergartengruppe, weil ich da die besten Änderungen hatte, weil es einfach auch schön war.

 

Speaker 1 [00:40:06] Besteht dein Freundeskreis eher aus Deutschen, sage ich mal Biodeutschen. Oder hast du auch ausländische Freunde? Oder wie sieht es denn aus? Hast du denn überhaupt zur Roma Gemeinschaft noch Kontakte, die du eventuell pflegst?

 

Speaker 2 [00:40:22] Also hier in meiner Stadt kenne ich tatsächlich keinen der auch Roma ist wie ich, bis auf meine Cousins, da ich hier noch zwei Cousins habe, die hier wohnen. Aber an sich ehm habe ich auch ehm mein bester Freund ist Deutscher und dann habe ich noch aber an sich viele verschiedene, die jetzt von jeder Kultur kommen, sage ich mal, da habe ich jetzt keinen engen Bezug zu.

 

Speaker 1 [00:40:48] Wie sieht es denn mit Konflikten oder Problemen während einer Schulzeit aus? Gab es da etwas?

 

Speaker 2 [00:40:54] Ne, in meiner Schulzeit hatten wir gar keine Probleme da.

 

Speaker 1 [00:41:01] Okay, dann erzähl mir doch mal etwas über dein Leben nach der Schule.

 

Speaker 2 [00:41:08] Nach der Schule habe ich ehm immer noch befreundet mit meinen Kollegen gewesen haben uns oft getroffen, habe ich die Welt erkundet, wie sie ist. Ich habe auch eine Ausbildung angefangen, die ich dann aber nicht geschafft habe zu beenden, da die weiter entfernt war und ich noch keinen Führerschein besaß und die ehm Busverbindung bis dahin nicht so gut ist. Und da ich da auch samstags und sonntags gehen musste, hat das auch nicht funktioniert mit dem Bus, da nur bis samstags dorthin gefahren ist. Und auf jeden Fall konnte ich dann, bis jetzt habe ich drei weitere Arbeiten vollbracht, danach aber auch nur so im Lager und jetzt habe ich auch noch einen Stapler und fahre auch Stapler und arbeite als Staplerfahrer.

 

Speaker 1 [00:42:04] Wohnst du denn immer noch hier dann bei deinem zu Hause? Also, wie ich das verstanden habe, hast du das nie verlassen. Auch nach der Schulzeit. Und hast du eventuell vor, es zu verlassen?

 

Speaker 2 [00:42:22] Nein, bis jetzt sind wir noch immer hier in diesem Haus und haben das noch nicht vorgehabt zu verlassen. Aber wenn das so ist, dann sollte das irgendwann mal kommen. Aber dann würden wir dadurch, wenn das Haus halt heruntergekommen ist und nicht mehr irgendwie so gut ist, dann oder wir etwas größeres benötigen, da wir uns dann auch weiter ehm vergrößern. Dann werden wir auch natürlich das Geld davon vor dem Haus behalten, um ein neueres zu holen. Oder wir werden das dann an jemand anderes vermieten.

 

Speaker 1 [00:42:59] Okay, ich hätte noch ein paar Fragen zur deiner Community. Inwiefern spielt denn die Roma Community für dich eine Rolle?

 

Speaker 2 [00:43:12] Die. Da fällt mir eigentlich nichts zu ein. Da habe ich jetzt keinen festen Bezug zu.

 

Speaker 1 [00:43:22] Welche Rolle spielt deine Identität als Roma im Alltag?

 

Speaker 2 [00:43:28] An sich stört mich das nicht, da ich ja auch einen deutschen Vater habe und auch Leute denken, dass ich deutsch bin, da ich auch jetzt sage ich mal nicht so aussehe wie ein Roma.

 

Speaker 1 [00:43:40] Was waren deine größte Schwierigkeiten, die du als Erwachsener so hattest?

 

Speaker 2 [00:43:47] Da fallen mir jetzt nicht so großartig viele Punkte ein. Ich habe das immer genossen, sage ich mal und habe da jetzt keine negative Erfahrungen.

 

Speaker 1 [00:43:59] Ich würde dich gerne zum Thema Religion noch fragen? Gehörst du einer Religion an und welche Rolle spielt Glaube in deinem Leben?

 

Speaker 2 [00:44:13] In mein Leben äh hat meine Familie und ich auch sind in der Religion Islam und eine Rolle spielt es darin, dass ich damit auch aufgewachsen bin und auch mich da eigentlich ganz wohlfühle.

 

Speaker 1 [00:44:38] Okay. Hast du denn eine Partnerin?

 

Speaker 2 [00:44:44] Ne, momentan nicht.

 

Speaker 1 [00:44:47] Wie sieht es denn aus in Zukunft? Hast du vor zu heiraten oder möchtest du lieber Single bleiben [lächelt]?

 

Speaker 2 [00:44:54] Ja, ich habe vor zu heiraten.

 

Speaker 1 [00:44:59] Wir wissen, dass bei vielen Roma Familien, die, sage ich mal Kinder sehr früh heiraten und auch sehr viele Kinder dann auch zeugen. Stimmt das?

 

Speaker 2 [00:45:15] Nein, bei uns ist es jetzt nicht so, auch meine Schwester ist irgendwann mit Anfang 20. 20 oder 21, war das, verheiratet und hat jetzt auch nur ein Kind und erwartet ihr zweites. Und das ist jetzt nicht so der Fall bei uns.

 

Speaker 1 [00:45:32] Viele Eltern verheiraten ihre Töchter vor allem sehr früh und bieten ihnen nicht, so sage ich mal, den besten Rahmen für das Leben, beispielsweise werden sie nicht zur Schule geschickt. Welche Erfahrungen hast du mit diesem Thema?

 

Speaker 2 [00:45:55] Bei uns ist es nicht so gewesen, dass wir jetzt unsere Kinder nicht zur Schule bringen konnten, sondern hatten die Möglichkeit zum Glück. Bei uns waren die Bedingungen tatsächlich besser. Da haben wir auch Glück gehabt.

 

Speaker 1 [00:46:22] [Blättert] Deine Geschwister, seid ihr… Also zum Thema Geschwister noch mal. Du meintest, ihr seid Muslime und es gibt viele Roma Feierlichkeiten, sage ich mal und viele Feste, die nicht immer mit dem Thema Islam so d‘accord sind. Was überwiegt mehr so die Roma Tradition oder die islamische Lehre?

 

Speaker 2 [00:46:53] Bei uns ist eigentlich im Alltag so, dass der Islam Oberhand hat. Und auch vor allem bei meinem Bruder ist es so, dass er mehr zum Islam auch, also meine Mutter und mein Bruder sind da mehr religiös und mein jetzt zwei älteste Geschwister äh Schwester, die ist auch ehm durch ihr Mann auch sehr gläubig und ehm [Verpackungsgeräusche im Hintergrund] bei ihr bei uns, da ist auch der Islam schon wichtiger. Aber an sich ehm sind auch Roma Feierlichkeiten, wie zum Beispiel Hochzeitsfeier oder so, trotzdem vorhanden.

 

Speaker 1 [00:47:30] Okay. Vielen Dank. Was hat deinen Lebensweg am meisten geprägt?

 

Speaker 2 [00:47:39] Und dazu fällt mir eigentlich nicht so viele Sachen ein, außer dass ich vielleicht nur mein Leben genieße und auch ehm zufrieden bin damit. Mit allem, was ich habe und auch machen werde.

 

Speaker 1 [00:47:57] Wenn du so rückblickend auf dein Leben schaust, würdest du eventuell etwas verändern?

 

Speaker 2 [00:48:06] Nein, das würde ich nicht, da ich das auch sowieso nicht machen könnte, außer es so zu akzeptieren wie alles ist und daraus dann lernen kann, wie ich das in Zukunft besser machen kann. Und deswegen, da habe ich auch jetzt keine großartig viele Prägungen im Leben haben machen können, die mich jetzt negativ beeinflusst haben, sondern einfach nur, ich war immer so wie mein Vater, sage ich mal auch ein lockerer Mensch und habe das Leben auch genossen und nicht immer so ernst genommen.

 

Speaker 1 [00:48:44] Mir fällt gerade ein, dass ich zum Thema Freizeit gar nicht oder besser gesagt überhaupt nichts gefragt habe. Kannst du mir denn erzählen, was du so gerne in deiner Freizeit machst oder was dich sehr interessiert?

 

Speaker 2 [00:49:00] Ja in meiner Freizeit ist es so, dass ich auch mit Konsolen aufgewachsen bin und dass ich auch gerne zocke in meiner Freizeit zum Beispiel PC oder Playstation und auch mit meinen besten Kollegen zum Beispiel oder mit anderen Kollegen zusammen. Spielen wir dann auch in meiner Freizeit zusammen irgendwelche Spiele und das ja auch sehr häufig.

 

Speaker 1 [00:49:24] Welche Spiele spielt ihr dann oder welches ist vielleicht ein Lieblingsspiel sogar?

 

Speaker 2 [00:49:30] Meistens COD, also Call of Duty. Und ja, das ist es.

 

Speaker 1 [00:49:37] Hast du auch so freundschaftliche, beispielsweise ladest du auch mal jemanden ein, um dann zu zocken? Oder wenn du dich mit Freunden triffst, sagt ihr wir zocken jetzt oder unternimmt ihr auch gerne mal was anderes?

 

Speaker 2 [00:49:53] Ja, wir unternehmen auch manchmal oder sehr oft auch was anderes. Sind auch mal draußen unterwegs, spazieren oder ehm sind dann zum Beispiel Fußballspielen oder so was. Wenn es auch gutes Wetter draußen ist, dann spielen wir untereinander zusammen oder wir sind dann auch online zu Hause und zocken dann einfach online unsere Spiele.

 

Speaker 1 [00:50:18] Okay, vielen Dank. Meiner Seite wäre ich auch schon am Ende des Interviews. Es sei denn, es gibt noch etwas, was du von deinem Leben gerne erzählen möchtest, was bislang noch nicht thematisiert wurde. Dann hättest du eventuell hier noch mal die Möglichkeit.

 

Speaker 2 [00:50:37] Dazu fällt mir auf jeden Fall nichts so großartig ein. Und ja, ich freue mich auf jeden Fall auf das Interview, das wie ich das machen konnte. [kichert]

 

Speaker 1 [00:50:49] Sehr schön. Vielen, vielen Dank noch mal an dieser Stelle, dass du dir die Zeit genommen hast für dieses Interview, das mich eingeladen hast. Und ich freue mich schon auf das folgeinterview.

 

Speaker 2 [00:51:02] Kein Problem. Und ich mich ebenso. [kichert]

Was dir noch gefallen könnte

Transkript-20-anonym

Name der interviewten Person AnonymGeschlecht weiblichAlter 47 JahreReligion/Glaubenszugehörigkeit...

Transkript-2-anonym

Name der interviewten Person AnonymGeschlecht männlichAlter 28Religion/Glaubenszugehörigkeit IslamHerkunftsland...

Transkript-10-anonym

Name der interviewten Person AnonymGeschlecht männlichAlter 18Religion/Glaubenszugehörigkeit EvangelischHerkunftsland...

Diskriminierung erkennen, Resilienz stärken.

Die Studie „Diskriminierung erkennen, Resilienz stärken“ beleuchtet die Erfahrungen und Strategien zugewanderter Rom*nja in NRW. Mit einem partizipativen Ansatz entstanden authentische Einblicke in Diskriminierung und Resilienz – ergänzt durch praxisnahe Handlungsempfehlungen. Erfahren Sie mehr!