Name der interviewten Person Anonym
Geschlecht Männlich
Alter 32
Religion/Glaubenszugehörigkeit Islam
Herkunftsland Deutschland
Herkunftsland der Eltern Kosovo
Kürzel DR10.1
LG/TZ LG
Speaker 1 [00:00:01] Hallo mein Lieber, ich freue mich heute sehr, mit dir dieses Interview durchzuführen und freue mich sehr, dass du dich bereit erklärt hast, unser Projekt zu unterstützen und heiße dich sehr, sehr willkommen hier bei mir und hoffe, dass wir ein schönes Interview zusammen führen werden.
Speaker 2 [00:00:19] Ja, Dankeschön! Ich bin auch froh, hier zu sein. Ich bin dir dankbar für deine Einladung und ähh bin neugierig, was auf mich so zukommt jetzt.
Speaker 1 [00:00:28] Ja, ich möchte wie gesagt mit dir ehm dieses Interview führen und wenn du nichts dagegen hast, fange ich eigentlich auch schon direkt an mit der ersten Frage nämlich, erzähl mir doch einfach mal von deinem Leben.
Speaker 2 [00:00:42] Von meinem Leben. Ehm ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
Speaker 1 [00:00:47] Fang gerne bei deiner Kindheit an, wo du geboren bist.
Speaker 2 [00:00:49] Ich bin geboren in der schönen Pfalz, in Rheinland Pfalz, in [Stadt 1 in Deutschland] und ehh dort hatten wir eine recht kleine Zweizimmerwohnung und wir waren ja zu sechst mit meinen Geschwistern und meinen Eltern. Und das war im so im Jahr 1991 natürlich bin ich geboren und seitdem lebten wir auch dort in dieser kleinen Wohnung. Meine Eltern waren als Asylanten in Deutschland. Ich bin glücklicherweise mit der deutschen Staatsbürgerschaft geboren und ja, was soll ich da noch sagen, klar haben wir jetzt nicht so toll gelebt, sage ich jetzt mal in dieser Wohnung. Das war viel verbunden, also die Erinnerungen sind viel verbunden mit Ratten hauptsächlich. Also die waren wirklich überall, ohne Scheiß, die waren. Ich kann mich noch erinnern, wir waren zu Besuch bei Kollegen von uns. Die haben ja oben drüber gewohnt und meine Schwester wollte seine Schuhe anziehen und in der Schuhe, in den Schuhen war einfach eine Ratte, digga. Ich schwöre es dir, seitdem habe ich, auch wenn ich heutzutage Ratten sehe, ohne Scheiß, habe ich immer noch ein Trauma davon. Katastrophe, war nicht so prickelnd, aber irgendwie war das trotzdem schön, wenn man sich so erinnert, weil man hatte diese… wir sind mit Freunden dort aufgewachsen. Wir waren in der zweiten Etage, in der dritten und so, man hat sich jedes Mal besucht, man ist zusammen gegangen, hat gespielt. Ja, das waren trotzdem schöne Erinnerungen und man hatte wenig, Aber man war glücklicher als heute, wo man heute mehr hat.
Speaker 1 [00:02:13] Das ist sehr interessant. Wenn ich mal fragen darf, aus welchem Land kommen deine Eltern ursprünglich?
Speaker 2 [00:02:19] Aus dem Kosovo.
Speaker 1 [00:02:20] Sie kommen ursprünglich aus dem Kosovo. Siehst du dich selbst als Kosovare oder wie betrachtest du dich?
Speaker 2 [00:02:25] Nein, gar nicht. Gar nicht. Überhaupt nicht, also ich war selbst noch nie im Kosovo sogar. Ich habe mit dem Land sehr wenig zu tun. Leider kann man nicht sagen, aber ich habe mich halt nie so verbinden, ähh verbunden gefühlt. Ich war immer in Deutschland, ich bin hier geboren, ich bin hier aufgewachsen. Für mich ist das mein Heimatland. Ist ja nicht nur auf dem Papieren so, das ist wirklich so!
Speaker 1 [00:02:46] Okay. Gibt es irgendwelche Geschichten ahm von deinen Eltern, die dir erzählt haben, wie es in der Heimat war? Und wenn du das vielleicht mit der heutigen Zeit so vergleichst, welche Schlüsse kannst du daraus ziehen?
Speaker 2 [00:03:01] Na ja, so viel geredet habe ich mit meinen Eltern nicht darüber. Ich weiß, dass bei meiner Mutter zum Beispiel, dass sie einen Bauernhof haben und den Bauernhof dort gelebt haben, den sie selbst geführt haben, also ihre Eltern. Mein Vater war eher so in einer Großstadt, [Stadt 1 in Kosovo], ist ja dort aufgewachsen in Mahalla und wir haben, mehr weiß ich um ehrlich zu sein auch nicht so. Meine Großeltern habe ich auch nicht oft gesehen. Wirklich jetzt. Meine Oma jetzt regelmäßiger, seitdem sie in Deutschland ist. Aber meinen anderen verstorbenen Opa, beide verstorbenen Opa und die Mutter meiner Mutter. Eigentlich nicht so viel. Nur so telefonisch, aber. Leider nicht sehr viel, weil sie selten in Deutschland waren und ich ja nie unten gegangen bin. Vor allem weil meine Mutter, ihre Familie hauptsächlich albanisch redet und ich nicht so gut Albanisch kann, dachte ich mir immer dieses, jaaa das wäre mir unangenehm dort zu gehen undso.
Speaker 1 [00:03:53] Wie, wie, mhmm hast du denn deine Großeltern bzw Familienmitglieder innerhalb der Roma Community wahrgenommen? Bzw welche Beziehungen hatten deine Großeltern oder Familienmitglieder Mitglieder mit der Roma Community? Und besteht immer noch heutzutage eine, heutzutage eine enge Bindung zwischen deiner Familie und der Roma Gemeinschaft?
Speaker 2 [00:04:14] Was meinst du mit Roma Gemeinschaft? Allgemein?
Speaker 1 [00:04:16] Mit Roma Gemeinschaft meine ich die Menschen die sich als Roma identifizieren und ihr vielleicht zusammen in einer Stadt gewohnt habt.
Speaker 2 [00:04:22] Achso ja, ja.
Speaker 1 [00:04:22] In einem Dorf gewohnt habt.
Speaker 2 [00:04:23] Ja, das ist ganz anders. Das kenne ich auch von meiner Frau. Die kommt ja auch unten äh von Mazedonien. Das ist bei denen bei den Roman unten also, ich sag ja unten ist so südlich von hier ist generell anders die Mentalität. So, die rufen sich nicht an dieses können wir Besuch kommen. Und so dies das. Die gehen einfach dort hin, die klopfen an der Tür, Bujrum [Wilkommen] komm rein. Caj, Kaffee.
Speaker 1 [00:04:45] Wie findest du das?
Speaker 2 [00:04:47] Ich finde das wirklich chilliger. Bei uns zum Beispiel hier, auch wenn du nicht äh nicht nur mit Deutschen, wenn du mit Roma hier zu tun hast. Wenn du Besuch gehen willst, mit deinen Kindern, mit deiner Frau so das ist gefühlt, dieses selbst bei deiner eigenen Familie ist gefühlt dieses Ja, wann genau kommt Ihr, wie viel Uhr kommt Ihr, wie viele Personen und so? Das ist voll komisch digga. Wir sind ja etwas steifer, weist du, unten ist es chilliger.
Speaker 1 [00:05:07] Findest du das ist eine deutsche Eigenschaft?
Speaker 2 [00:05:08] Ja, ja, wir haben die haben wirklich deutsche Eigenschaften angenommen. Ich selbst aber auch digga, das ist so wirklich diese deutsche Mentalität. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, ohne jetzt negativ irgendwie zu wirken.
Speaker 1 [00:05:20] Okay, gibt es trotzdem, also wie nenne ich das? Ehm Einflüsse, sage ich jetzt mal, die dich ehm so dein Leben beeinflussen, dass du sagst okay, dass ist nicht nur komplett deutsch, weil du bist ja in Deutschland geboren und aufgewachsen, sondern du hast auch noch eine Roma Tradition?
Speaker 2 [00:05:41] Ja, ja, es gibt ja viele Traditionen bei uns. Das ist verbunden auch mit damals, wenn ich mich erinnere, mit so Festen wie… ohhh, wie heißt das alter, vallah ey ich weiß nicht, wie das heißt. Es war so ein Fest. Du musst das irgendwie so, da hast du so Pita gebacken. Pita nh. Und da haben die irgendwie ne Münze versteckt, die Eltern und so, und welches Kind das zuerst findet, krieg Geld und so oder Djurdjevdan [Georgstag] und sowas, das kenne ich noch von damals. Das habe ich aber jetzt mache ich halt jetzt nicht mehr aufgrund des Islams, ist ja bei uns verboten. Ja, diese Feste halt und zu Tradition generell, so wie zum Beispiel es ist launisch, immer Zuhause gewesen, in der Kindheit auch. Was leider auch wahr ist. Oft Eltern streiten, Vater auch mal handgreiflich, das war ja so. Das erinnert mich an so ein Video, gesehen auf Instagram, wo der Typ geredet hat, dieses äh [anfang Stimmverstellung] „Bei uns in Serbien Frauen schlagen, Kinder schlagen kein Problem, in Deutschland gefährlich“. [ende Stimmverstellung] Das ist halt wirklich diese Roma-Mentalität. Leider nicht bei jedem, aber sehr häufig. Und so kenne ich das auch.
Speaker 1 [00:06:43] Was denkst du denn? Wie ist der Einfluss oder die Auswirkung auf die Kinder dabei, wenn sie mit so einer Mentalität und so einer Erziehung aufwachsen? Denkst du das hat positive oder eher negative Einflüsse?
Speaker 2 [00:06:55] Also es hat beides tatsächlich das ist eher nega… eigentlich auch negativ, natürlich. Weil wenn die Kinder sehen, zum Beispiel wie die Mutter angepöbelt wird oder so, aber auf der anderen Seite sind wir, wie soll ich dir sagen, mental, mental, stärker, irgendwie so Ich weiß nicht wie äh, ob ich… du weist ja eigentlich selber das so mental, dass zum Beispiel auch wenn sich der Vater mal gehauen hat und heutzutage mit unseren Freunden, mit meinen Roma-Freunden, wir können darüber lachen und so, weißt du noch, wie dich dein Vater da geschlagen hat und so geschlagen hat. Man hat sich als Kind auch selber ausgelacht. Weißt du, wenn ich zum Beispiel bei Freunden zu Besuch war, wir haben Scheiße gebaut, der hat von seinem Dad mal auf die Kappe bekommen, habe ich den ausgelacht und andersrum auch jedes Mal. Aber was wirklich positiv ist, ist, man ist mental stärker dadurch geworden. Man ist nicht so mental, so labil, so sag ich jetzt mal bei anderen Völkern, wie es in Europa der Fall ist. Zum Beispiel der Vater gibt mal dem Sohn eine Backpfeife und der Sohn hat ein Trauma, also sein Leben dann. Das hat uns quasi abgehärtet. Aber ich würde das bei meinen Kindern, also vor meinen Kindern, selber nicht machen, weil ähh man will ja nicht, dass die Kinder mit diese Atmosphäre, mit diesem Streit und Aggressionen und so oder wenn man sieht, wie man die Mutter anpöbelt, aufwachsen. Weil vielleicht können die das nicht so verkraften, wie wir, weißt du, so wie ich zum Beispiel jetzt.
Speaker 1 [00:08:07] Mhm, mhm.
Speaker 2 [00:08:07] Weiß man nie.
Speaker 1 [00:08:08] Sehr interessant. Ich möchte noch mal zurückkommen zu deinen Eltern. Und du hast eben erklärt, dass ehm die Familie deiner Mutter einen Bauernhof hatte…
Speaker 2 [00:08:20] Mhm…
Speaker 1 [00:08:20] Und dementsprechend haben Sie ihren äh Unterhalt dadurch verdienen können?
Speaker 2 [00:08:27] Ja, ja.
Speaker 1 [00:08:27] Weißt du, kannst du dich da…?
Speaker 2 [00:08:28] Also, mein Opa und mein ältester Onkel, also meine Mutter, der Bruder, die haben das ja geführt, die haben auch geerntet, gesät und so die haben Sachen verkauft, die hatten auch Tiere und so und auch verkauft, weißt du, und dadurch konnten die äh, konnten die halt Leben ja. Zwar nicht so gut, das ist glaube ich nicht so wie hier in Deutschland. Ein Bauer in Deutschland verdient ja sehr viel Geld. Dort unten war es jetzt leider glaube ich nicht so, vor allem damals nicht vor 20, 30 Jahren. Ging, die kamen grad mal so über die Runden.
Speaker 1 [00:08:58] Der Ort ähm, an dem deine Mutter herkam, war das eher ein städtischer oder ein dörflicher Ort?
Speaker 2 [00:09:04] Boah, ich kenn mich damit gar nicht so aus, aber das heißt äh [Ortsname], [Ortsname].
Speaker 1 [00:09:09] Mhm. Ist das eher so, das da in diesem Ort, wo auch deine Mutter gelebt hat, mehr so Roma zusammengewohnt haben oder…?
Speaker 2 [00:09:19] Ja, gemischt, gemischt von Serben und Albaner.
Speaker 1 [00:09:20] Inmitten von Serben und Albanern?
Speaker 2 [00:09:20] Gemischt ja.
Speaker 1 [00:09:22] Weißt du ob es da eventuell schon mal Probleme gab, wo dir deine Eltern mal erklärt haben, da und da gab es Probleme?
Speaker 2 [00:09:28] Ne, das haben die mir wirklich nicht gesagt, aber bestimmt kann ich mir vorstellen, früher wars ja auch heftiger als heutzutage, also mir haben die nichts gesagt.
Speaker 1 [00:09:36] Okay. Vielen Dank. Wie ist es denn ehm mit deinem Papa?
Speaker 2 [00:09:40] Ja, was meinst jetzt, das Leben, wo der unten gehabt hat?
Speaker 1 [00:09:45] Genau. Also im Kosovo. Das Leben deiner Familie väterlicherseits.
Speaker 2 [00:09:51] Ja, mein Vater, der hat eigentlich äh den Meister gemacht, im Dachdecker, im Dachdeckerbereich.
Speaker 1 [00:09:58] Ok, schön.
Speaker 2 [00:09:58] Wird hier leider nicht angesehen. Deswegen hat er das quasi eigentlich umsonst gemacht. Und ja, der war, ich glaube fünf Jahre als Soldat dort tätig. Und danach hat er meine Mutter kennengelernt und die haben geheiratet. Und meine Oma war leider, wie es wirklich oft der Fall ist, bei Roma, nicht gerade die beste Schwiegermutter, wirklich. Und ähh ja, die hat meine Mutter nie akzeptiert. Bis heute noch gibt es Streitereien und so, die hat die damals gar nicht akzeptiert. Und ich weiß, meine Mutter war gerade, hat gerade meine älteste Schwester geboren, also das erste Kind, die war grad ein Monat alt und meine Oma weiß ich noch hat… war handgreiflich gegenüber meiner Mutter. Mein Vater kam vom Dienst zurück, hat das mitbekommen und so und dann gab es einen riesen Streit und meine Oma hat die tatsächlich rausgeschmissen. Also mein Vater und meine Mutter mit dem neugeborenen Kind, einfach rausgeschmissen und mein Vater hat dann eine Zeit lang im Bauernhof mitgeholfen. Der hat dann bei meinem Opa gelebt, meine Mutter. Von seinem Schwiegervater hat er dort gelebt, bis er sich dann entschlossen hat nach… ich glaube 1989 nach Deutschland, also auszuwandern, also Asyl zu beantragen, ja.
Speaker 1 [00:11:13] Wenn du diese Geschichten hörst, wie mit deiner Mutter umgegangen wird, was macht das mit dir?
Speaker 2 [00:11:19] Tatsächlich kann ich meine Oma bis heute nicht leiden, aufgrund dieser Geschichten, was ich alles gehört habe. Das ist halt so geblieben. Ich weiß nicht. Das ist. Ja, weißt du, das ist okay. Das ist deine Oma. Aber das ist deine Mutter, weißt du was ich meine, und wenn du das hörst, wie die behandelt wurde von ihr, das macht halt schon mit dir was Negatives. Weißt du, du hast direkt, obwohl du dich selber direkt kennst, macht es direkt so, Du hast eine negative Voreinstellung zu dieser Person. Und das hat sich dann auch leider bestätigt. Als sie öfter nach Deutschland kam und die mehr kennengelernt habe, hat sich das tatsächlich besteht. Ist ein negativer Mensch wirklich. Das ist auch diese alt traditionelle Roma Frau. Wirklich sehr altmodisch, sehr streng und so teilweise auch rassistisch. Also die. Hat immer gesagt, nur eine weiße Schwiegertochter ist eine gute Schwiegertochter. Weißte… so farbige eher nicht so oder zum Beispiel so mit Bettlaken so Einzelheiten, digga, die will selbst nicht in so… mit Bettlaken, wo Muster sind oder farblich sind, schlafen. Es muss alles weiß sein und so, das ist echt heftig bei ihr, ohne Scheiß.
Speaker 1 [00:12:19] Hat das irgendwelche Gründe, dass es so ist?
Speaker 2 [00:12:20] Ich weiß es nicht, digga. Ich glaube keine Ahnung. Ich will jetzt nicht mich aus dem Fenster lehnen, aber könnte rassistischer Hintergrund sein. Könnte aber auch nicht sein. Keine Ahnung, Bruder.
Speaker 1 [00:12:28] Denkt du, dass ist eher kulturell?
Speaker 2 [00:12:32] So du meinst mit der Roma Kultur?
Speaker 1 [00:12:34] Ja genau.
Speaker 2 [00:12:34] Nein, ich glaube nicht. Nicht jeder ist so wie die. Nicht jeder.
Speaker 1 [00:12:38] Glaubst du, das ist ein ehm ein Problem, was sich tatsächlich bis in den heutigen Tag auch bei anderen Roma Familien so durchzieht?
Speaker 2 [00:12:46] Nee, aber was ich dir ehrlich sage ist, ähh ich finde es schade bei unserer Roma oder bei unserer Roma Kultur. Was? Das hatte ich immer schon so den Eindruck. Auch als ich Mazedonier war, habe ich das öfter gesehen oder von Bekannten und Freunden leider öfter gesehen, [hustet] dass diese, diese schulische Bildung nicht so gut da ist, weißt du. [hustet] Sorry, diese schulische Bildung, dieses, es wird irgendwie mehr Wert drauf gelegt auf, wie sagt man bei uns so, sloboda [Freiheit] muzika [Musik], also Freiheit, Musik und so weniger auf Bildung. Ich kenne sehr wenige Roma tatsächlich, die jetzt so richtig gebildet sind. Und ich finde das halt schade. Und vor allem bei den Mädchen ist es noch schlimmer. Da ist es ähm so, dass die werden wirklich zu Hausfrauen erzogen, schon als Kind herangezogen, erzogen, als Hausfrau. Die sollen gar nicht erst irgendwann arbeiten gehen sollen, brauchen auch deswegen keine Schule zu machen, weißt du das…und dann sind die halt ungebildet, Bruder. Wir haben sehr viele dann ungebildete Roma. Und ja, das ist schade, das hat sich auch nie geändert. Also… ich glaube, es gibt noch vielleicht ne Min.. ne Minderheit, ist wirklich sehr gebildet oder hat jetzt riesige Karriereziele vor Augen oder so, die anderen leider nicht so und es ist aufgrund der Erziehung und der Eltern der alten Roma Tradition noch, deswegen ist das was ich so sehe.
Speaker 1 [00:14:13] Denkst du dieses, dieses Problem, was du jetzt erkannt hast, dass die, viele Roma eher ungebildet sind, also möchte nicht sagen alle, aber tatsächlich ein schon beachtlich größerer Teil oder ein auffällig großer Teil, dass das irgendwie mit Diskriminierung zu tun haben könnte, dass sie vielleicht in ihrem Heimatland nicht akzeptiert werden oder dass sie Anfeindungen gegenüber anderen alteingesessenen Menschen? Damit meine ich jetzt beispielsweise im Kosovo, sind das ja hauptsächlich Albaner jetzt, mit denen wir uns tatsächlich auch heute ausschließlich ja, nach dem Krieg sind ja viele nicht albanische Menschen auch vertrieben worden aus dem Kosovo und heute leben unsere Roma hauptsächlich mit den Albanern zusammen.
Speaker 2 [00:14:59] Ja.
Speaker 1 [00:14:59] Denkst du, dass das äh aufgrund von Nationalismus so der Fall ist, dass man die Kinder irgendwie nicht zur Schule schickt und deshalb Angst hat?
Speaker 2 [00:15:07] Ja, es kann sein, es kann sein. Vielleicht haben die Eltern nicht schon früher… Ich könnte mich so hineinversetzen. Vielleicht hatten sie Angst, weißt du, ihre Roma Kinder zur Schule zu schicken. Vielleicht wegen den Albanern, wegen den Serben, weil man, das früher war ja heftiger. Früher war das heftiger mit diesen Anfeindungen gegenüber Roma, kann ich mir vorstellen. Vielleicht aufgrund deswegen oder vielleicht aufgrund deswegen, weil die sowieso sagen die ganze Welt schaut auf uns herab, denken sowieso, wir sind ungebildet und das bringt sowieso nichts. Vielleicht haben die diese allgemeine Wahrnehmung, haben die auch selber vielleicht unbewusst innerlich aufgenommen und wollten es gar nicht erst versuchen? Ich weiß nicht. Kann deswegen zu tun haben.
Speaker 1 [00:15:45] Okay, vielen Dank erst mal an dieser Stelle. Ich möchte noch mal zu deinem Punkt gehen. Du hast mir erklärt, dass deine Eltern 1989 nach Deutschland umgesiedelt sind bzw. ausgewandert. Kennst du die Beweggründe, die Gründe, warum sie ihre Heimat verlassen haben, um hier nach Deutschland zu kommen?
Speaker 2 [00:16:06] Ehm… das ist ja das, was ich gesagt habe. Mein Vater hat ja Probleme mit seiner Mutter gehabt, die hat ihn rausgeworfen. Der hat dann bei Schwiegereltern gelebt. Dort hat er auch so einiges dulden müssen. Und sein Bruder war ja schon in Deutschland und hat gesagt Hör mal zu, ich hab hier in den Medien mitbekommen, der Krieg wird eskalieren und so, weißt du, dieser Balkankrieg. Und der sagt und hier leben wir hier besser, hier gibt es Arbeit und die ist das und jenes. Und deswegen hat er den überzeugt halt nach Deutschland zu kommen. Deswegen ist er auch ausgewandert. Das hat ja auch finanzielle Gründe und dort war es sehr schwierig zu leben.
Speaker 1 [00:16:40] Denkst du, diese Entscheidung deiner Eltern, damals nach Deutschland zu kommen, war die richtige Entscheidung?
Speaker 2 [00:16:44] Goldrichtig. Die haben das hier wahrscheinlich wegen den Kindern gemacht, also wegen uns auch. Und wir konnten zum Glück dann hier aufwachsen in der, sag ich jetzt mal, westlichen Zivilisation und hier mussten wir uns nicht so Sorgen machen. Haben wir jetzt was zu essen oder nicht? Oder werden wir hier angefeindet? Deutschland ist ja mit, wenn nicht sogar das toleranteste Land überhaupt. Und hier wird jeder akzeptiert. Ja, und wir haben hier eine bessere Zukunft einfach gehabt.
Speaker 1 [00:17:10] Wenn du diese Wörter so aussprichst und sagst, dass man hier eine sehr gute Möglichkeit hat zu leben, hast du vielleicht auch ein Bild von anderen Roma in der Heimat in Exjugoslawien, wie das vielleicht anders aussieht?
Speaker 2 [00:17:26] Wir meinst du das?
Speaker 1 [00:17:27] Dass zum Beispiel deine Kinder, auf die ich nachher noch mal zu sprechen kommen werde, äh ein anderes Leben vielleicht leben als die Kinder, vielleicht deiner Freunde in Mazedonien oder in Kosovo?
Speaker 2 [00:17:41] Ja, meine Kinder, im Vergleich zu diesen Kindern sage ich jetzt mal, ich war ja nur einmal da in Jugoslawien, in Mazedonien, wegen meiner Frau. Und dort habe ich das von ihrer Familie gesehen. Die Kinder dort gehen auch schon teilweise mit… nach der sechsten Klasse, vor allem die Mädchen nicht mehr zur Schule, weil die Eltern die nicht lassen, weil die sagen das hat sowieso keinen Sinn, du wirst sowieso heiraten. Und äh das ist ja dieses altmodische Denken. Die sagen, der Mann wird dich dann sowieso nicht arbeiten lassen. Du musst zu Hause sein, für die Kinder da sein für zu Hause. Und so Hausfrau-mäßig, weißt du. Und deswegen denken die so… das hat gar keinen Sinn, die Kinder, die vor allem die Frauen jetzt schon zur Schule zu schicken. Also immer noch so, dass sie das durchziehen und diesen ganzen Bildungsweg, weil das alles umsonst ist. Ich kenne das zum Beispiel von meiner Frau, die Nichte, die ist eine der wenigen Ausnahmen, die hat ihre Schule gemacht, die macht jetzt ihr Fachabi dort unten, also in Mazedonien, und wenn die fertig ist, will die sogar nach Deutschland kommen und studieren. Weißt du, es gibt wenige Ausnahmen und zum Glück… Ich hoffe, weil das ist ja der… Ihre Nichte. Das bedeutet, dass es ihr Bruder von meine Frau und das ist ja auch noch so meine Generation, so im Alter von 30, Mitte 30, weißte. Und ich glaube, dass das und hoffe, dass das wirklich, habe ich immer gesagt, mit unserer Generation aufhört. Dieses Klar, es gibt ja schöne Traditionen, schöne Kultur, aber ich finde die es gibt welche, die sollte man halt sein lassen. Wie zum Beispiel dieses Denken, ja, die Frauen müssen sowieso nicht arbeiten, das hat keinen Sinn, dass sie dann zur Schule gehen, so dass es modernisiert wird unten genauso wie hier, dass die Kinder auch frei wählen können, dass sie zur Schule gehen können, auch ihre Religion frei wählen können, weil dort… Ich kenne… Guck mal ich kenne viele Roma. Wenn ich über Islam mit denen rede, sagen die ja auch zum Beispiel dieses jaaa, komm, du übertreibst und so dies das. Und das ist unnötig. Und manchmal. Das war nicht lange her. Vor drei Wochen. Hat auch schon zu mir gesagt, Ja, komm, das ist sowieso zu spät. Habe ich mir auch gedacht. Wie zu spät? [lacht] Es ist nie zu spät. Vor allem der tut so, als ob ich schon 80, 90 bin. Der sagt, es ist sowieso zu spät für uns und so. Wir Roma sind sowieso keine guten Muslime und so, und ja. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll wirklich, ich hoffe, dass mit unserer Generation viele unserer Riten, Riten und Gebräuche ein Ende haben. Auch zum Beispiel das mit dem Heiraten, mit diesem äh von der Braut. Klar, du kannst, guck mal, wenn du deine, wenn deine Frau, wenn deine Tochter heiratet, kannst ja sagen ich hätte gern… Vielleicht gerade wie mein Schwiegervater zum Beispiel. Der hat kein Geld von mir verlangt. Er hat nur so verlangt, dass ich die Hochzeit organisieren kann, weil sie nicht so viel Geld da unten haben. Also Mazedonien. Und das habe ich auch gerne gemacht. Er hat dann eine Hochzeit für seine Tochter gemacht, weißt, ist ja ein schönes Gefühl für so einen Vater, wenn die Tochter heiratet. Aber diese… manche, wo ich auch gehört habe, auch hier in Deutschland, nicht nur unten, das weißt du selber. Dieses… Die verlangen 20.000, 30.000, 40.000, und das grenzt schon zum… Kann man schon sagen. So, so Blutverkäufer-mäßig. Das ist Menschenhandel, das ist moderner Menschenhandel einfach. Das ist äh, es artet langsam genauso wie im Fußball aus. Wirklich, [Interviewer lacht] das wird immer schlimmer. Und ich finde, wir sollten mit unserer Generation das… damit aufhören. Also ich will nur, dass meine Tochter irgendwann glücklich wird, den Richtigen hat. Da wer, werde ich mich aber auch nicht einmischen. Weißt du? Du kannst nicht einmischen und sagen Nein, du wirst ihn nicht nehmen, das ist nicht der Richtige. Kannst ja nie wissen. Du kannst nur hoffen und beten, dass das der Richtige für deine Tochter ist. Du kannst sie auch so erziehen, damit sie vernünftig ist und sich auch einen richtigen suchen kann und so Prinzipien festlegen kann oder so Kriterien weißt du und nicht nur aus Aussehen. Und dann hat sie auch ein gutes Leben. Dann bin ich auch glücklich. Ich bin nicht so von meinem zukünftigen Schwiegersohn Geld zu nehmen und Gold. So das macht unser, das ist sowieso von jedem so das allgemeine Weltbild, so der Roma irgendwie, dass wir so unsere Töchter quasi und so verkaufen und immer mit Gold und dies das etc. Das finde ich Quatsch, da sollte man damit aufhören. Das macht uns nur noch ungebildeter, finde ich.
Speaker 1 [00:21:49] Okay, vielen Dank für diesen Worte. Du meintest, dass die islamische Tradition bzw. die islamische Lehre, wie ich das jetzt von dir herausfiltern konnte, eventuell mit der Roma Tradition, wie du sie eben beschrieben hast, diese altmodische…
Speaker 2 [00:22:09] Ja.
Speaker 1 [00:22:09] Eine… Ein Kollaps ist. Kannst du vielleicht näher darauf eingehen und dies erklären?
Speaker 2 [00:22:14] Ja, also guck mal, wir haben. Wir haben viele Roma Feiern, wie zum Beispiel Djurdjevdan [Georgstag], das ist ja dieses Erdelezi [Georgstag] glaube ich?
Speaker 1 [00:22:21] Richtig.
Speaker 2 [00:22:21] Und dann. Dieses Bo, irgendwas mit B, [undeutlich] oder wie das heißt? Boah.
Speaker 1 [00:22:26] Bozic [Weihnachten] ist äh serbisch…
Speaker 2 [00:22:28] Serbisch?
Speaker 1 [00:22:28] Heist Weihnachten.
Speaker 2 [00:22:30] Ne. Dann war das was anderes. Das zum Beispiel was ich dir erklärt habe mit diesem Pita, oder das war manchmal so ein Tag bei uns sowie so mit extra so mit Blumen in der Badewanne so geduscht worden sind. Das war auch so, so, ich weiß nicht mehr, ob das Roma Tradition war oder was weiß ich, was das war, digga, ich schwörs dir aber auch so viele Sitten und Gebräuche, das passt einfach nicht mit den Islam. Im Islam sollten wir einfach nur äh das Bajram an Ramazan feiern und unser Opferfest Bajram, Kuraban-Bajram und mehr Feste haben wir nicht und das passt nicht, [Staubsauger Geräusche] dass wir, wie soll ich das erklären? Das passt nicht mit unseren Kulturen, mit diesen Festen und zusammen. Ja, weil Roma machen viele feiern. Und wir dürfen das eigentlich nicht. Weil die ich glaube die ahmen auch viel den Serben nach, weil die ja da unten leben. Und das kommt mit dem Islam nicht gut zurecht. Das lässt sich nicht vereinbaren.
Speaker 1 [00:23:24] Findest du, dass diese Traditionen wichtig sind, die du angesprochen hast, um die Roma Kultur weiter auch hier… Die Roma, die jetzt nach Deutschland beispielsweise ausgewandert sind oder in andere westliche Länder oder generell auch vielleicht in komplett andere Länder, auch im Osten, [Staubsauger Geräusche] dass diese ihre Traditionen weiter aufrechterhalten sollten, oder findest du…?
Speaker 2 [00:23:44] Ja, es gibt, guck mal, ich finde, wie gesagt, ich habe dir die Riten und Sitten aufgezählt, die ich negativ finde. Aber was bei den Roma gut ist, was erhalten bleiben soll, ist das, was ich dir schon gesagt habe. Diese Gastfreundlichkeit, diese Offenheit, das ist ja schön bei den Roma, sollte man hier auch mit übernehmen, finde ich. Das ist ja was Schönes. Weißt du, diese Offenheit und Gastfreundlichkeit der Roma, das ist was Positives. Aber es gibt halt diese anderen negativen Sachen, die man, finde ich, eher nicht so braucht.
Speaker 1 [00:24:13] Okay, jetzt habe ich mal die kurze Frage, ob das immer so war mit deiner islamischen Einstellung und dementsprechend auch ehm diese Ablehnung gegenüber diese Traditionen? Oder ist das erst im Laufe der Zeit entstanden?
Speaker 2 [00:24:28] Ne, erst im Laufe der Zeit, erst als ich den Islam für mich entdeckt habe und halt rausgefunden habe, mich mehr befasst habe und rausgefunden habe, dass wir diese, manche Sitten und Gebräuche und Feiern, die wir bei uns in der Roma Kultur haben, nicht übereinstimmen, also sich nicht gut überlappen mit dem Islam, das passt einfach nicht. Das musste, musste ich lernen und abstellen, haben zum Glück auch meine Eltern, weil meine Mutter ja auch gottesfürchtig geworden ist, den Islam angenommen hat und das auch nicht feiern will. Mein Vater ist immer noch so alte Schule, weißt du, es so immer wenn so Silvester ist, will er feiern und Geburtstage und meine Mutter will sich eigentlich raushalten, aber muss halt. Sie lebt ja in einer Wohnung mit denen. Und wenn ich jetzt meinem Vater sage, hör mal zu, ne ich komm nicht, ich darf nicht. Das würde ihn verletzen. Weißt du, deswegen gehe ich halt trotzdem so bei Geburtstagen oder auch leider Silvester. Und du willst halt einfach nur deinen Vater nicht verletzen, weißt du und äh Gott ist Barmherzigkeit. Ich hoffe, der versteht das. Du willst ja nichts Schlechtes. Du willst ja nur nicht den Vater verletzen. Der ist ja eher so, was ich dir gesagt habe. Diese alte Roma-Tradition.
Speaker 1 [00:25:36] Absolut, Absolut. Wie oder bzw. wann bist du mit dem Islam in Kontakt getreten? Und wie kam es, dass du jetzt die islamische Lehre befolgst? Und warum vor allem hast du dich dann für den Islam entschieden?
Speaker 2 [00:25:52] Also zum Ersten Mal so richtig mit Beten angefangen und so war ja damals vor zehn Jahren mit meiner Mutter zusammen. Aber damals war ich noch grün hinter den Ohren. Ich war 22 und ähh hab das so mal gemacht und meine Mutter ein Jahr lang tatsächlich fünf Mal am Tag. Aber mehr befasst auch nicht. Weißt du so mit Koran lesen, mit Hadithe [Überlieferungen] studieren und einfach nur gebetet. Und deswegen war auch mein Iman [stärke/Intensität des Glaubens], finde ich nicht stark genug und habe es irgendwann dann abgebrochen, weil man dann wieder mit Freunden angefangen hat, öfter rauszugehen und Scheiße zu bauen. Und ja, erst richtig, vor kurzem habe ich das entdeckt tatsächlich an diesem Ramadan, im April 2023, also mehr mal mich zu befassen, so zu lesen, über Hadith, den Koran zu lesen und so und das stärkt wirklich den Glauben und auch äh wie heißt es? Von Imamen [spirituelle Führer/Vorbeter], verschiedenen Imamen, weißt du so Sachen zu hören in YouTube und einfach näher kennenzulernen. Und ja, deswegen seit drei Monaten und inshAllah [so Gott will] werde ich auch dabei für immer bleiben. Also das hat jetzt aber nichts mit den Roma Tradition zu tun, weißt du, dass ich jetzt denke dieses nee, das hat, das und das hat mir jetzt nicht gefallen. Deswegen habe ich zum Islam gefunden, nee damit hats nichts zu tun.
Speaker 1 [00:27:08] Was gibt dir der Glaube an Gott generell und welche Veränderung hat er in dir oder in deinem Umfeld, in deiner Familie bewirkt?
Speaker 2 [00:27:17] Also was gibt es mir? Das gibt mir innerliche Stärke, tatsächliche Ruhe, wirklich innerliche Ruhe. Du bist so reiner mit dir selbst. So, du machst das automatisch weniger Sünden, weil du gottesfürchtig bist. Du fürchtest ja Allah [Gott], du fürchtest das Leben nach dem Tod, deswegen sündigt du auch weniger und du bereust auch mehr deine Vergangenheit, was du getan hast, auch damals, wenn du, sag ich mal, wenn man jetzt jung und dumm war und bisschen was Doofes gemacht hat, so mit Mädchen und so, dann hat man das seinen Kollegen gesagt, was man alles getan hat. Und tatsächlich hast du es dadurch noch schlimmer gemacht, wenn du eine Sünde preis legst und damit noch angibst. Und deswegen bereue ich das jetzt umso mehr, weil das waren einfach so dumme Sachen und ich wusste gar nicht, was die Nachwirkung davon sein wird. Du weißt, was ich meine, so wie hart das bestraft wird von Gott, so was. Das wusste man als junger Typ einfach gar nicht, digga. Ja, das gibt mir einfach innerliche Ruhe. Man ist glücklicher. Die Kinder sehen das auch. Die sehen das so von Klein auf, wie der Vater die ganze Zeit betet. Und das ist für die dann ein Vorbild. Das ist auch eine Vorbildfunktion, quasi. Weißte, die wachsen damit auf und lernen das schon von Klein auf und…
Speaker 1 [00:28:30] Ich habe dazu auch direkt schon eine Frage, nämlich nach den… Gibt es für dich irgendwelche positive Auswirkungen, die das vielleicht auch auf die Kinder, auf die nächste Generation? Ehm wie das sich auswirkt? Welche positive Auswirkung siehst du dabei? Und findest du die zweite Frage, dass die die Bestrafung Gottes, wenn man sich falsch verhält, dass die äh mehr Schwere also schwerer wiegt als die guten Dinge bzw. die Belohnungen vielleicht, die man in deinem Glauben hat, äh, äh… Dass die Belohnungen vielleicht nicht so schwer wiegen als die Bestrafungen. Und was ist so der Antrieb genau? Eher das Positive oder eher dieses diese, diese Angst vor dem Schlechten?
Speaker 2 [00:29:20] Du sollst Gott fürchten. Klar, du sollst ihn fürchten, aber du sollst ja auch nicht vergessen, dass er al Rahman und al Rahim [der Gnädige, Barmherzige] ist, der Barmherzige und Gnädige. Und es gibt auch so eine kleine Legende bei uns im Islam. Ich weiß nicht, ob das jetzt ein Hadith [Überlieferung] ist, aber ich sage mal eher eine Legende, wo man auch sagt, dass äh das ist am Tag des Jüngsten Gerichts, dass einer, also ein Mensch, so vor Gott gestellt wird vor dem Gericht und Gott entschieden hat aufgrund seiner schlechteren Taten, die mehr überwiegen als die guten, dass er in die Hölle gehen muss, ins ähh.. djehenem [Hölle] und dieser Mann hat es nicht wie die anderen. Die anderen haben geschrien, um Vergebung gebeten und geweint. Aber bringt ja nichts, weil am Tag des Jüngsten Gerichts ist alles entschieden und also wird alles entschieden. Und dieser Typ war schweigsam, schweigsam und traurig, einfach so ruhig. Und Allah hat ihn dann gefragt, sagt man dieser Legende nach, wird ihn fragen, warum bist du so ruhig? Warum nimmst du das so auf, dass du in die Hölle gehen musst? Der hat gesagt, weil ich schon ein bisschen enttäuscht bin. Der hat gesagt, ähh ich bin ein bisschen enttäuscht, weil ich dachte, du bist der Barmherzige, der Gnädige. Und ich habe darauf vertraut, dass du mir doch vergeben wirst. Weißt du, ich hatte klar Angst davor. Aber ich habe dir vertraut, dass du doch Begnadigung mir gibst, weil du bist der Gnädige, der Barmherzige. Und daraufhin hat Allah, dann wird er dann entscheiden, so sagt man der Legende nach und sagen, dass er doch dann ins Paradies gehen kann, weil er gerade… also die Geschichte ist, sagt folgendes, we… es kommt darauf an, wie du, wie äh, für was du mehr hältst. Verstehst du? Eher mir, mehr für den Bestrafer oder für den Barmherzigen. Wenn du stärker an dieses Barmherzige von ihm glaubst, so kann er dir auch dann wirklich am Tag des jüngsten Gerichts dann vergeben, weil er ja sagt, du hast vertraut auf meine Barmherzigkeit, verstehst du? Deswegen auf deine Frage zurückzukommen, denke ich schon, dass der Antrieb auf die Belohnungen, vor allem auf die Belohnungen. Du versuchst, viel mehr Belohnungen zu machen, nicht… Du versuchst klar nicht zu sündigen. Du hast Angst vor den Sünden, aber du fokussierst dich mehr auf diese Belohnungen. Was kannst du noch Gutes in diesem Leben tun, weil damit du einfach das mehr auf der Plusseite hast. Zum Beispiel sagt man auch, dass die Engel, die ja links und rechts auf deinen Schultern sind, also seitdem du geboren bist. Die schreiben ja alles auch von einem Leben und es heißt Allah sagt, sagte zu ihnen, dass ähm wenn du eine Sünde vorhast, du hast jetzt eine Sünde vor. Sagen wir mal, du siehst jetzt so ein Mädchen und du willst sie ansprechen. Und bei uns ist sie eigentlich nicht erlaubt, nur bei der Heirat. Du darfst ja keine Freundin haben. Sagen wir mal, jetzt dass du willst sie ansprechen und ne Nummer klären, also ihre Nummer klären, aber dann tust du es doch nicht. Aber nicht, weil du dich schämst, sondern dieses, weil du dir denken, das ist eine Sünde. Darf ich nicht. Dann wird dir diese Sünde nicht aufgeschrieben. Gar nicht. Und jetzt auf der anderen Seite mit gute Taten. Wenn du jetzt vorhast, du siehst jetzt so einen Obdachlosen und du denkst dir soll ich dem 5€ geben? Da kann er sich was zu essen holen, oder 10€. Alleine nur weil du das denkst, kriegst du schon mal ein Pluspunkt aufgeschrieben. Aber wenn du das dann tatsächlich umsetzt und ihm das Geld gibst, kriegst du zehn Pluspunkte Hasanat. Das bedeutet, das Verhältnis zwischen Sünde und Guten ist zehn zu eins. Also kannst du eigentlich, wenn du ein normaler Mensch bist, nicht mehr sündigen als gute Taten tun, also Belohnung bekommen.
Speaker 1 [00:32:47] Interessant. Du meintest, ehm dass wenn du zum Beispiel auch das Gebet verrichtest,.
Speaker 2 [00:32:53] mhm…
Speaker 1 [00:32:53] Dass die Kinder das mitbekommen und sich das positiv auswirkt auf Sie.
Speaker 2 [00:32:59] Ja.
Speaker 1 [00:32:59] Welche Hoffnungen hast du denn für ihr Leben dadurch, wenn sie dieses Vorbild schon von ihrem Vater sehen?
Speaker 2 [00:33:06] Ja klar, das ist ja zum Beispiel meine Tochter, die ist ja eineinhalb Jahre, wenn ich bete. Die sagt immer Papa, Papa die kommt zu mir und legt sich auch, wirft sich nieder zum Boden, mit dem Kopf, mit dem Stirn, zum Boden. Und ähh so einen… Die betet mit mir mit, weißte, die will es mit mir so praktizieren, obwohl die anderthalb ist. Und wenn die so aufwachsen, so erhoffe ich mir, dass die dann von sich selbst aus auch diesen Glauben annehmen und beten werden und lesen werden, Weil es gibt ja keinen Zwang im Glauben bei uns im Islam. Ja auch du sollst deine Kinder oder Frau nicht zwingen, die sollen es von ihrem Herzen aus machen. Und das ist halt meine Hoffnung, dass sie das sehen und sich ähh positiv beeinflussen lassen. Und dann den Weg, wenn die erwachsen sind und in der Pubertät schon sind, auch einschlagen können. Und wenn die das machen, haben sie auch automatisch diese negativen Traditionen, was bei uns Roma ist, machen die das direkt nicht mit, weißte, aufgrund des Islams und weil ich das selbst auch nicht feier weißt du, weil ich bin so aufgewachsen mit meinen Eltern, mit diesen negativen Einflüssen unserer Kultur und die werden das nicht. Ja.
Speaker 1 [00:34:09] Okay. Vielen Dank. Meine nächste Frage wäre. Du meintest, dass es verboten sei, beispielsweise Frauen anzusprechen. Jetzt einfach auf der Straße, wenn sie dir…
Speaker 2 [00:34:22] mhm…
Speaker 1 [00:34:22] Zum Beispiel gefallen. Ich weiß jetzt zum Beispiel von der Roma Tradition, dass das also schon sehr, sehr früh den Kindern beigebracht wird, Ja, das wann heiratest du? Das ist also wirklich sehr darauf ausgelegt ist, wie du auch schon geschildert hast, dass die Heirat schon bald kommt. Und wie findest du, sollte man das nach deinen ehm islamischen Werten nach handhaben, dass man eine Frau oder ein Mann kennenlernt, ganz besonders in Bezug auch auf dir, weil du selber Kinder hast. Wie sollte das aus deiner Sicht funktionieren? Weil das ja letztendlich dann doch schon ein recht großer Kollaps ist, sage ich mal, mit der Roma Tradition, weil die…
Speaker 2 [00:35:07] Ja, ja, ja.
Speaker 1 [00:35:07] Weil die Roma sehr ausgiebig gerne feiern. Du hast auch selber geschildert hast und ein ehm wirklich ein, ein, ein wichtiger Punkt in der Roma Tradition ist, dieses feiern, dieses musizieren, weil man Frauen und Männer sich vermischt. Und wie stehst du auf…?
Speaker 2 [00:35:23] Ja, ja, frei nach dem Motto Sloboda und muuzika. Ja, das sind zwei Hauptwörter. Hauptschlagwörter. Ja. Ehm. Warte mal, jetzt bin ich ein bisschen abgeschweift. Was war der erste Punkt, den du angesprochen hast jetzt?
Speaker 1 [00:35:37] Wie äh die, du hast selber Kinder. Und eines Tages, wie sollte dann da der Kontakt zur Heirat entstehen?
Speaker 2 [00:35:44] Achso ja, ich weiß, was du meinst. Das ist ja bei uns auch nicht anders gewesen. Also bei uns Roma. Das ist, wenn du, wenn du mit 20 noch nicht verheiratet bist, also so über 20 hinaus, dann hörst du die schon Wörter, weißt du, So, so, so negatives, so von den Älteren, von den Onkels, von den Tanten, von den Opas und so dieses jaaa wann heiratest du und so, dies, dass du wirkst, quasi, du bist quasi so ein Loser, weißt, was ich meine, so in ihren Augen. Also man muss schon am besten schon mit 17, 18 und so zwei, drei Kinder haben und so einfach dieses [hustet]. Die legen gar nicht den Wert darauf. Dieses bin ich gerade bereit für ein Kind. Auch finanziell, nicht nur finanziell. Auch so Kopfmäßig weißt du, im Kopf, bist du verantwortungsbewusst? Das fragen die sich gar nicht, einfach Kinder machen. Verhütung? Was ist das? Kennen die gar nicht. [lacht] Kennen die gar nicht. Einfach sind frei nach wilden Gelüsten, scheiß drauf. Haben wir jetzt Lust? Machen wir noch ein Kind? Egal. Können wir es ernähren? Weiß ich nicht. Wir kommen schon klar. Ne, das ähh leider auch meine Oma zum Beispiel hat, das finde ich sehr krass, digga wenn du das in Deutschland machen würdest, du würdest hinter Gittern kommen. Meine Oma war, digga, 14 glaube ich und mein Opa war 32, 14 und 32. Bruder, das kannst du hier gar nicht machen. Weißt du, das war. Ich weiß nicht digga. Was man sich dabei denkt oder bezüglich nicht, bzw. nicht denkt. Die denken alle von uns heiraten, ans vermehren und dann zu viel Freiheiten. Die legen einfach den Fokus auf falsche Sachen, finde ich. Anstatt auf die wesentlichen Dinge sich zu konzentrieren und ehhm. Ja. Ich weiß nicht, was ich das so sagen soll wirklich. Das finde ich sehr, sehr negativ.
Speaker 1 [00:37:35] Denkst du, dass das vielleicht heutzutage oder was heißt heutzutage generell in der Geschichte der Roma, wenn man sie analysiert, gibt es ja sehr, sehr viele Fälle davon. Wir haben schon darüber gesprochen, dass Frauen sehr, sehr, sage ich mal, in jungen Alter, wie es gerade eben auch jetzt im Extremfall genannt hat, mit 14 Jahren schon verheiratet werden. Denkst du, das hat den Hintergrund, dass die Eltern, das Kind oder nicht alle Kinder vernünftig ernähren können? Und deshalb…
Speaker 2 [00:38:03] Es kann sein, es kann sein, die wollen den vielleicht so… Zu einer Familie dann geben. Also wenn die in einer Familie eine andere Familie einheiratet, dass sie sich vielleicht denken, die wird dort besser ernährt und so, weißt du, besser herangezogen, die hat da ein besseres Leben als bei uns jetzt und vor allem auch vielleicht auch das eigene Wohlergehen. Weil du hast, ein Kind weniger zu ernähren, sage ich jetzt mal und du kriegst ja noch Geld von denen. Das ist das ja, was die angesprochen haben. Es geht hier teilweise um vier fünfstellige Beträge. So was, die dieser moderne Menschenhandel was ich dir gesagt hab.
Speaker 1 [00:38:43] Mhm.
Speaker 2 [00:38:43] Und ja, ich weiß es ehrlich nicht. Also, was die… Was die meisten sich dabei denken. Das sind aber eher die Älteren, wie ich schon gesagt habe, die jüngere oder die kommende Generation. Die sind ein bisschen anders. Ich habe auch zum Beispiel Onkel und Tanten, die sind da viel äh wie heißt des, strenger. So, meine Tante zieht ihre Kinder schon streng, die ist ja auch so alt wie meine Mutter. Aber die hat den Fokus auf strenge Erziehung gelegt und ähh Weisheiten mitgeben und so ähh und weist du so, dass sie einen guten Weg einschlagen. Und tatsächlich hat es auch funktioniert. Also von ihren Kindern sind alle Kinder, der eine ist Rechtsanwaltsgehilfin, der andere ist Vertriebsleiter, der andere hat eine hohe Position bei Telekom weist das aus allen von den Kindern von meiner Tante wurde was, weist du. Es liegt ja halt auf die Erziehung an und die sind da nicht so wie bei uns. Ich bin da auch zum Beispiel eher anders gestrickt. Ich bin jetzt nicht der typische Roma, sage ich jetzt mal wie es so, das Bild so von jeden wahrgenommen wird. Ich gehe nicht gern auf Hochzeiten mit Musik und so, das aber nicht nur wegen Islam, natürlich auch [unverständlich] aber ich war nie so der Typ dieses Hochzeiten und voll laute Musik und dies das, als Kind vielleicht ja, wo man spielen konnte und so, weil man lange wachbleiben konnte. Aber so im Jugendalter hat es angefangen. Das ist überhaupt nicht mein Typ. Weist ja, zum Beispiel Kollege von mir [lacht], der ist verrückt danach und der geht auch so gerne auf Hochzeiten oder hört unsere Landmusik sehr gerne. Bei mir ist das eher. Ich bin so, wie soll ich das sagen, konservativer Roma? Kann man das so sagen? Ich weiß es nicht. Ich bin so eher anders gestrickt. Weiß nicht. Ist ja nicht alles schlecht bei äh unserer Kultur habe ich ja gesagt, es gibt gute Seiten. Zum Beispiel die Offenheit, die Gastfreundschaft, die Herzlichkeit, aber auch negative. Das ist aber bei jedem Volk so, bei jeder Kultur.
Speaker 1 [00:40:34] Okay, ich würde tatsächlich noch mal auf den Punkt gerne den Punkt ansprechen mit der Heirat, wie es ihn oder wie du das gerne in Zukunft haben würdest. Mit dem Hintergrund, dass du ja jetzt sehr nun islamisch geprägt bist und ein islamisches Leben führen möchtest mit islamischen Werten.
Speaker 2 [00:40:54] Ja.
Speaker 1 [00:40:55] Wie würdest du das hoffen oder denken oder wollen, dass das in Zukunft ablaufen sollte? Wie man heiraten sollte?
Speaker 2 [00:41:05] Also, ich möchte.
Speaker 1 [00:41:06] Wie auch der Kontakt hergestellt werden soll?
Speaker 2 [00:41:07] Ja, ja, ja. Also, ich möchte wirklich, dass meine… meine Kinder generell, nicht nur meine Töchter, auch mein Sohn, dass die erst mal ihre Schule machen und dann ihre Ausbildung machen, dann arbeiten und nicht nur irgendwie arbeiten, sondern auch so Ziele haben müssen, weißt du, wonach sie streben können, parallel aber nicht ihren Glauben verlieren dürfen, weil das ist ja auch eine Masche vom Teufel sage ich jetzt mal, dass er den Menschen viele Wünsche und Träume gibt, wonach sie streben sollen und deswegen auch das Gebet dann vernachlässigen oder ganz vergessen. Ist ja einer seiner Tricks. So, es muss ein gesundes Gleichgewicht sein. Das ist aber auch schwer zu erziehen. Ich verstehe. Ich hab auch sehr Angst, zum Beispiel im Thema ähhh Erziehung bei Töchter. Ich habe ja zwei, ich weiß nicht wie ich die erziehen soll, weil ich sehe so, ich sehe es anhand der Freunde oder von Onkels und Tanten so, der einer hat sehr streng erzogen. Die Tochter hat sogar Angst vor ihm. Weißt du, macht dann aufgrund deswegen heimlich schlechte Sachen, nur um ihm quasi zurückzuzahlen, weißt du. So indirekt. Oder einer der zu locker ist, habe ich auch gesehen. Zu locker. Da machen die Töchter auch irgendwie was die wollen, weißt du, sind zu freizügig und so nicht nur, dass sie kein Hijab [Kopftuch] tragen, sondern sehr, sehr freizügig. Das sehe ich auch in Mazedonien habe ich gesehen. Die sind da ganz locker, weil der Vater nie da ist, weil er ja selber Musiker ist und quasi nicht den Überblick hat. Und die Töchter machen dann, was die wollen. So, du musst ein gutes Gleichgewicht finden. Das ist sehr schwer, wirklich, ist ein bisschen streng, aber auch ein bisschen Freund so Gleichgewicht einfach, dass es so eine gesunde Beziehung zu deiner Tochter ist, dass sie wirklich sein, wie gesagt, seinen Weg geht, ihren Weg geht und dann auch diesen Verstand hat, dass sie mit diesem Verstand herangezogen wird, ähh verantwortungsbewusst zu sein, an ihre Zukunft zu denken, innerliche Werte zu haben. Also diese inneren Werte, die ich ihr mit auf den Weg geben werde, Reue zu zeigen, gegenüber Menschen freundlich gesinnt zu sein und an das Positive zu denken, nicht nur negativ. Und das, was ja bei mir sehr schlecht gewesen ist, wie ich dir ja immer gesagt habe, immer den Teufel an die Wand gemalt. Das will ich verhindern bei meinen Kindern. Und äh wenn du die gut erziehst, wie ich es dir das gesagt habe, dann wird dir auch sicher einen vernünftigen Ehemann finden. Tatsächlich möchte ich, dass es nicht ein Nichtmuslim wird, weil meistens übernimmt ja die Frau eher die Sitten und Gebräuche vom Mann und dann verlässt sie ja dadurch den Islam, wenn er nicht Moslem ist. Kann ich hier aber auch nicht aufzwingen. Ich hoffe nur, wenn sie halt den Weg geht und den Gläubigen Weg einschlägt, dass sie dann auch einen gläubigen Mann für sich finden will und jetzt nicht n… andere Religion, weißt du was ich mein?
Speaker 1 [00:43:44] Okay, wie stellst du dir das dann vor, wenn der Tag kommt und sie eventuell jemand kennengelernt hat oder vielleicht kennenlernen möchte? Soll der Junge dann einfach zu ihr nach Hause kommen bzw zu dir und deiner Haustür klopfen? Oder wie soll das?
Speaker 2 [00:44:01] Ja, also. Also tatsächlich ist das ist glaube ich äh… was Islam angeht und der Roma Kultur ist das glaube ich identisch, weil die Roma gehen ja auch. Du gehst ähh mit deiner Familie, mit deinen Eltern an ihre Tür, klopfst und so verlangst um ihre Hand. Das sollte man im Islam ja auch machen. Du darfst zum Beispiel nicht. Normalerweise nicht dieses… Du hast eine Beziehung mit ihr. Ein Jahr lang, zwei Jahre lang, sechs Monate drei Monate egal und dann gehst du zu den Eltern. Darfst du eigentlich nicht. Du musst erst mal den Segen von deinem Vater und deine Mutter und ihren Vater und ihre Mutter haben, im Islam und dann zusammen sein zu können. Weißt du, ohne das geht es nicht. Wir dürfen es nicht. Aber bei den Roma, wie ich dir gesagt habe, ist dasselbe. Man geht zur Haustür, mit äh mit seiner Familie. Man fragt für die Tochter, man, der Schwiegervater, der Zukünftige, nennt halt seinen Preis, wie ich dir gesagt habe, oder sogar den Preis verhandelt man. Das ist höflich, wie diese Fußballmanager sind. Ja, und wenn das alles geklärt ist. Diese Formalitäten werden natürlich nicht schriftlich festgehalten. Es wird per Handschlag abgeschlossen, dann hat man erfolgreich gehandelt sag ich jetzt mal [lacht], dann darf man heiraten ja.
Speaker 1 [00:45:15] Ok.
Speaker 2 [00:45:15] Mit dem Segen der Eltern. Das ist der springende Punkt. Der ist ganz wichtig, was aber auch sehr oft der Fall ist, bei gerade bei uns, vermehrt aber auch bei den Kurden, aber bei uns am meisten, dass wenn sich ein Ehepaar ein Liebespaar so sehr liebt, dass sie sich entschließen, weil die Eltern vielleicht, der Frau das nicht akzeptieren, der also von deiner Freundin, dass die Freundin zu dir abhaut, quasi die ohne den Segen der Eltern, die geht dann einfach weg, weißt du, die brennt durch und lebt bei ihren zukünftigen Mann, bei ihrem Freund. Und dann irgendwann knicken die Eltern halt ein und müssen das akzeptieren. Das erinnert mich jetzt wieder an Fußball, digga. Jetzt vor kurzem hat Uli Hoeneß auch gesagt, Kane zum Beispiel, Harry Kane, hat nur noch ein Jahr Restvertrag und die müssen den verkaufen, weil der muss Tottenham, muss irgendwann einknicken. Und so ist es auch mit den Schwiegereltern dann. Weil wenn Sie wieder, weiter in Kontakt mit Ihrer Tochter wollen, müssen sie das halt irgendwann akzeptieren. Und das wird auch vermehrt bei den Roma gemacht. Dieses abhauen.
Speaker 1 [00:46:19] Okay, vielen Dank erst mal hierzu. Ich merke, du hast sehr sehr viel Fußball Bezug.
Speaker 2 [00:46:23] Ja, das stimmt.
Speaker 1 [00:46:24] Ehm… Deswegen frage ich mal jetzt direkt zum nächsten Punkt die Kindheit, wie sah deine Kindheit aus. Hast du viel mit Fußball zu tun gehabt und zieht sich das so bis heute durch?
Speaker 2 [00:46:37] Ja, tatsächlich ja. Man hat schon im Kindesalter Fußball gespielt. Erst mal mit Freunden, privat, im Hof, jeden Tag. Und dann hat es angefangen, mit zehn oder elf, dass ich im Verein auch war. Auch mit meinen Freunden, mit meinem Kindheitsfreund und den anderen Freunden aus meiner Heimatstadt waren wir alle zusammen im Verein und man war talentiert. Man war wirklich talentiert. Ich war auch ein, zwei Mal in der Zeitung dort, diese Südwestpfalz, heißt diese Zeitung, glaube ich. Aber leider hat man es nicht geschafft, weil man ehm…
Speaker 1 [00:47:09] Die Rheinpfalz meinst du.
Speaker 2 [00:47:10] Ja, die Rheinpfalz. Genau. Man hat es aber nicht geschafft aufgrund zwei Gründen. Erstens man ist nicht mehr regelmäßig ins Training gegangen. Dadurch konntest du nicht mehr öfter spielen. Du hast mehr Fokus gelegt auf rausgehen. Mit Freunden dies das, das war diese Pubertätszeit und das ist eine schwierige Phase. Du gehst mehr raus mit Freunden, mit Mädchen und so, klar etc. und legst nicht mehr so viel Wert. Und gerade in [Stadt 1 in Deutschland] ist schwer, überhaupt berühmt zu werden, dann mit Fußball was zu erreichen. Es hat, glaube ich nur einer gemacht. Das war Erik Durm, der hat es geschafft. Aber sonst war es eigentlich sehr schwer, wirklich. Aber ich habe Fußball nie aus dem Kopf bekommen, auch zu privat gespielt, weiter oder auch Fußball geguckt. Ich gucke Fußball, seitdem ich elf Jahre alt bin. Generell alle Spiele von Bayern München ähh und auf der Konsole auch seit 20, 25 Jahren nur Fußballspiele, Fußballspiele. Ja, ich Fußball ist auch ein sehr großer Teil meines Lebens. Ja.
Speaker 1 [00:48:05] Wie kommt das, dass du überhaupt Fußballfan geworden bist?
Speaker 2 [00:48:08] Wegen mein Vater tatsächlich.
Speaker 1 [00:48:09] Ist er auch Bayernfan?
Speaker 2 [00:48:10] Nein [lacht].
Speaker 1 [00:48:12] Welche Mannschaft feuert er denn an?
Speaker 2 [00:48:14] Er feuert eher mehr diese also in Deutschland mehr Kaiserslautern, weil man ja in [Stadt 1 in Deutschland] gelebt hat und dann mehr so eigentlich alle, die gegen Bayern spielen, feiert er jedes Mal, wenn wir zusammen Fußball gucken, provozieren uns gegenseitig so und er feiert. Sein Lieblingsthema ist, glaube ich, diese. Wie heißt es auf serbisch? Crvena Zvezda?
Speaker 1 [00:48:36] Ah Roter Stern Belgrad.
Speaker 1 [00:48:37] Ja, Roter Stern Belgrad. Ja, genau, ja die feiert der am meisten.
Speaker 1 [00:48:40] Okay. Hat dein Vater auch schon Fußball gespielt damals?
Speaker 2 [00:48:43] Ja, ja, aber nicht. Nicht professionell.
Speaker 1 [00:48:46] Habt ihr denn in deiner Kindheit mit deinen Freunden auch immer Fußball gespielt oder sogar im Verein gespielt?
Speaker 2 [00:48:53] Ja, wie ich gerade schon gesagt habe, habe ich das ja. Mit Freunden im Fußballverein, Jugendverein und so, da war ich ja auch sechs Jahre lang. Und dann hat man irgendwann einfach aufgehört.
Speaker 1 [00:49:05] Okay. Deinen Freundeskreis bestand der aus verschiedenen Nationalitäten oder wie sah der denn bei dir? Außer waren die meisten deutsch?
Speaker 2 [00:49:14] Nein, nein, das war gemischt. Es waren viele Roma, Es waren viele Ashkali. Ashkali sind ja, wie soll ich sagen, das sind eigentlich keine Albaner. Das sind Roma, die nur albanisch halt sprechen können und ähh Deutsche waren auch dabei, Türken und so alles gemischt. Multikulti, ja, wie Deutschland eigentlich auch ist. Genau so.
Speaker 1 [00:49:37] Gab es einen besten Freund, den du eventuell hattest. Und kannst du da auf irgendwelche schöne Zeiten zurückblicken?
Speaker 2 [00:49:45] Ja, klar. Ja, ich will ihn jetzt namentlich nicht erwähnen aber klar hat man den gehabt oder hat man immer noch. Man hat ja immer noch Kontakt zu ihm. So, man hat zusammen alles damals gemacht so. Man hat Fußball zusammen gespielt, man hat Fußball zusammen geschaut, man ist oft rausgegangen, jeden Tag. Man war eigentlich nur draußen. Man war zu Hause, nur um zu essen, zu schlafen, so dass man die meiste Zeit war wir nur draußen. Man hat zusammen Breakdance gemacht. Wir waren in einer Tanzgruppe zusammen, wir haben gerappt, zusammen, wir haben sogar Videoclips zusammen von Rappen und so, man hat alles gemacht. Auch jetzt im Erwachsenenalter hat man sich leider ein bisschen auseinandergelebt, weil wir, weil er ja immer noch dort lebt und nicht in Düsseldorf. Aber man besucht sich trotzdem regelmäßig und der Kontakt steht immer noch. Und ja, man hat viele positive Erinnerungen zusammen, aber auch viele schlechte. Ist klar. Man hat oft Streit, dann wieder normal, dann wieder Streit, dann wieder normal. Das gehört dazu. Alles cool.
Speaker 1 [00:50:37] Kannst du mir etwas von deiner Schulzeit erklären und erzählen?
Speaker 2 [00:50:40] Äh ja, Schulzeit. Ich sag mal so. In der es hat angefangen in… Wie heißt das? Das hat man Vorschule genannt. Gibt es das heutzutage noch? Vorschule? Das war so ein Jahr vor der Schule, nicht Kindergarten, so eine Mischung zwischen Kindergarten und Schule. Und da war ich ja mit meinen Kindheitsfreund, mit dem ich aufgewachsen bin, in der bekannten von mir erwähnten Ratten Wohnung. Und da sind wir zusammen aufgewachsen. Wir haben da mehr Zigeunisch geredet, also Roma. Romane geredet und das hat den deutschen Erzieherinnen nicht so gefallen. Die haben immer wieder mit unseren Eltern geredet, dass das nicht geht, dass wir deutsch reden müssen und so aber, weißt du, wir waren Kinder. Wie alt waren wir? Fünf, sechs? Man hat einfach Romane geredet, mehr, weil man sich auch geschämt hat. Man wollte auch, um ehrlich zu sein, so reden, ohne dass die anderen das verstehen, weißt du?
Speaker 1 [00:51:38] Und was war der Hintergrund dabei, dass die anderen das nicht verstehen sollen?
Speaker 2 [00:51:42] Ja, weil ich zum Beispiel oft Hilfe gebraucht habe. Ich bin handwerklich nicht so gut begabt und da waren viele Sachen in dieser Vorschule, die man handwerklich machen musste Legos zusammenbauen oder Laternen selber bauen. Und ich konnte das nicht gut und mein Kollege konnte das sehr gut. Und ich habe dann immer gesagt Hilf mir mal auch das für mich mitzumachen. Ich kann das nicht, weißt du. Und die haben dann entschieden nach diesem Jahr, das ist vorbei. Eigentlich sollten wir in dieselbe Grundschule gehen, aber die haben entschieden, dass wir wirklich, dass ich in eine andere Grundschule gehe und er eine andere, dass wir nicht mehr zusammen sein sollten. Dann war das schwer für mich. Ich war dann, ohne jemanden zu kennen, in der Grundschule lief eigentlich aber alles glatt. Dann in der… Ab der sechsten Klasse lief eigentlich alles schlecht. Das hat auch einen Hintergrund. Man wollte wie heißt des, man wollte. Ich wollte eigentlich. Ich war in der Hauptschule und alle meine Freunde, die ich kannte, alle Kindheitsfreund, aktuelle Freunde, alle waren in der Sonderschule und wirklich sehr viele von ihnen waren Roma, Ashkali, Weißte. Alle waren in dieser Sonderschule. Und ich habe mir als elf 12-jährige auch gedacht dieses ja Kacke, dieses ich möchte, ich möchte auch da, die sind alle da. Ich bin der Einzige, der in einer Hauptschule ist. Das ist langweilig. Die sind alle dort, die haben ihren Spaß und die sind alle zusammen auf dem Schulhof. Und ich bin ganz alleine. So, und dann habe ich angefangen, so den Klassenclown zu spielen, weißt du, den Klassenclown. Der Lehrer hat mir Tests gegeben. Ich habe nur meinen Namen geschrieben und abgegeben. Weißt du, das war diese dumme Phase von mir. Diese… Keine Ahnung. Das habe ich dann so durchgezogen. Ich bin tatsächlich zweimal in der sechsten, dann sitzengeblieben und zweimal in der siebten. Aufgrund dieses Verhaltens, dieses angeblich cool sein, Klassenclown sein. Dann war ich ja sieben siebte Klasse Schulabgänger. Ich wurde der Schule verwiesen, weil ich meine Schulpflicht schon erfüllt habe. Und dann habe ich mir gedacht, das geht so nicht, weil ich war von Agentur von Arbeit in so Vorstellungsrunden eingeladen und so und so, was man sich vorstellt, was man arbeiten will. Und immer, wenn man sich vorgestellt hat, hieß es ja was haben Sie denn für einen Abschluss? Der eine sagt Abitur, Fachhochschulreife, Mittlere Reife. Und ich sagte immer keinen, weißt du. Und das hat mich gewurmt, digga. Ich habe mich geschämt. Und äh dann habe ich mich entschlossen Komm, ich habe noch eine letzte Chance. Ich glaube, das hieß, EABD Europäische Akademie für Bildung und Dienste, mein Hauptschulabschluss nach Klasse Zehn nachzuholen. Da habe ich mir gesagt Komm ab jetzt, weil ich bin ja nicht, ich bin ja nicht intellektuell genug für das, weist du. Also nicht wie soll ich das sagen? Ich bin nicht dumm gewesen, einfach nur… ja doch dumm im Verhalten, aber nicht dumm, was Bildung angeht. Da habe ich mir gesagt ey komm, diesmal benehme ich mich und steigere mich mal, konzentriere mich mal auf das Wesentliche. Mal der Streber zu sein, wie das so ist, weißt du, so mäßig. Und ich hab dann auch durchgezogen. Habe das dann locker geschafft mit 1,4, glaube ich. Und es war auch cool zu sehen. Die andere Seite Du warst nur der Klassenclown. Du hast immer Streit mit den Lehrern, Du bist immer vor der Tür rausgeflogen und so, die Lehrer haben dich immer bevorzugt cool mit dir geredet. Das war ganz anderes Gefühl, eine ganz andere Welt. Das war viel cooler. Und auch diese Erfolgserlebnisse immer. Du hast dich gefreut, wenn die Tests zurückkamen, weil du weißt, dass du Gutes geleistet. Also du hast schon ein gutes Gefühl gehabt und auch deine Eltern waren dann zufriedener mit dir. Und ja, danach habe ich dann meinen Realschulabschluss auch nachgeholt, mein qualifizierten und auch mein äh danach musste ich aber dann zwei Jahre… sozusagen wie soll ich das sagen… Drecksjob quasi Knochenjob. Musste ich zwei Jahre durchziehen für den Mindestlohn wegen meiner Frau. Ich habe ja eine Frau geheiratet, die aus einem Nicht EU-Land. Und damit ich die hier in Deutschland behalten konnte, sage ich jetzt mal, dass sich die hier anmelden konnte, das hier leben durfte, musste ich arbeiten. Da habe ich halt einen X-beliebigen Job direkt angenommen, habe das auch durchgezogen und als ich, als wir zum Glück standesamtlich nach zwei Jahren heiraten durften. Und ich dann mit meiner Familie sicher war sage ich jetzt mal für die Zukunft habe ich mir gedacht Komm, ich mache jetzt auch eine Ausbildung, habe dann eine Ausbildung angefangen zum Einzelhandel. Hab die dann auch erfolgreich abgeschlossen. Und dann wollte ich dann auch eigentlich direkt durchstarten. Wollt eigentlich noch sechs Monate drauflegen für den Fachwirt. Aber dann ging es bei mir gesundheitlich bergab. Äh ja waren viele Symptome immer wieder auch vor allem Schwindel. Und das hatte ich so depressiv runtergezogen und so und es lief halt alles schlecht, gesundheitlich immer schlechter so du warst in so einem Teufelskreis gefangen. Und ähh ja deswegen war man dann arbeitslos. Aber… Jetzt geht es langsam bergauf. Zum Glück. Ja, gucken wir mal.
Speaker 1 [00:56:27] Du hast erzählt, dass du nach der Schulzeit geheiratet hast. Da möchte ich näher darauf eingehen. Und zwar? Wie hast du denn deine Frau kennengelernt? Weil du sagtest, deine Eltern kommen ursprünglich aus dem Kosovo. Deine Frau ist aber aus Mazedonien,
Speaker 2 [00:56:42] Mhm…
Speaker 1 [00:56:42] Wie du eben erwähnt hast. Wie kam dieser Kontakt zustande?
Speaker 2 [00:56:48] Äh das war… Das war, wann war das? Das war vor zehn Jahren. Hat mich aus meiner Heimatstadt ein äh also hat meine Eltern angerufen. Ein Bekannter, den wir kennen und schätzen wissen schon von Kindheit aus, ist man zusammen auch aufgewachsen mit seinen Söhnen, sage ich jetzt mal, und der hat halt meine Eltern angerufen und hat gesagt, hör mal zu, Ich habe da eine Nichte in Mazedonien, denen geht es finanziell schlecht und der Vater möchte, dass seine einzige Tochter nach… Ein gutes Leben führt und einen guten Platz hat sage ich jetzt mal und eine gute Zukunft. Und er sagt Ich kenne euch mein Leben lang. Also meinte er zu mein Vater zu meiner Mutter. Ich weiß, was für gute Menschen ihr seid und dass sie bei euch einen guten Platz hat. Ihr habt auch ein charakterlich wundervollen Sohn und deswegen möchten wir äh wollen die äh wollte ich sagte euch in Kontakt bringen, weiß mit ihren Eltern, dass sie euch kennenlernt und dass sich die…
Speaker 1 [00:57:43] Ist das in der Kultur so gang und gäbe, dass man so Anrufe bekommt aus dem Bekanntenkreis?
Speaker 2 [00:57:50] Ja, tatsächlich, ja, das ist wie so eine Hochzeitsvermittlung, Heiratsvermittlung. Das ist halt so, aber ich finde das besser. Ich habe auch schon zu meinem Kindheitsfreund immer wieder gesagt, wenn ich heirate, dann mit äh so, diese vereinbarten Ehen nennt man das?. Arrangierte Ehen, glaube ich. Ja, weil so machst du es ja islamisch auch gesehen richtig so mit den Segen deiner Eltern. Und du kanntest sie ja vorher nicht. Es war vorher kein Haram [unerlaubt/Sünde] Beziehung. Du kanntest die ja nicht. Und so hat er halt angerufen und wir kamen in Kontakt und wir haben die Familie kennengelernt. Und ich habe dann sie kennengelernt. Wir haben dann monatelang uns ausgetauscht, sei es per Mail, per MSN und Videochat und so, man hat sich kennengelernt und lieben gelernt. Und dann kamen die nach Deutschland und äh haben wir die Verlobung gemacht. Und die sind dann noch eine Woche hiergeblieben.
Speaker 1 [00:58:44] Ich habe mal dazu.
Speaker 2 [00:58:45] Ja.
Speaker 1 [00:58:45] Kurz eine Frage und zwar du hast gesagt, dass islamisch betrachtet dann, dass man sich konform verhalten hat. Ist das dann im Islam so, dass man nur arrangierte Ehen, also eingehen darf?
Speaker 2 [00:59:03] Ja, das weiß ich jetzt nicht. Ich weiß … nicht nur arrangierte… aber ich weiß, dass es halt… Es ist ja… Es ist ja verboten, eine Freundin zu haben. Es ist verboten, im Islam eine Freundin zu haben. Und deswegen schließe ich daraus, dass du nur durch arrangierte Ehen oder wenn du zum Beispiel jemanden kennst, zum Beispiel Freundeskreis, und du weißt so, die haben eine hübsche Tochter. Vielleicht, dass du so mit deinen Eltern dort hingehst und fragst, für die oder so, ob ihr euch kennenlernen dürft, weil anders geht es ja nicht im Islam. Das ist wie gesagt, es ist verboten, eine Freundin zu haben und das ist halt Ausschlussverfahren. Daraus schließe ich aus, dass es nur damit funktioniert ja.
Speaker 1 [00:59:42] Wird man dann in der sage ich mal in der Roma oder bzw. jetzt aus der islamischen Perspektive, die du jetzt erlebst, dazu dann gezwungen wird, das Kind, ob das Junge oder Mädchen ist, dann dazu gezwungen diese Ehe einzugehen. Oder darf man sich dann noch mal besprechen und sagen Nein, der gefällt mir und.
Speaker 2 [01:00:00] Ich glaube, gezwungen ist das nicht. Ich glaube nicht, dass irgendein Vater oder eine Mutter ihrer Tochter in die Augen sehen kann und sie sagt nee, der gefällt mir wirklich gar nicht, oder Ich möchte nicht dahin, dass sie die dann sagen Ja, tut mir leid. Trotzdem, der muss sein. Das habe ich noch nie gesehen. Habe ich noch nie erlebt. Bis jetzt noch gar nicht. Das stimmt nicht.
Speaker 1 [01:00:19] Nein. Wie war es denn bei dir zu diesem Zeitpunkt? Wolltest du, denn eigentlich heiraten?
Speaker 2 [01:00:23] Ich wollte. Ich habe ja gesagt. Ich habe schon immer als Kind gesagt, ich will irgendwann arrangierte Ehen haben, weil ich mir gedacht habe, dieser Gedanke, dieses Ihr kennt euch nicht. Die Eltern kennen sich, die wissen, dass das eine gute Tochter ist, ein guter Sohn ist. Es wird schon klappen und äh sowieso dann mit Gottes Segen. Wenn man dann noch islamisch heiratet und das Islam konform gemacht hat. Und ich dachte mir immer dann… Dieses es ist interessant so, ihr lebt zusammen, geheiratet und lernt euch dann kennen, zusammen, weißte, in der Ehe lernt ihr euch kennen und ihr lernt euch dann auch lieben. Und so war es so auch, es ist wirklich. Ich bereue es keine Sekunde.
Speaker 1 [01:00:59] Okay, vielen Dank erstmal an dieser Stelle. Ich merke, du bräuchtest vielleicht eventuell eine kurze Pause, deswegen würde ich dir vorschlagen, wir machen eine kurze Pause.
Speaker 2 [01:01:08] Ja können wir machen, ja.
Speaker 1 [01:01:08] Und dann sehen wir uns in aller Frische gleich wieder.
Speaker 2 [01:01:11] Alles klar.
[Kurze Pause]
Speaker 1 [01:13:42] So mein Lieber, Willkommen zurück in aller Frische.
Speaker 2 [01:13:43] Jupp, da sind wir wieder.
Speaker 1 [01:13:45] Und äh ja, wo waren wir stehen geblieben? Wir wollten jetzt zum nächsten Punkt gehen, nämlich Thema Zukunft.
Speaker 2 [01:13:52] Mhm.
Speaker 1 [01:13:52] Ehm daher meine Frage… Du hast erzählt, du hast Kinder und wollte dich einfach mal fragen Wie viele Kinder hast du denn? Und wie kam das dazu, dass du mit deiner Frau Kinder hast, wolltet ihr… Habt Ihr euch immer schon gewünscht, Kinder zu haben, oder war das eher ja, ungeplant?
Speaker 2 [01:14:14] Ne ja, klar. Ich habe drei Kinder, also zwei Mädchen und Jungen. Und die waren auch tatsächlich alle gewollt und äh also Wunschkinder. Wir haben uns auch entschlossen keine mehr zu bekommen, weil meine Frau drei Kaiserschnitt hatte, dreimal Kaiserschnitt und die Wunde nicht so gut verheilt ist. Die sehr große Narbe und das wäre für sie Risiko. Deswegen haben wir uns entschlossen, keine mehr zu bekommen. Drei reichen uns auch. Wir haben drei wunderbare Kinder. Wir sind auch glücklich mit Ihnen. Stolz auf die. Und ja, zukunftsmäßig. Ich habe jetzt. Bei mir geht es ja gesundheitlich wieder, Alhamdullilah [aller Preis gebührt Allah], bergauf. Und äh erst mal will ich jetzt meinen Glauben. Also vertiefen. Also mehr über meinen Glauben lernen und äh mein Wissen erweitern. Ich habe auch ein Projekt vor. Dass sich demnächst vielleicht. Das war schon immer ein Wunsch von mir, das mal zu versuchen ähm Podcast aufzunehmen, also ein Podcast Projekt zu starten so über Themen wie Fußball, Politik und so allgemein so die wirtschaftliche Lage gerade im Leben und so und so, all diese Themen einfach mal so frei heraus aussprechen und aussprechen dürfen und mal und da bin ich auch auf die Meinung der Leute gespannt, die das hören und so was, die dazu beitragen oder was für Fragen die stellen oder wie die das alles sehen und so, das will ich auch einfach mal machen, um zu gucken, wie das ankommt und mir verschiedene Meinungen anzuhören von Leuten, wie die das so sehen alles was ich vielleicht anders sehe oder gleich sehe wie die. Ja, und arbeitsmäßig werde ich mich wahrscheinlich umschulen lassen. Ich bin ja gelernter Einzelhändler. Und Einzelhandel wird leider in Deutschland jetzt nicht so gut bezahlt. Also wenn du dir das ich habe mir das mal ausgerechnet. Wenn du drei Kinder hast und eine Frau. Und dann im Einzelhandel sagen wir jetzt… wie viel 1.6, 1.7, 1.8 netto bekommst. Das ist, Das wird schwer finanziell zu stemmen, weißte, die Familie zu ernähren, und es ist kein großer Unterschied zu diesem Bürgergeld oder Hartz IV. Ist leider so in Deutschland momentan und deswegen will ich mich umschulen lassen und vielleicht irgendwas im Sicherheitsbereich. So Flugsicherheitsassistent oder vielleicht so Geldtransport mäßig, so diese Sicherheit. Das habe ich von meinen Kollegen gesehen. Die haben das und n Cousin von mir, die haben das beide gemacht. Die Umschulung geht sechs Monate und da verdienst du deutlich mehr. Eindeutig mehr, wirklich. Und es lohnt sich auch, ist auch zukunftsträchtig für mich besser. Das werde ich inshAllah [so Gott will] auch demnächst anstreben. Ja.
Speaker 1 [01:16:55] Okay. Interessant äh, du spornst dir diesen Podcast an, den du mal gerne führen würdest.
Speaker 2 [01:17:04] Mhm.
Speaker 1 [01:17:04] Du sprachst das Thema Politik an und Fußball und die aktuelle Lage.
Speaker 2 [01:17:09] Ja.
Speaker 1 [01:17:09] Wie kam diese Idee, dass du diesen Podcast machen willst? Gibt es da irgendwas, was zurzeit vielleicht politisch im Umlauf ist und was dich stört? Oder gibt es eine bestimmte Form, die dir sehr gut gefällt und du sie weiter irgendwie konkretisieren möchtest? Ich möchte dazu sagen, dass dein Standpunkt, den du, den du vertrittst, den musst du jetzt nicht hier im Interview, also wenn du gerne eine Frage nicht beantworten möchtest, dann kannst du die auch gerne nicht beantworten.
Speaker 2 [01:17:39] Ja, alles gut.
Speaker 1 [01:17:40] Ansonsten…
Speaker 2 [01:17:40] Ich sehe das ja momentan, wie die finanzielle Lage ist oder wie die Innenpolitik bei uns ist. Also wie die geführt wird, ist ja…
Speaker 1 [01:17:48] Was meinst du mit bei uns.
Speaker 2 [01:17:49] In Deutschland, in Deutschland meine ich ja. Also äh das mit ähh wie soll ich das sagen? Ich weiß jetzt nicht, ob das jetzt so klug wäre, darauf einzugehen. Ich gehe lieber auf die anderen Themen erst mal ein. Ich versuche auch dann über den Islam zu berichten, auch im Podcast, zum Beispiel über die guten Seiten im Islam. Die friedlichen. Es ist ja alles nicht so radikal und nicht so schwarz und weiß, wie man sich das alles so ausmalt oder wie das leider in der westlichen Welt immer weiter verbreitet ist mit Thema. Ja, okay, das wäre jetzt vielleicht auch nicht so klug darüber zu reden, aber auf jeden Fall so auch die guten Seiten des Islams mal zu zeigen, es gibt ja nicht schlechte, nur wie des so in der westlichen Welt so präsentiert wird. Es ist ja alles nicht so radikal. Der Islam ist ja eine schöne Religion, ist ja auch ein… Wie heißt das? Ich finde das Wort jetzt nicht dafür. Eine Rechtleitung, wie du als guter Mensch leben sollst, wie du auch mit deinen Mitmenschen umgehen sollst, alles friedlich machen sollst, gut gegenüber den anderen, auch fremden Menschen gesinnt sein sollst, gastfreundlich sein sollst, so liebevoll, einfach. Das ist ganz anders, als es in manchen Medien leider dargestellt wird. Das will ich auch hervorheben. Auch im Fußball finde ich momentan schade. Äh das Ganze mit dem Geld, mit den Marktwerten, mit den Transfers und so, mit der saudischen Liga. Die Saudis machen ja teilweise den Fußball kaputt, die kaufen sich ja die besten Spieler momentan, weil die es einfach können. Und die besten Spieler gehen dann weg von Europa. Die sind gar nicht mehr im europäischen Fußball. Und das alles nur wegen Geld. Weißt du, wenn du das vergleichst früher, früher war der teuerste Transfer… Lass mich nicht lügen, war zehn Jahre lang Zinedine Zidane und das waren gerade mal 60 Millionen. Heutzutage kriegste für 60 Millionen… Wird so ein durchschnittlicher Spieler bei Bunley oder so bei Portsmouth bezahlt. Wenn du dir jetzt anguckst, so aus einem Mittelklasse Verein in der Premier League wie Westham wurde ja jetzt dieser Declan Rice transferiert. 122 Millionen, 122 Millionen für ein Durchschnittsspieler aus einem Durchschnittsverein, Mittelklasseverein. Das ist … Ich möchte einfach über diese Themen sprechen, wie sich negativ der Fußball, wie das Geld sich auf Fußball negativ auswirkt und dass man die Spieler, auch die Profis mehr Wert legen auf Geld und gar nicht mehr auf den Erfolg oder auf die ähh… Wie heißt des? Auf die Competition? Ich weiß jetzt nicht wie das auf deutsch heißt. Auf den Wettbewerb. So weißt du, die sind nicht mehr Wettbewerbshungrig, nicht mehr so ehrgeizig. Die schauen nur noch auf Geld. Ja, über solche Themen möchte ich einfach offen und ehrlich reden, weil mir Podcast einfach diese… Wie heißt es? Die Bühne gibt. Einfach darüber frei reden zu können. Und ich möchte sehen, wie andere Menschen wirklich darüber denken, ob die auch so denken wie ich. Ein völlig falsches Bild davon habe. Das macht mich neugierig und ich wollte das schon immer haben und ich werde das auch InshAllah umsetzen.
Speaker 1 [01:20:44] Also ich möchte zunächst einmal klarstellen, dass es keine Tabus gibt. Also du kannst gerne über alles berichten, was dich triggert, sage ich jetzt mal! Also da gibt es echt keine Grenzen. Wie gesagt, Grenzen sind dann für dich da, wo du nicht gerne drüber sprechen würdest. Aber du meint, es sei nicht so klug, über ein bestimmtes Thema zu sprechen…
Speaker 2 [01:21:08] Ja, ja.
Speaker 1 [01:21:08] Also kannst gerne über alles sprechen. Dann sagtest du, dass dir es wehtut zu sehen, dass der Fußball kaputt geht. Denkst du, der beste Fußball soll weiterhin in Europa gespielt werden? Und was gibt uns sag ich mal Europäern jetzt das Recht, dass bei uns ausgerechnet der beste Fußball weiterhin gespielt werden soll?
Speaker 2 [01:21:30] Da gibt es eigentlich nur ein ein Begriff dafür und das heißt UEFA Champions League. Und da sollen einfach die besten Spieler der Welt spielen. Und das ist einfach die größte Bühne. Und das war halt schon immer so, wenn du dir das mal vergleichst, so einen Concacaf Sieger oder Asiens Champions League Sieger, der man spielt das ja aus gegen den Europa Champions League Sieger im UEFA um WM Club Meisterschaft Heißt das, da haben immer die Europäer gewonnen, weil es einfach so ist. Der europäische Fußball ist halt seit Jahren, Jahrzehnten, ist halt der beste und Elite Fußball einfach und das ist halt schade. Ich bin damit aufgewachsen und es ist schade, wenn es kaputt geht. Wenn es auf einmal nur noch zweitrangig wird und irgendwie die saudische Liga plötzlich die beste ist und weil es einfach nur Geld gibt und vor allem als Fan wenn du ja reisen möchtest innerhalb Europa ist ja alles nicht so weit. Flieg mal aber nach Saudi Arabien, um ein Spiel zu sehen. Das kannst du nicht immer machen. Weißt du, so gehen die Clubs kaputt. Auch die Traditionsklubs gehen auch dadurch kaputt. Wenn du dir auch anschaust innerhalb der Bundesliga, so Traditionsklubs wie Hamburger SV, Werder Bremen, Schalke 04, die sind ja aufgrund dadurch, dass sie immer wieder Spieler verkaufen mussten, weil die woanders mehr, viel mehr Geld verdienen und die verkaufen mussten, sind ja dadurch kaputt gegangen. Die spielen ja teilweise in der zweiten Liga oder haben in der ersten Liga überhaupt nichts zu in den höheren Plätzen zu suchen. Und das ist schade. Und wenn es dann wirklich mit den Vereinen auch Real Madrid, Bayern München, Barcelona, Manchester United, wenn die Normale kaputt gehen und unrelevant sind und auf einmal so klug sie Al Hilal, Etihad und so auf einmal die besten der Welt sind, nur weil die Geld haben, ist es doch schade. Das macht einfach den Fußball kaputt. Meine Meinung nach.
Speaker 1 [01:23:05] Okay, vertrittst du den Punkt. Wenn etwas ist, wie es ist, dass es sich niemals verändern sollte? Also das heißt, wenn etwas jetzt gerade so ist, wie es ist, darf es nie anders werden.
Speaker 2 [01:23:20] Ich weiß nicht. Es gibt im Fußball so ein Sprichwort, das heißt never change a winning team. Das stellt es, glaube ich, einfach gut da. Jetzt gerade. Ja.
Speaker 1 [01:23:28] Okay, das ist interessant. Du hast erzählt, du bist ein großer Bayernfan.
Speaker 2 [01:23:35] Mhm.
Speaker 1 [01:23:35] Gibt es in der Roma Community in deinem Freundeskreis? Vielleicht hast du ja noch einige Roma Freunde, auch heute noch, die auch Fußballfans sind oder Bayernfans sind.
Speaker 2 [01:23:47] Nein, tatsächlich nicht. Bayernfans habe ich.. Doch. Ich habe einen Freund, aber ich weiß nicht ob er wirklich Bayernfan ist oder da er so mitzieht, indirekt aber ja. [Interviewer lacht]
Speaker 1 [01:23:59] Weist was ich meine. Ich habe eigentlich keine. Ich bin eigentlich der Einzige. Mein Neffe höchstens. Der guckt mit mir zusammen die beiden Bayern Spiele. Ja, das wars eigentlich. Aber Roma haben sehr viel Leidenschaft für Fußball, muss man ehrlich sagen. Viele Roma interessieren sich für Fußball generell, für Sport, auch wenn die, auch viel… Als ich vorhin gesagt habe, leider mit der Bildung und so, ist ja jetzt nichts nur Negatives, weißt du. Die meisten sind handwerklich dafür begabt. Roma haben sehr gut… äh viele Talente, besonders im handwerklichen Bereich und auch guckst es gibt verschiedene Organisationen, also Firmen in Serbien kenne ich von meinen Freunden aus. Die machen die, die richten dir das Haus, die Wohnung so ein wie du, das, boah, wie du vielleicht in Deutschland würdest du dafür 30.000 bezahlen für diese Inneneinrichtung. Die Jungs machen das für 5000 weißt du. Das ist eine billige Arbeitskraft, aber da steckt viel Qualität dahinter. Und das, finde ich, sollte man bei den Römern mehr fordern, weist du, guck mal das… Ich finde, das deutsche Schulsystem ist auch jetzt nicht das Beste, wenn du dir das so vergleichst. Ich finde das voll komisch. Wenn du überlegst, wenn ein Schüler zum Beispiel in manchen Bereichen schlecht ist, soll er sich verbessern und das muss überall gut sein. Aber warum? Dann ist er ja überall Durchschnitt. Verstehst du was ich meine, er ist überall. Der eine kann überall was, aber ist überall durchschnittlich. Fokussiere dich doch auf seine Stärken. Dass er die weiter ausprägt, dass er sein Weg geht, auf eine Sache, sich konzentriert, auf seine Stärke. Dann wird aus ihm ja ein überdurchschnittlicher Mitarbeiter und nicht einfach ein durchschnittlicher Arbeiter irgendwann weißt du was ich mein? Das kannst du vergleichen mit dem Essen, zum Beispiel wenn du zu einem… Laden gehst sag ich jetzt mal, in einen türkischen Imbiss. Da hast du Döner, da hast du Pizza, Da hast du äh Pommes. Da hast du Spaghetti. Du hast mehr Sachen. Viele Sachen bietet er an, aber die schmecken durchschnittlich. Aber wenn du jemanden hast, der nur Döner anbietet. Oder nur Pizza? Es schmeckt viel besser, weil er sich auf seine Stärken konzentriert. Und das sollte auch so eine Schulbildung sein, finde ich. Und bei den Roman ist es auch so. Mein Gott, wenn jemand nicht so der hellste Stern ist, dann kannst du das jetzt auch nicht so verhindern. Dafür hat er viele andere Talente, auf die er sich fokussieren soll und nicht auf das, was er nicht so gut kann. Das ist halt meine Meinung.
Speaker 1 [01:26:13] Und du findest, du sollte in den Schulen dann stärker gefördert werden?
Speaker 2 [01:26:17] Ja, stärker so die Stärken von ihm, anstatt die Schwächen so auszugleichen. Konzentriere dich stärker auf seine Stärken. Ja, sollte gefördert werden, finde ich. Ja.
Speaker 1 [01:26:25] Wenn jetzt beispielsweise eine… muss jetzt noch nicht mal ein Roma Kind sein, beispielsweise ein Kind aus sehr armen Verhältnissen nach Deutschland kommt. Umgesiedelt ist, hier ausgewandert.
Speaker 2 [01:26:35] Ja.
Speaker 1 [01:26:35] Aus sehr schlimmen Verhältnissen kommt und dementsprechend nicht die Möglichkeit hatte Schulbildung zu erlangen. Vielleicht ist es schon älter und kommt hier an eine Schule und ist überhaupt nicht reif und kann überhaupt nicht mithalten und spielt beispielsweise jetzt aber übertrieben guten Fußball.
Speaker 2 [01:26:55] Mhm, ja, dann soll man das fördern, dann sollst du ihn im Fußball fördern. Das ist ja nicht, das ist ja, wenn du dir immer anguckst, zum Beispiel ein Ronaldinho, ein Pele, ein Neymar. Denkst du, die waren Akademiker? Die waren ja auch jetzt nicht die hellsten Sterne, aber die haben sich auf ihre Stärken konzentriert. Und es hat funktioniert. Das ist es ja, das ist es. Ich finde, man sollte die Stärken eines Menschen hervorheben und nicht das, was er nicht gut kann. Genauso sollte man auch so beim Islam sagt man auch bei uns, sollst ja nicht über die Schwächen eines Menschen reden oder über seine schlechten Seiten, was er getan hat, sondern die guten hervorheben. Unser Prophet saw [Friede und Segen Allahs sei auf ihm] hat ja auch gesagt. Wenn du etwas zu reden hast, dann rede positiv. Wenn es irgendwas Schlechtes ist, dann schweig. Und genau so ist es. Man soll einfach die Stärken des Menschen hervorheben und nicht die Schwächen.
Speaker 1 [01:27:48] Was hat generell, wenn wir jetzt über den Fußball gesprochen haben, der Fußball in dir… So welche Auswirkung hatte er? Gibt er, gab oder gab er dir Kraft? Emotion? Der hat beispielsweise, wie es der Islam jetzt getan hat, er hat dich auf ich sag jetzt mal von menschlich auch verändert.
Speaker 2 [01:28:07] Mhm, ja, ja, ja.
Speaker 1 [01:28:09] Und äh ist das beim Fußball ähnlich so? Und gibt es vielleicht Ziele für dich selber? Was weiß ich mal ins Stadion zu gehen und dein Fußballleben weiter so intensiver auszuleben?
Speaker 2 [01:28:22] Also das ist finde ich vergleichbar, weil zum Beispiel egal was für eine stressige Woche du hattest, wie viele Probleme du hattest, wenn du, wenn ein Fußballspiel anfängt und du sitzt da vor dem Fernseher und guck dir das Fußballspiel an für 90, 95 Minuten vergisst du all diesen Stress, weißt, was ich meine. Du bist einfach glücklich. Du freust dich. Ey, gleich geht’s los. Und in diesen 95 Minuten bist einfach nur glücklich oder auch sehr depressiv, je nachdem, wie der Verein gespielt hat. Aber das gibt mir halt Freude im Leben, wenn ich Fußball gucke. Ich kann ohne Fußball gar nicht. Jetzt zum Beispiel diese Sommerpause, die jetzt war. Ich kann es kaum erwarten. Selbst Freundschaftsspiele gegen so gegen neunte Liga oder so, die gucke ich mir sehr gerne. Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht. So, du hast Freunde mehr im Fußball, dein Ehrgeiz ist auch gestiegen. So auch allgemein. Ist dein Ehrgeiz gestiegen durch den Fußball, weil du die ansiehst, wie ehrgeizig die Spieler sind und du nimmst die auch als Vorbilder, quasi. Und mit dem Reisen. Ich möchte irgendwann gerne nach München im Stadion gehen, das ich war noch nie leider. Es ist halt sehr weit und sehr kostspielig auch. Aber jetzt mit dem Deutschland Ticket spare ich die Fahrkosten und ich muss nur das Ticket bezahlen und einen Tag Hotel. Das werde ich als nächstes auch vornehmen. Das ist live mein Verein befeiern können ja.
Speaker 1 [01:29:37] Möchtest du da eigentlich alleine hin oder hast du da schon ne.
Speaker 2 [01:29:41] Ich hätte gerne einen Kollegen dabei, der eigentlich nicht so Bayernfan ist, aber vielleicht aufgrund der brüderlichen Liebe, sag ich jetzt mal, erfüllt er mir vielleicht auch den Traum, dass er mit mir kommt. Ja.
Speaker 1 [01:29:54] Ja, das ist doch schön. Jetzt haben wir auch über den Fußball gesprochen. Schön. Ehm ja, die letzten Fragen bevor ich auch schon zum Schluss komme. Welche Ziele hast du generell noch im Hinblick auf dein Leben oder Beziehungen bzw. für die Roma Community? Ehm es gibt ja auch sehr, sehr viele Organisationen. Erstens was hältst du von diesen Roma Organisationen, die sich für die Zukunft und für das bessere Leben hier in Deutschland für die Roma einsetzen und hinsichtlich deiner eigenen Perspektive und Zukunft in der Familie? Wie stellst du dir vor, diese zu gestalten?
Speaker 2 [01:30:34] Ja, wie gesagt, ich werd ja meine Kinder versuchen, gut zu erziehen. Und ähh auch meine Kultur werde ich denen nicht verbieten auszuleben, weißt du, ich will meine Kultur ja auch mit einbringen. Ich bin ja auch stolz, Roma zu sein. Und es gibt ja sehr viele gute Seiten bei uns und die möchte ich denen beibringen. Wie gesagt, diese Offenheit, diese Herzlichkeit, diese Gastfreundlichkeit, die die Roma auch haben und diese Mentalität, dieses auch wenn die nicht viel haben, geben die dir alles so weist du? So als Beispiel, so bei Kollegen früher, die jetzt auch nicht so wohlhabend waren, die auch Roma waren. So, ich war bei denen zu Besuch und die hatten gerade nicht so viel zum Essen und trotzdem haben die mir den ganzen Rest angeboten, obwohl die selber nichts hatten. Das ist einfach diese Gastfreundlichkeit, diese Herzlichkeit, die Roma ausstrahlen und ausleben. Und diese guten Eigenschaften werde ich weiterhin auch meinen Kindern beibringen und so und die Sprache vor allem. Ich rede ja auch mit ihnen Romane. Die Sprache soll ja um Gottes Willen nicht aussterben, nur weil wir in Deutschland leben und auch unsere guten Sitten und Kulturen auch nicht. Und das finde ich ja gut bei diesen Förderverein der Roma, die sich für Roma engagieren. Weil, wenn wir es nicht selber tun, wer tut es dann? Weißt du, wir sind die größte Minderheit der Welt. Und wenn wir uns nicht gegenseitig helfen und fördern, wird sie auch kein anderer tun. Deswegen finde ich das super.
Speaker 1 [01:31:56] Möchtest du, dass deine Kinder, wenn sie irgendwann heiraten und ausziehen, dass sie bei dir in der Nähe wohnen? Und ist es dir wichtig, dass die Kinder eventuell einen Roma heiraten, oder…
Speaker 2 [01:32:11] Ja. Da, da gibt es auch so, was ich auch ansprechen wollte. Viele meiner Dozenten, damals oder Lehrer, haben das auch gesagt, weißt du. Die… Bei den Roman, was bei euch stark ist, sagt er, ist euer Zusammenhalt, euer familiärer Zusammenhalt, weil bei denen, die Kinder lassen die in Stich, weißt du, teilweise die schicken, die in Heimen und Pflegeheimen, Pflegeeinrichtungen. Bei den Roman ist das nicht so, weißte irgendeiner der Kinder übernimmt dann die Eltern, nicht weil er muss, sondern weil er will, weil er diesen Familienzusammenhalt so spürt und damit aufgewachsen ist. So auch, wenn irgendwas ist in der Familie irgendwas Schlechtes oder was zu feiern gibt, siehst du auch auf einmal so Familie aus äh Roma aus Italien, Belgien, Frankreich, die kommen von überall. Weiße kommen alle und versammeln sich. Das ist ja auch schön. Immer diese. Ich habe das als Kind geliebt, diese Atmosphäre bei uns Roma, dieses wenn die ganze Familie gekommen ist, weist du. Als Kinder. So, du, du hast dich gefreut. Das Haus war voll, auch wenn du … Zum Beispiel jetzt in 75 Quadratmeter alter, waren 30, 40 Leute und das war bei uns schon gechillt, weißt du was ich mein so? Oder früher, das vermisse ich auch heutzutage, muss ich dir ehrlich sagen, so dieses, als wir nicht so viel Geld hatten, nicht so wohlhabend waren, als meine Eltern noch Flüchtlinge waren. Einfach diese. Dieser Familienzusammenhalt und diese. Dieses zum Beispiel nachts im Wohnzimmer, so mit den Eltern, mit den Geschwistern zusammen auf Matratzen zu schlafen, zusammen Film zu gucken. Einfach dieser Zusammenhalt, diese schönen Momente. Wirklich. das… Wir haben sehr viele gute Momente und auch schlechte. Das ist überall. In jeder Kultur ist das so, in jeder Nationalität, in jeder Religion auch, weiste. Mensch ist Mensch… Mensch hat seine Stärken, seine Schwächen. Aber was ich sagen wollte Unser Familienzusammenhalt ist wichtig bei uns, Roman. Und warte mal, was war das andere? Ich bin jetzt bisschen abgeschweift. Dazu wollt ich auch was sagen, du hast zwei Fragen angesprochen.
Speaker 1 [01:33:58] Genau wegen der Heirat. Ob das wichtig für dich ist, das sie ein Roma heiraten?
Speaker 2 [01:34:01] Ja, das stimmt. Also, ich finde, es ist besser, weil äh… dann ist halt nicht so ein… K, Kultureller, ähh Kultureller, äh [lacht] wie heist des? Kult? Kultureller?
Speaker 1 [01:34:17] Kultureller.
Speaker 2 [01:34:18] Kultureller, ja, Dankeschön. Kultureller Schock. Weiß wenn zum Beispiel jetzt n, ist ja nicht schlechtes. Aber wenn du jetzt so als Beispiel so ein Roma mit den Deutschen heiratet, das sind ja. Das sind ja. Welten dazwischen. Was Kultur und Tradition angeht, weißt du? So ist ja wie eine Art Schock dann für die andere Seite und ich finde es halt schöner, weil man hat die selten… Selben Sitten, Gebräuche. Die Eltern verstehen sich auch besser, die Kinder werden dann auch komplett Roma erzogen, aber das ist auch nichts Schlechtes, jemand anderes zu heiraten, ist hier nicht. Aber was ich gemerkt habe in letzter Zeit tatsächlich, dass viele von meinen Freunden… Ich bin gefühlt der einer der wenigen, der auch eine Roma Frau geheiratet hat, weißt du, ich hab einen Kollegen, der andere hat, äh der ist mit ner Deutschen verheiratet, der andere auch. Drei, drei sind mit einer Deutschen verheiratet. Deutsch… Also Nationalität. Der andere mit einer Albanerin, der andere Italienerin und zwei Kurdinnen. Aber keiner ist dabei der eine Roma geheiratet hat. Weißt du, das fällt mir vermehrt auf. Das ist wirklich vermehrt. Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Vielleicht weil die eher so die negativen Seiten nur in Erinnerung haben, von unserer Kultur, weißt du, und von unseren Mädchen. Und deswegen sich distanzieren davon und nicht das machen wollen. Und das finde ich schade. Und wer weiß, wie es in der zukünftigen Generationen aussieht. Vielleicht werden bald überhaupt nicht mehr Roma mit Roma verheiratet. Dann sterben auch immer mehr unsere Kulturen und so aus, weißt du was ich mein?
Speaker 1 [01:35:44] Ich merke, dass dir dieses Thema wichtig ist, also dass unsere Roma-Kinder dann auch Roma-Kinder heiraten.
Speaker 2 [01:35:53] Ja, ja, ja.
Speaker 1 [01:35:53] Was würdest du sagen? Es gibt ja nämlich auch sehr viele Roma, beispielsweise aus Rumänien, Bulgarien, aus Zentralserbien, die nicht islamisch sind.
Speaker 2 [01:36:04] Mhm, mhm ja, das sind…
Speaker 1 [01:36:04] Die haben auch eine andere Lebensweise.
Speaker 2 [01:36:08] Ja.
Speaker 1 [01:36:08] Kannst du uns dazu, mir dazu schildern, was für dich Priorität hat, eher diese Roma Hintergrund zu haben und äh, äh, äh, dieses Roma Leben auch sprachlich betrachtet dann weiterzuführen? Oder ist dir eine islamische Lebensweise dann wichtiger, wenn sie beispielsweise einen Rom aus Bulgarien oder aus Rumänien, die meistens nicht muslimischen heiraten?
Speaker 2 [01:36:33] Ne, dann würde ich eher das islamische bevorzugen. Weil der Islam verbindet ja direkt. Wenn du dich an den… Wenn du ein gläubiger Moslem bist, bist du auch generell eigentlich in der Regel ein guter Mensch, ein reuiger Menschen, ein herzensguter Mensch, ein Mensch, der an seine Familie und seine Zukunft und auch an sein Umfeld denkt und Entscheidungen trifft und erst mal bedenkt, was diese für Auswirkungen haben werden. Es ist halt wichtiger und es gibt leider muss ich auch sagen, verschiedene Arten von Roma. Also wenn man zum Beispiel Roma aus Bulgarien betrachtet, nicht alle, um Gottes Willen, aber vermehrt aus Bulgarien, Rumänien, die, zum Beispiel wenn du die in den Bahnhöfen siehst und diese Betrugsmasche machen oder Diebstähle machen und wenn dann äh andere Nationalitäten kommen und diese Roma dann sehen, haben die direkt das Weltbild, dass wir alle Roma so sind. Weißt du, dieses mit klauen, mit Betrugsmasche, mit diesem Wohnwagen leben und umherziehen und kriminelle Sachen machen? Aber um Gottes Willen, also wir zumindest aus dem Balkan, wir Roma sind überhaupt nicht so und viele von uns sind ja auch gläubig, egal ob das jetzt muslimisch ist oder christlich, das sind gläubige Menschen und gute Menschen. Aber es gibt halt sehr viele Negativbeispiele, auch das, was ich hier aufgezählt habe. Und wir werden leider alle in eine Tonne geworfen. Als ob wir alle so sind, weißt du was ich mein? Leider so, das Weltbild ist meistens so von uns Roma.
Speaker 1 [01:37:59] Das verstehe ich absolut. Es gibt ja auch sehr, sehr viele Roma, die jetzt aus den Ländern, die du erwähnt hast, aus den Balkanländern hierherkommen und dementsprechend auch wenig gebildet sind. Viele kommen hierher und machen sich auf den Weg mit Transportern und sammeln zum Beispiel Schrott…
Speaker 2 [01:38:18] Sperrmüll und so…
Speaker 1 [01:38:18] Sperrmüll. Genau. Wie stehst du dazu? Wie ist deine Meinung dazu?
Speaker 2 [01:38:23] Ja, wenn du dir es so überlegst. Ich weiß es nicht, wie vereinbar das ist mit dem Islam, ob das jetzt sage ich jetzt mal, verboten ist, Ich weiß es gar nicht. Aber ich denke mal so, die nehmen ja zum Beispiel Sperrmüll und so, aber. Wenigstens machen die ja irgendwas, weil die klauen ja nicht weist du. Die nehmen dieses Sperrmüll, was sowieso weggeworfen wird und gehen auf den Schrottplatz und machen zum Beispiel kaputte Spülmaschinen oder Waschmaschinen machen die, nehmen die auseinander, nehmen die Motoren dabei raus und machen und verkaufen die dann am Schrotthändler und so, die versuchen ja wenigstens Geld zu machen auf ähh mit ihren eigenen Händen, mit ihren eigenen Schweiß, weil die arbeiten ja dafür. Die klauen das ja nicht, die brechen nicht ein und klauen oder klauen Handtaschen. Die versuchen wenigstens, sich mit eigenen ähh, wie heißt das? Mit den eigenen Händen Geld zu verdienen. Ich finde das jetzt nicht so verwerflich, aber leider, wie ich dir schon gesagt habe. Denken dann auch alle wir sind alle so, weißt du, dieses ah hier, da sind wieder die Roma, die suchen Sperrmüll und so ist halt leider das vermehrte Weltbild, leider Gottes. Ja.
Speaker 1 [01:39:33] [hust] Lebst du denn, weil du gesagt hast, Roma haben ein sehr, sehr familiäres Umfeld, selber mit deinen, mit deiner Familie und mit deinen Geschwistern. Hast du Geschwister?
Speaker 2 [01:39:43] Ja, ich habe Geschwister und wir leben alle ähh in einem Block. Alle zusammen. Meine Schwestern, meine Eltern, mein Bruder, meine Tante. Wir leben alle zusammen da in einem Block. Wir besuchen uns regelmäßig auch wir helfen uns auch, wo wir können. Der Familienzusammenhalt ist immer da und wird auch immer da sein. Ja.
Speaker 1 [01:40:01] Möchtest du, dass das in Zukunft so beibehalten wird? Weil in der westlichen Zivilisation Gesellschaft sehen wir, dass vermehrt sehr, sehr jungen Jahren bereits schon wenn die Kinder 18 Jahre alt geworden sind, das Elternhaus verlassen und teilweise auch wirklich in sehr, sehr fremde Länder reisen, um ihre ehm Ziele, ihre weltlichen Ziele…
Speaker 2 [01:40:22] Mhm…
Speaker 1 [01:40:22] Bildungsziele zu erreichen. Wie stehst du dazu?
Speaker 2 [01:40:26] Ja, ich finde es auch nicht verwerflich um ehrlich zu sein, weil wenn du überlegst. Ich stelle mir immer so vor, wenn ich irgendwann alt bin, mit meiner Frau zum Beispiel, und ähh dann will ich doch lieber mit meiner Frau alleine leben. Weil nehmen wir mal an, den Fall, du lebst dann bei deinem Sohn, weist du und deiner Schwiegertochter. Ich will dann nicht der Grund dafür sein, dass schlechte Stimmung ist oder dass oft Streit zwischen meinem Sohn und seiner Frau ist. Wegen mir oder wegen meiner Frau. Ich will denen nicht auf den… wie heist das? Auf den Beinen liegen. Deswegen will ich lieber doch mit meiner Frau dann allein leben. Klar, besuchen kann man sich regelmäßig gegenseitig. Ist ja nichts schlimm. Oder wenn ein Kind wirklich diese Ziele hat, wie du sagst, ins Ausland zu gehen und seine Ziele zu erreichen, mein Gott, dann ist es halt so, der hat ja sein eigenes Leben, der hat ja seine Wünsche und ich will nicht der Grund sein dafür, dass er das nicht machen kann.
Speaker 1 [01:41:19] Okay, vielen Dank, soweit. Ich komme auch langsam zum Abschluss und würde dich fragen, wenn du rückblickend auf dein Leben schaust, was würdest du anders machen?
Speaker 2 [01:41:32] Boah. Gute Frage. Gute Frage, wirklich. Was ich anders machen würde?
Speaker 1 [01:41:38] Gibt es denn überhaupt etwas, das du bereust, etwas nicht gemacht zu haben?
Speaker 2 [01:41:42] Klar, welcher Mensch bereute denn nicht? Jeder Mensch bereut und äh jeder Mensch ist doch nostalgisch auf ner gewissen Art und Weise. Jeder denkt immer an seine Vergangenheit, weil er eigentlich dort glücklicher war. Das ist normal. Aber was man verändern könnte, was ich grundlegend verändern würde, ist Kleinigkeiten, die aber wirklich dann prägend wären. Zum Beispiel damals, als Kind habe ich angefangen zu schielen und ich musste so ne äh, wie heißt das? Eine Art Pflaster tragen und mein rechtes gutes Auge bedecken. Ein Jahr lang, damit das linke lernt zu sehen. Wollte ich aber nicht akzeptieren, weil ich in der Schule dafür dann quasi ein bisschen gemobbt wurde. Pirat und so dies das. Aber jetzt bereue ich das, weil ich ja jetzt mein Leben lang Brille tragen muss und das linke Auge nie gelernt hat zu sehen. Und deswegen würde ich das ja im Nachhinein auf jeden Fall durchziehen. Und zum Beispiel Fußball. Mein Fußball würde ich damals, wär ich auch lieber drangeblieben, hätte ich nicht aufgehört wegen Freunde rauszugehen und Scheiße zu bauen und so das sowas. Oder Exfreundinnen, generell, weil ich jetzt weiß, was das heißt im Islam. Das ist nicht gut ist, weißt du so. Würde ich auch nicht machen. Es gibt auch viele Mädchen, die man als junger Hüpfer sag ich jetzt mal, ein bisschen verletzt hat und so, das würde ich auch alles rückgängig machen. Ja, oder das mit der Schule, was ich gesagt habe, dass ich vier Jahre einfach in die Tonne geschmissen habe, weil ich der Coolste sein wollte, war ich im Endeffekt doch nicht. Auch wenn ich das dachte. Na ja, so Kleinigkeiten. Aber sonst habe ich eigentlich… Bin ich eigentlich zufrieden. Vor allem mit meiner Familie, mit meiner Frau und meinen Kindern. Bin ich Gott dankbar, dass es so gekommen ist und anders würd ichs mir gar nicht vorstellen.
Speaker 1 [01:43:20] Ja, das freut mich wirklich zu hören. Du meintest eben, dass du aufgrund dieser Anfeindungen in jungen Jahren [lacht], bezüglich Piratauge.
Speaker 2 [01:43:28] Ja, ja.
Speaker 1 [01:43:29] Und diesen Sachen, dich schlecht gefühlt hast. Gab es eigentlich in deinem Leben bezüglich dir, ob das jetzt deiner Nationalität entspricht oder anderen Faktoren sonst irgendwelche andere Fälle von Mobbing oder vielleicht hast du ja selber mal versehentlich jemanden auf eine Art und Weise angesprochen, wo du dir jetzt überlegst okay, das da habe ich mich nicht korrekt verhalten und das war vielleicht sogar Mobbing oder wie gesagt, hast selber Mobbing erlebt. Und wie stehst du generell zum Thema Mobbing?
Speaker 2 [01:44:00] Ne, gar nicht. Gar nicht. Ich muss ehrlich sagen, ich habe mich immer mit jedem gut verstanden. Ich war auch um ehrlich zu sein schon in der Schule, wenn ich gesehen habe, dass jemand gemobbt ist, habe ich halt mit meinen Freunden immer da eingegriffen und dazwischengefunkt, so geschlichtet, dass sie jetzt auseinandergehen, weil ich selber Mobbing überhaupt nicht leiden kann. Weil Mobbing ist… Überleg doch mal, du musst ja die Folgen bedenken, wenn du die ganze Zeit jemanden mobbst. Du siehst es ja anhand… Heutzutage besonders in Amerika. Besonders in Amerika, wie diese Mobbingopfer sich so entwickeln, dass irgendwann Amokläufe machen oder sich selbst umbringen. Und du bist dann verantwortlich dafür, weißt du was ich meine. Du hast das psychisch in ihm erweckt diese schlechten Seiten und getriggert, weil du ihn immer wieder gemobbt hast. Ich finde das überhaupt nicht gut. Ich versuche auch meine Kinder so zu erziehen, dass sie auch so nicht äh andere mobben oder so, aber auch, dass sie selbst nicht gemobbt werden, weil das ist echt schlimm dieses Thema. Und ich finde, dieses Thema müsste wirklich in Deutschland auch deutlich ernster genommen werden, was es auch in den Schulen teilweise gemacht wird. Aber Cybermobbing wird komplett vernachlässigt. Cybermobbing ist sehr schlimm, wenn jemand ein Foto postet und es nicht so gut ist und in diesen Kommentaren werden diese Menschen so fertiggemacht. Boah, finde ich, das wird komplett unterschätzt. Da wird nichts dagegen gemacht, weil jeder anonym auf gut deutsch seine Fresse aufmachen kann und den Rambo spielen kann, weil er weiß, es wird sowieso nicht hier jemand rausfinden, wer das ist. Und das ist echt heftig, was die da teilweise schreiben.
Speaker 1 [01:45:28] Wie findest du kann man dagegen vorgehen? Ist das eine Sache, wo die Eltern ihre Kinder eher kontrollieren?
Speaker 2 [01:45:33] Die Eltern, die Eltern müssen kontrollieren, was ihre Kinder im Internet machen. Das ist es.
Speaker 1 [01:45:37] Oder findest du vielleicht, dass auch der Staat da mehr eingreifen sollte, dass mehr in den Fokus sich setzen sollte und da Kontrollen vermehrt in irgendeiner Form in irgendeiner möglichen, rechtlich möglichen Form durchführen könnte?
Speaker 2 [01:45:47] Ja, aber, wie willst du das denn machten? Wie willst du das denn machen? Es ist schwer. Das Internet ist anonym und heutzutage hast du dieses. Wie heißt das? Diese VPN Schutz, so zum Beispiel du schreibst jetzt aus Düsseldorf aus. Aber im Internet steht, du bist irgendwo in Bangladesch oder in Bangkok. So willst du das verfolgen? Wie willst du das die ganze Zeit rangehen? Geht nicht. Das sind die Eltern. Die Eltern müssen vermehrt achten, was die Kinder im Internet tun. Das sind alles die Eltern. Und würden die, die vernünftig erziehen, dass sie reuevoll sind, das sie bereuen und so, dass sie im Umgang mit anderen Menschen vorsichtig sein müssen, bevor sie handeln, dann wird es auch gar nicht dazu kommen, oder auf jeden Fall viel weniger dazu kommen, als es heute der Fall ist.
Speaker 1 [01:46:26] Du hast eventuell auch Freunde in ähnlichen Alter, die vielleicht in ähnlichen Situation sind wie du, die wahrscheinlich schon vielleicht verheiratet und Kinder haben? Redest du mit denen darüber? Und äh denkst du, das ist ein großes gesellschaftliches Problem, dass die jüngeren Kinder eventuell solche Taten begehen? Und hast du auch selber Angst davor, dass vielleicht deine Kinder davon betroffen sein könnten? Vielleicht direkt oder vielleicht auch indirekt? Oder vielleicht sind sie auch diejenigen, die so etwas begehen können, aber auch unbewusst.
Speaker 2 [01:46:57] Ja klar hat man diese Angst und diese Befürchtung. Aber wie gesagt, ich werde dann immer wieder versuchen, mit meinem Sohn vor allem zu reden und den die Folgen darzustellen, was es heißt, wenn jemand mobbst, was daraus entstehen kann und so und dass du dann mitverantwortlich dafür bist. Ich versuche ihm halt von Anfang an, dieses Gefühl von Reue, von Herzlichkeit, von im Umgang mit anderen Menschen umzugehen, wie du einfach mein Lehrer damals auch zu mir gesagt. Verhalte dich mit jemandem so, wie du dir wünschst, dass er auch mit dir umgeht. Weißt du, wenn du das befolgst, kannst du eigentlich nicht so eine Scheiße bauen. Ich versuche es. Ich versuche, es so gut wie möglich ihn so zu erziehen.
Speaker 1 [01:47:35] Vielen, vielen, vielen Dank, mein Lieber. Das war ein sehr, sehr schöner Schlusspunkt, den du gesetzt hast.
Speaker 2 [01:47:41] Danke dir.
Speaker 1 [01:47:41] Von meiner Seite bin ich eigentlich soweit durch. Es sei denn, es gibt noch irgendeinen Punkt, den du aus deinem Leben erzählen möchtest, der nun nicht thematisiert wurde und der dir vielleicht am Herzen liegt.
Speaker 2 [01:47:54] Ja, eigentlich habe ich alles gesagt. Ja, mir würde jetzt auf Anhieb nichts einfallen. Ich war zufrieden mit dem Interview, ich war auch mit dir zufrieden, mit dem äh mit deinen Fragen. Die ging jetzt nicht ins… unter die Gürtellinie. Alles im angemessenen Bereich, war auch ne chillige Atmosphäre. Man hat sich wohlgefühlt, man konnte frei reden. War alles im Endeffekt super, ja
Speaker 1 [01:48:15] Ja, das freut mich wirklich sehr zu hören. Ich möchte mich an dieser Stelle noch mal sehr herzlich bei dir bedanken, dass du die Zeit genommen hast…
Speaker 2 [01:48:22] Kein Problem, kein Problem gerne doch.
Speaker 1 [01:48:22] Für dieses Interview und uns hier unterstützt bei diesem Projekt, was uns so sehr am Herzen liegt. Und ehm ja, vielen, vielen Dank und alles Gute für dich, Für deine Familie.
Speaker 2 [01:48:34] Danke, danke, euch auch. Viel Erfolg mit diesem Projekt.
Speaker 1 [01:48:36] Vielen, vielen Dank.
Speaker 1 [01:48:37] Jupp.