Name der interviewten Person Anonym
Geschlecht männlich
Alter 28
Religion/Glaubenszugehörigkeit Islam
Herkunftsland Nordmazedonien
Herkunftsland der Eltern –
Kürzel DR17.1
LG/TZ LG
Speaker 1 [00:00:01]
So, Lieber [Name], vielen Dank, dass du dem Interview zugestimmt hast. Ich habe dir bereits erklärt, was dieser Forschungsprojekt heißt, was das genau ist und womit es sich befasst. Es geht sich also um die Diskriminierung von Roma und anhand der Lebensgeschichte, die du mir erzählen wirst, wird das dann bewertet. Und danach gibt es auch ein zweites Interview, wo explizit Fragen zur Diskriminierung gestellt werden. Den werden wir dann auch in paar Tagen machen und anhand von diesen ganzen Aussagen wird dann ausgewertet und dann wird eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben. Okay, dann fangen wir an, erzähl mir einfach über dein Leben. Wo bist du geboren und von Anfang an?
Speaker 2 [00:01:07]
Ich bin in Mazedonien geboren. Stadt [Ortsname]. Ja, da bin ich groß geworden. Da haben wir von Anfang an ein Haus an Haus gehabt. In einen ghettoisierte albanisches
Speaker 1 [00:01:28]
Siedlung?
Speaker 2 [00:01:29]
Ja, es war so, so, Straße? Dorf?
Speaker 1 [00:01:34]
In der Nähe von [Ortsname]?
Speaker 2 [00:01:35]
Ja, in der Nähe von [Ortsname].
Speaker 1 [00:01:36]
Wie heißt das genau? Hat das ein Namen?
Speaker 2 [00:01:37]
[Ortsname](Mazedonisch Übersetzung: Wilde Siedlung)
Speaker 1 [00:01:39]
[Ortsname]
Speaker 2 [00:01:40]
Da haben wir so
Speaker 1 [00:01:40]
Da bist du geboren?
Speaker 2 [00:01:43]
Genau. Da bin ich geboren. [Speaker 1: Okay] Da haben wir ein Jahr gelebt. Gelebt. So ungefähr. Und dann haben wir. Dann hat man Opa, Geld, was der gearbeitet, gespart hat, hatte dieses kleines Haus verkauft und dann plus das Geld dazu, was der gespart hat, was ich gesagt habe, hat er einen ein Haus gekauft, und der hat die dann weiter, weiter gebaut müsste, in ein Haus. Auch so ein kleines Dorf in [Ortsname]. Das heißt [Ortsname]. Und da wohnen dann nur mazedonische Leute. Sozusagen Mazedonier.
Speaker 1 [00:02:30]
Wie alt warst du da, als ihr das Haus gebaut habt?
Speaker 2 [00:02:33]
Ich war fast zwischen eins und zwei Jahre. Eins und drei Jahre, würde ich sagen. Ich bin auf jeden Fall in [Ortsname] geboren, das weiß ich. Also, weil ich Bilder gesehen habe. Und so weiter. Und was mein Opa erzählt hat.
Speaker 1 [00:02:49]
Erinnerungen an [Ortsname] hast du nicht?
Speaker 2 [00:02:51]
Habe ich nicht viel. Nicht so ganz. Aber wenn ich jetzt dahinfahren oder dahingehen, dann kommt dieses Gefühl. Okay, hier war unser Haus. Und hier.
Speaker 1 [00:03:02]
Bin ich geboren.
Speaker 2 [00:03:02]
Ja, genau.
Speaker 1 [00:03:03]
Okay. Du hattest gesagt, [Ortsname] das ist auch eine Siedlung.
Speaker 2 [00:03:08]
Ja. Kann man so sagen.
Speaker 1 [00:03:09]
In der Nähe von [Ortsname], wo leben nur Albaner.
Speaker 2 [00:03:12]
Nur Albaner. Genau. Da waren, wie ich das
Speaker 1 [00:03:16]
Später erfahren habe
Speaker 2 [00:03:17]
Genau. Da waren damals so ein paar Häuser nur Roma. Vielleicht drei, vier Häuser. Also eins davon waren waren unser Haus.
Speaker 1 [00:03:27]
Okay, dann habt ihr das Haus in [Ortsname] gebaut. War das nur ein Platz, was ihr gekauft habt?
Speaker 2 [00:03:36]
Ja, das war ein Platz und ein kleineres Haus. Und mein Opa hat das in einem riesengroßen Haus dann gebaut. Für vier Brüder sozusagen.
Speaker 1 [00:03:47]
Für alle?
Speaker 2 [00:03:48]
Für alle. Genau. Alle haben da gleiche Quadratur, ein Teil gehabt. Und alle eigenen Eingang. Alles für alle gemacht. Also für vier Brüder.
Speaker 1 [00:04:02]
Und eins von diesen vier Brüdern ist dein Vater.
Speaker 2 [00:04:04]
Genau
Speaker 1 [00:04:06]
Ist ein Vater ältester Sohn?
Speaker 2 [00:04:07]
Nein, der ist der Kleinste.
Speaker 1 [00:04:09]
Ah, also die anderen drei sind alle älter?
Speaker 2 [00:04:11]
Genau.
Speaker 1 [00:04:13]
Und alle waren da. Mit den Frauen, mit den Kindern? Plus dein Opa und Oma?
Speaker 2 [00:04:17]
Genau. Wir haben alle in diesem Haus gelebt. Sozusagen.
Speaker 1 [00:04:21]
Aha.
Speaker 2 [00:04:22]
Und natürlich von Anfang an so angefangen. Jeder hat das mal ein Zimmer gehabt und danach weiter, weiter, weiter gebaut. Und dann. Dann war das irgendwann mal fertig. Ich glaube, das war Ende 2000. Irgendwie sowas. Dann war das fertig.
Speaker 2 [00:04:39]
Dann hat jeder seinen Teil gehabt. Wie gesagt. Jeder so ein Eingang gehabt. Und ja, man Opa hat dann gesagt, hier habe ich gebaut. Ich habe dafür gekämpft. Und jetzt ihr seid alle erwachsen. Ihr habt jetzt Frauen, Kinder. Ihr müsst jetzt weitermachen. Und er hat mit uns gelebt. Auch mit meinem Vater. Was? Der eine. Also was die beiden bzw. meine Opa und meine Oma sich gewünscht haben, nur ein. Zimmer bei uns zu haben. Das wars.
Speaker 1 [00:05:06]
Bei deinem Vater?
Speaker 2 [00:05:07]
Genau. Weil der Kleinste ist. Und der musste dann sozusagen auf die aufpassen.
Speaker 1 [00:05:12]
Ist das so bei uns Roma?
Speaker 2 [00:05:13]
Das ist das ist, so würde ich mal sagen.
Speaker 1 [00:05:16]
Üblich? Das der kleinste die Aufgabe hat auf die Eltern aufzupassen?
Speaker 2 [00:05:20]
Die Aufgabe hat, auf die Eltern aufzupassen. Ja.
Speaker 2 [00:05:24]
Also, soviel ich weiß, dass in, In Mazedonien, in [Ortsname] war das so.
Speaker 1 [00:05:30]
Und leben die anderen Brüder immer noch da im Haus, zusammen mit deinem Vater?
Speaker 2 [00:05:37]
Genau. Die leben alle zusammen.
Speaker 1 [00:05:39]
Alle vier?
Speaker 2 [00:05:40]
Nein, leider nicht. Nur drei. Der eine ist hier in Deutschland. Aha.
Speaker 2 [00:05:48]
Also der zweite ist in Deutschland. Und der erste. Der dritte und vierte sind sozusagen in [Ortsname] und die leben in diesem Haus. Immer noch.
Speaker 2 [00:05:59]
Und mein Opa auch. Meine Oma ist leider verstorben. Das war 2007. 7,6,7 oder so? Es war, glaube ich. April oder Mai. Irgendwie sowas.
Speaker 1 [00:06:16]
Okay. Wie alt bist du jetzt?
Speaker 2 [00:06:20]
Ich bin 28 jetzt.
Speaker 1 [00:06:21]
Und wie alt warst du da? 2007?
Speaker 2 [00:06:25]
Wie alt war ich da? 10, 11? Ja, das war [unverständlich]
Speaker 1 [00:06:31]
Das heißt, du hast schon einige Zeit auch mit deiner Oma und Opa zusammengelebt.
Speaker 2 [00:06:35]
Genau.
Speaker 1 [00:06:37]
Jetzt bist du in Banovo Trlo quasi aufgewachsen. Bist du auch da zur Schule gegangen?
Speaker 2 [00:06:47]
Genau.
Speaker 1 [00:06:47]
Okay.
Speaker 2 [00:06:48]
Ja, wir waren auch. Da waren wir auch einzige Roma in. In ganze Straße sozusagen. Danach sind paar andere Leute gekommen. Also Haus da gebaut und. [Zustimmendes okay Speaker 1] Ich glaube 2010 oder so, da waren wir maximal fünf. Fünf Familien wurde ich mal sagen, also fünf Häuser auf diese Straße. Nur auf diese Straße. Genau. Aber was ich auch interessant finde, ist nicht mal ein Kilometer entfernt. Da war auch eine Straße. Heißt Baracke.
Speaker 1 [00:07:34]
Also eine Roma Siedlung?
Speaker 2 [00:07:35]
Eine Roma. Genau. Und da waren boah, ich weiß es nicht. Da waren viele Roma, So viele Roma Familien waren und haben da gelebt.
Speaker 1 [00:07:44]
Also eine Romani Mahala?
Speaker 2 [00:07:45]
Genau. Romani Mahala war das. Ja. In [Ortsname]. Heißt Baracke. Und ich weiß jetzt, wie viele da genau Familien gelebt haben. Da waren auf jeden Fall viel, viel, viel.
Speaker 1 [00:07:57]
Also überwiegend Roma oder nur Roma.
Speaker 2 [00:07:59]
Nur Roma.
Speaker 1 [00:08:03]
Okay. Wo bist du zur Schule gegangen?
Speaker 2 [00:08:09]
Ich bin in diesen. Dorf oder wie soll ich das nennen?
Speaker 1 [00:08:03]
Da wo du gelebt hast?
Speaker 2 [00:08:15]
Ja, da wo ich gelebt habe und nicht mal zwei Minuten entfernt, war die Schule von mir. Und dann habe ich da die Schule besucht.
Speaker 2 [00:08:23]
Das war eine. Eine Schule, wo keine Roma waren, von Anfang an, das war nur so, wie ich das bekommen habe von Lehrer. Wir waren in Roma da in der in der Schule, also meine Cousinen waren Este, Roma, Roma, Kinder. Dass die in die Schule. Gegangen sind, sozusagen.
Speaker 2 [00:08:42]
Ja, weil die Kinder von, von, von Baracke, die waren nicht so integriert damals.
Speaker 2 [00:08:48]
Ich rede jetzt von 90er Jahren, Ende 2000.
Speaker 1 [00:08:55]
Die Lehrer haben gesagt, dass Roma Kinder aus Baraka jetzt, vor euch nicht in der Schule waren. [Verneinendes Geräusch Speaker 2] Gibt es in Mazedonien keine Schulpflicht?
Speaker 2 [00:09:10]
Ja, es gibt Schulpflicht. Damals nicht. 90er Jahren nicht. Die Schulpflicht war ab 2010 glaube ich? Oder sogar später auch.
Speaker 1 [00:09:20]
Okay.
Speaker 2 [00:09:22]
Für die Roma Kinder? 2010 [unverständlich] Ich glaube 2000er. Ja generell glaube ich war dann Schulpflicht.
Speaker 1 [00:09:30]
Als du da in der Schule war es für viele Roma Kinder gab es.
Speaker 2 [00:09:35]
Drei.
Speaker 1 [00:09:35]
Nur drei?!
Speaker 2 [00:09:41]
Genau drei in vier Klassen, mal 35. Sogar 40 glaube ich.
Speaker 1 [00:09:42]
Schüler? In einer Klasse?
Speaker 2 [00:09:43]
In einer Klasse.
Speaker 1 [00:09:45]
Vier Klassen?
Speaker 2 [00:09:46]
Genau. Vier Klassen sagen wir mal circa 40 Kinder mit Schülern. Wir waren nur drei.
Speaker 1 [00:09:53]
Nur drei Roma. Kinder?
Speaker 2 [00:09:55]
Ja, in meiner Generation.
Speaker 1 [00:09:57]
Das warst du?
Speaker 2 [00:09:59]
Das war. Das war ich. Das war in ein mein bester Freund und Verwandten. Das war Kjazo aber leider gestorben ist. Sehr jung. Und das war auch ein Freund von meinem Vater und der sein, das war der Sohn von seinem Bruder sowas.
Speaker 1 [00:10:21]
Auch ein Junge?
Speaker 2 [00:10:22]
Ja, auch Junge.
Speaker 1 [00:10:23]
Kein Mädchen?
Speaker 2 [00:10:25]
Ne, in meiner Generation waren keine Mädchen. Ne. Keine Roma Mädchen. Wirklich.
Speaker 1 [00:10:28]
So große Siedlung, Baracke, so viele Kinder. Und ihr wart nur drei Kinder?
Speaker 2 [00:10:35]
Nur drei Kinder. Meine Generation.
Speaker 1 [00:10:37]
In dieser Schule?
Speaker 2 [00:10:38]
Ja, genau. Ich war. Ich habe mit sechs angefangen, weil ich erste Klasse, erste Klasse. Genau, eigentlich mit sieben, aber ich bin ja 28. Dezember geboren und die haben gesagt okay, wir nehmen den früher, weil da musste ich schon ein Jahr später anfangen, weil ich schon Ende des Jahres geboren bin und. Und die waren genau die sieben. Ich war sechs. Also die zwei Jungs. Roma Jungs. Und das war 2001.
Speaker 1 [00:11:10]
Und diese Schule ist bis zu welcher Klasse.
Speaker 2 [00:11:12]
Bis achte Klasse war damals. Also du. Wir haben in Mazedonien war so, dass du bis achte Klasse da in der Schule gehst. Das ist so wie hier so bei Hauptschule sozusagen. Und dann weiter [unverständlich]
Speaker 1 [00:11:27]
Okay. Und bis zur achten Klasse kamen dann nachträglich Roma Kinder?
Speaker 2 [00:11:36]
In meine Generation nicht mehr.
Speaker 1 [00:11:38]
Von erste bis achte Klasse wart ihr nur zu dritt?
Speaker 2 [00:11:39]
Nur zu dritt genau. Nur drei Roma Kinder, waren wir von erste bis achte Klasse, aber danach glaube ich noch meine, nach dieses Jahr, wo ich angefangen habe. Ich weiß es nicht. Ich glaube wir waren keine Roma Kinder, aber danach angefangen nach ob also die 97er 98er Generation glaube ich da ein bisschen mehr. Also maximal fünf Kinder pro Generation. Jedes Jahr.
Speaker 2 [00:12:10]
Wie gesagt, da war nichts und nicht viele Roma in diesem Umkreis waren nicht viele Roma Familien. Außer jetzt die Romani Mahala Baracke. Aber wie gesagt, die waren nicht.
Speaker 1 [00:12:24]
Sind vielleicht die Kinder aus Baracke woanders zur Schule gegangen?
Speaker 2 [00:12:29]
Das weiß ich nicht. Vielleicht. Könnte sein.
Speaker 1 [00:12:31]
Obwohl die Schule da in der Nähe ist.
Speaker 2 [00:12:34]
Kann sein. Ja, kann sein.
Speaker 1 [00:12:36]
Okay. Ja. Wie war deine Schulzeit?
Speaker 2 [00:12:42]
Super. War zwei Minuten von mir entfernt. Ich war immer pünktlich da. Hat Spaß gemacht. Von Anfang an. Solange. Solange die, die die Mitschüler nicht bekommen habe, mitbekommen haben, dass ich Rom bin.
Speaker 1 [00:13:01]
Wann war das?
Speaker 2 [00:13:02]
Ich glaube, das war zwischen vierte und fünfte Klasse. Sechste Klasse. Irgendwie sowas. Ja, wir sind da ein bisschen groß geworden. Wir haben. Wir haben so mehr verstanden. So gibt es andere Religionen, Ethnien und so weiter, Nationen. Und dann haben wir verstanden, dass ich kein Mazedonier bin, sozusagen. Und wir drei, wir waren auch zusammen in der Pause und so. Wir haben uns getroffen, mit anderen Kindern, mitgemacht, gespielt. Und so weiter und so fort. Und dann fängt das diese Distanzierung. Und Fragen stellen. Das war mir auch interessant. Ja. Was wir, was ich, was ich krass finde. Was wir drei gemacht haben, ist, wir haben hier zusammengehalten. Die haben ja versucht, uns irgendwie so runterzubringen. Auf den Boden. Ne. Ihr seid da und ihr bleibt jetzt da. Wir haben. Wir haben dagegen gekämpft die ganze Zeit. Wir haben immer gezeigt, dass wir können, genau dieselben Sachen machen, was die machen.
Speaker 1 [00:14:09]
Welche Sachen?
Speaker 2 [00:14:10]
Zum Beispiel lernen. Ich war sehr, sehr gut. Wir waren alle drei sehr gut in der Schule. Ich habe bis siebte Klasse war ich einer der beste Roma Schüler da. Von allen Generationen.
Speaker 1 [00:14:23]
Wie haben, Wie haben denn diese Sachen angefangen? Was haben die gesagt? Oder habt ihr euch gestritten?
Speaker 2 [00:14:35]
Nein, da waren so Fragen. Ich glaube, da sind so mehr. Sie wollten ja wissen, warum ich ein bisschen anders aussieht als die? Oder wenn ich mich mit anderen Jungs treffe. Warum reden wir ein bisschen anders? [Zustimmendes Geräusch Speaker 1] Warum ist das so? Und die haben nachgefragt. Hey, welche Sprache ist das denn? Und dann haben die bestimmt auch zu Hause was mitbekommen, oder halt von anderen Leuten da. Oder halt Lehrer. Das weiß ich jetzt nicht. Aber da waren auch Situationen, wo ich. Wo ich jetzt sagen kann: Hey die Lehrer haben auch so ein bisschen. Ich kann jetzt nicht sagen provozieren, aber nicht, die waren so: „Hey guck mal, der [Name] der kann besser als du.“ Die haben so,
Speaker 1 [00:15:15]
Also so ein Vergleich.
Speaker 2 [00:15:16]
Vergleich gemacht zwischen uns, [Speaker 1: Obwohl du ein Rom bist] ja genau, vielleicht in diesem Moment oder diese Zeit habe ich das nicht so ganz verstanden. Ich habe mich so stolz gefühlt, ich bin besser als der. Aber ich wusste nicht, dass so ein Background hat. [Zustimmendes Okay Speaker 1] das war so, wo ich mir danach später so ein bisschen Gedanken gemacht habe, und ich gesagt habe, vielleicht war da der Punkt, wo die dann auch gemerkt haben, warum? Warum muss das sein? Da frage ich mal nach jetzt. Also ja, ich denke mir das jetzt so. Ich weiß nicht, ob es so war.
Speaker 2 [00:15:46]
Kann sein dass die Eltern auch vielleicht beim Elterngespräch, wo meine Eltern da waren und haben gesehen okay, der ist Roma. Der ist Rom. Also Cigan. [unverständlich] gesagt, pass mal da auf. Oder, oder der ist Rom.
Speaker 1 [00:16:00]
Okay, also es ist wichtig, wie du es empfunden hast, ob das richtig oder falsch war, spielt es keine Rolle. Du erzählst bitte dein Empfinden, wem wie dir, wie bei dir das so angekommen ist und was du dabei gefühlt hast. Das ist, das ist wichtig.
Speaker 2 [00:16:15]
Wie gesagt, ich. Ich habe die ganze. Ich wollte mich beweisen. Ich weiß nicht warum. Ich wollte mich beweisen, wo ich gemerkt habe, dass sie die ganze Zeit Fragenstellen und die, und die formieren sozusagen Gruppe zwischen ne. Und die kommen ja mit fünf, sechs Jungs oder so Mädchen und die fragen nach. Und dann war ich, ich weiß nicht mehr, was ich gemacht habe. Ich weiß, wie ich das bemerkt habe, dass die das, die. Das wissen oder so. Und ich weiß dann irgendwann mal, habe ich angefangen zu zeigen, dass ich nicht diese Rom bin, was die, was die, was die erwarten oder oder was die gesehen haben, die anderen Roma draußen auf die Straße oder auf diese Romani Mahala Baracke das die sind. Ich weiß es nicht ob das richtig oder falsch war, aber ich musste irgendwie schützen auch. Diskriminiert war ich von Kindern.
Speaker 1 [00:17:11]
Wie denn?
Speaker 2 [00:17:12]
Ja, mit Cigan-Wort. Worte und so. Also mit außen könnte die nicht diskriminieren, weil ich sah genauso aus. Ich habe mich genauso angezogen, so wie die was die hatten oder ich hatte auch Essen, Trinken. Meine Eltern haben immer dafür gesorgt, dass ich das die Sache habe. Zum Beispiel Bücher. Musste mir damals selber kaufen und Material für die Schule auch. Das habe ich alles gehabt. Die hatten da kein Grund. Aber das war nur diese Punkte. Du bist Rom. Du bist Cigan. Und das bleibt auch so. Und ich kann dich so nennen.
Speaker 1 [00:17:49]
Haben die so gesagt?
Speaker 2 [00:17:50]
Ja, ja. Das ist. Das ist mein Recht. Ich darf das. Ja.
Speaker 1 [00:17:56]
Hast du das den Lehrern gesagt?
Speaker 2 [00:17:58]
Ja, haben ich gesagt.
Speaker 1 [00:17:59]
Und?
Speaker 1 [00:18:00]
Das, die haben reagiert. Aber das war jetzt nicht so, wie ich das erwartet habe. Oder halt. Die waren, ich würde sagen, das war nicht hilfreich.
Speaker 1 [00:18:13]
Haben die nur die Ermahnt? „Du darfst das nicht sagen“ und das wars?
Speaker 2 [00:18:15]
Genau. Genau. Und das wars. Das wars. Sonst gehst du zu Direktoren. Oder keine Ahnung. Aber das ist nie passiert. Das ist nie passiert. Und dann haben die auch gemerkt. Die haben das nicht während des Unterrichts gemacht. Das waren Pausen, oder als wir zur Toilette gehen oder sonst irgendwas. Keine Pausen, große Pausen. Schulhof. Und so. Oder auch während Unterricht, aber da die Lehrer oder Lehrer nicht das mitbekommt.
Speaker 1 [00:18:48]
Als es in der Pause passiert ist. Wie habt ihr reagiert?
Speaker 2 [00:18:52]
Ja, wie gesagt, ich habe mich geschützt. Egal wie das war, ich wollte mich davor schützen.
Speaker 1 [00:18:56]
Ich habe nicht gestritten oder so?
Speaker 2 [00:18:58]
Doch. Manchmal auch Schläge bekommen, Schläge gegeben. Ja, das war. Aber wie gesagt, wir waren nur zu dritt da. Und die andere war 120, 130. Also nicht alle Jungs, aber die waren ja viel mehr als wir waren. Wir waren dann nur drei Roma Kinder.
Speaker 1 [00:19:21]
War das also diese geringe Zahl von euch drei? War das auch einschüchternd ein bisschen? Wo ihr gesagt habt, lieber jetzt nicht so viel sagen? [unverständlich]
Speaker 2 [00:19:31]
Das war nicht so, wir haben uns immer, immer gegenseitig unterstützt. Wir haben gesagt, hey das geht nicht. Die dürfen das nicht machen. Entweder wir kriegen Schläge und ich sehe den irgendwann mal irgendwo nur zu zweit oder zu dritt. Und der kriegt dann Schläge von uns. Das war so.
Speaker 1 [00:19:48]
Aber dir war das schon mal schon bewusst, dass sie das nicht sagen dürfen.
Speaker 2 [00:19:56]
Ja, das war schon klar, dass wir nichts sagen dürfen, weil wir haben uns, [Speaker 1: Woher?] Das ist das. Wir haben uns nichts, die haben uns nichts Besonderes gegeben und, und und und Sich Gedanken zu machen, der ist besser als wir. Als mich. Oder der kann das besser machen. Und ich weiß nicht, ist besser angezogen. Der, der hat bessere besseres Essen mit, oder oder der kauft sich das dass das an Pause, dass das dann das war der Punkt. Und natürlich unsere Eltern haben auch zu Hause, wir haben oft darüber geredet. Also bei uns.
Speaker 1 [00:20:34]
War es dir schon von Anfang an klar, dass du Rom bist?
Speaker 2 [00:20:38]
Ja.
Speaker 1 [00:20:40]
Oder gab es irgendwann mal einen Punkt, wo du, aha „Ich bin ein Rom“.
Speaker 2 [00:20:46]
Ne. Von Anfang an.
Speaker 1 [00:20:40]
Von Anfang an, war das klar? Okay.
Speaker 2 [00:20:49]
Weil die fragen, die fragen ja erste Klasse zweite Klasse, was für eine Nationalität bist du?
Speaker 1 [00:20:55]
Bei der Einschulung?
Speaker 2 [00:20:57]
Ja auch beide der, oder die die Lehrer ne. Das war so, ich weiß nicht, ob das noch so ist, wenn Lehrer an zum Beispiel es ist Montag, Lehrer kommt rein, erste Tag, erste Stunde. Kommt rein und macht die Anwesenheitsliste. Und dann musst du aufstehen und sagen Ich bin hier zum Beispiel. Keine Ahnung. Stefan Und ja, ich bin hier und dann Marco und hier. Und dann komme ich dann, [Name], ich bin hier und er guckt so. Was für eine Nationalität bist du? Der weiß das, aber der fragt das trotzdem. Und ich sage, dass ich Rom bin. Und dann kommt die, die die Aufmerksamkeit. Von anderen Kindern. Oder was ist das? Was bedeutet das? Die fragen nicht sofort. Aber das kommt dann später.
Speaker 1 [00:22:00]
Du sagtest, dass deine Großeltern auch mit euch im Haus gewohnt haben. [Zustimmendes ja Speaker 2] Wie war deine Beziehung zu deinem Opa?
Speaker 2 [00:22:07]
Sehr, sehr eng. Sehr, sehr eng. Mutter und mein Vater waren arbeiten und jede Wochenende und jede Freizeit habe ich bei meinen Großeltern verbraucht.
Speaker 1 [00:22:18]
Verbracht. Und deine Eltern waren arbeiten. Und du warst immer mit deinen Opa und Oma. Das heißt, sie haben dich quasi großgezogen?
Speaker 2 [00:22:29]
Genau. Die haben uns Essen gemacht, uns schlafengebracht. Draußen spazieren und einkaufen. Die haben wirklich alles mit uns gemacht. Meine Oma war krank. Wir mussten zum Arzt gehen. Es ist Wochenende. Samstag. Wir gehen alle. Also ich meine Schwester und meine Großeltern. Zum Arzt und meine Oma. Die haben wirklich alles mit uns beide gemacht. Also mit mir und meine Schwester. Weil wir da zusammen waren. Du kannst ja nicht alleine zu Hause bleiben. Und die haben uns einfach.
Speaker 1 [00:22:59]
Du hast noch eine Schwester. Ist die jünger, älter?
Speaker 2 [00:23:02]
Die zwei Jahre jünger.
Speaker 1 [00:23:03]
Als du. Okay. Und die anderen Brüder haben auch Kinder gehabt?
Speaker 2 [00:23:09]
Genau. Wir waren. Ja. Wir sind große Familie mit viele Kinder.
Speaker 1 [00:23:13]
Wie viele Kinder gab’s da im Haus?
Speaker 2 [00:23:15]
So 3, 3, 6 und 2, 8, und wir 2. Zehn Kinder. Zehn Kinder. Ja.
Speaker 1 [00:23:25]
Ist das denn üblich, dass, das Familien oder Roma Familien immer so Großfamilien zusammenleben?
Speaker 2 [00:23:34]
Ja, das war jetzt, das war jetzt eine große Familie. Aber von meine Großeltern. Aber da waren ja trotzdem vier Brüder. Und die haben ja Kinder gehabt. Also.
Speaker 1 [00:23:43]
Ja, ja, aber ich meine, dass das die Familie immer so zusammenhält und immer da irgendwie in der Nähe ist. Oder zusammenleben. Ist das üblich?
Speaker 2 [00:23:57]
Es gab auch Familien wo die nicht, zum Beispiel nur nur eine Kleinfamilie mit zwei Kinder und Elternteil, wo die keine Großeltern hatten oder halt die Großeltern waren, wo andere anders waren. Das war in Mazedonien also jetzt generell in [Ortsname], so fifty fifty würde ich mal sagen, das war jetzt nicht überall so. Zusammenleben. Aber die haben sich trotzdem zusammengehalten. Die waren überall zusammen sozusagen.
Speaker 1 [00:24:27]
Woher? Woher stammen deine Großeltern?
Speaker 2 [00:24:32]
Das ist Interessant. Meine. Mein Opa, er kommt aus. Also, wie der das erzählt hat, der kommt aus, irgendwie da, Kosovo oder Serbien, was ist da, Gnjilane? Und so.
Speaker 1 [00:24:46]
Gnjilane ist schon Kosovo. Ja.
Speaker 2 [00:24:50]
Und meine Oma war. Ich weiß. Ich auch. So, so albanisches Dorf.
Speaker 1 [00:24:55]
Ja?
Speaker 2 [00:24:56]
Ja. Also die Eltern von meine Großeltern sozusagen. Die kommen in. Also mein Opa hat mir gesagt Gnjilane, meine Oma, ich weiß nicht mehr. Habe ich jetzt vergessen.
(Es hat mehrmals geklingelt und ich habe die Aufnahme gestoppt. Seine Frau und die Kinder waren draußen spazieren. Seine Frau wusste das wir das Interview machen, aber seine Tochter kam schneller als erste hoch und klingelte bereits an der Tür. Obwohl die Mutter geplant hat im Anschluss zu einer Nachbarin zu Besuch gehen, was die Tochter nicht wusste. Die sind danach zu Nachbarin gegangen.)
Speaker 2 [00:25:09]
Und dann sind wir dann. Die sind ja nach [Ortsname] gekommen. Und wie gesagt, wir haben erst mal, also die haben erst mal in „Bedinje“ (eine andere Siedlung in [Ortsname]) gewohnt. Die haben ja kleine Haus gehabt, die meine Großeltern mit den Großeltern, mit den Eltern von meinem Opa. Die haben da ein kleines Haus gehabt. Das war so, so neben Autobahn. Und ich weiß ganz genau, es war ein Unfall und ein Auto, das ist einfach reingefahren. Im Haus sozusagen.
Speaker 1 [00:25:42]
Oh!
Speaker 2 [00:25:43]
Ja, und die mussten dann das verkaufen. Haus war zerstört. Die waren am Schlafen, oder so, und Auto ist einfach reingefahren. Es war ein kleines Haus. Baracka ne? Und das Auto ist reingefahren, die mussten das verkaufen und von eine albanisches Dorf sind die zu eine anderen albanisches Dorf gezogen. Da haben die dieses Platz bekommen und dieses Baraka von Stadt, weil dieser Unfall so ein Unfall war und die haben sozusagen in die Divljo Naselje diese Baracke bekommen. Die mussten was dazuzahlen und so weiter und dann so hat sich dann erledigt und dann die waren da. Fünf Jahre glaube ich, bis 1990 bis 1995-96, und dann sind wir bei Banovo Trlo haben wir großes Haus da.
Speaker 1 [00:26:43]
Okay. Dann. Deine Eltern. Deine Mutter. Woher stammt sie?
Speaker 2 [00:26:55]
Dies aus Serbien. Die Stadt Bujanovac. Die kommt aus Serbien. Also Roma Romani aus Serbien.
Speaker 1 [00:27:06]
Okay. Wie war dein Verhältnis zu deinen Eltern?
Speaker 2 [00:27:13]
Boah. Wie gesagt, die waren arbeiten. Und wenn ich sage, die waren arbeiten. Das war jetzt nicht so, dass die jetzt jetzt morgens gehen und abends kommen. Das war ja so, dass die jetzt ein Tag gehen und die 1 bis 2 Monaten nicht da sind. Ja, weil die haben ja dann Arbeiten in Serbien gehabt, die haben da gearbeitet und die mussten ja dableiben, weil das war so Entfernung von 150 Kilometer, 200 Kilometer ungefähr.
Speaker 1 [00:27:45]
Was haben die gearbeitet?
Speaker 2 [00:27:48]
Ja, mein Vater hat da Kontakten gekriegt, wo der Leute gesammelt habe, hat, und die da [Speaker 1: Auf den Felder] genau. Auf dem Feld Arbeit.
Speaker 1 [00:27:59]
Also in der Sommerzeit. Saisonarbeit.
Speaker 2 [00:28:01]
Ja, ja. So, so, Frühling, Sommerzeit und so, so, ab April bis September.
Speaker 1 [00:28:11]
Und da waren die schon lange Zeit weg. Und ihr wart mit deiner Oma die ganze Zeit.
Speaker 2 [00:28:16]
Genau. Und mein Opa? Also mit meinen Großeltern.
Speaker 1 [00:28:25]
Waren die nur einmal im Jahr weg oder mehrmals im Jahr.
Speaker 2 [00:28:28]
Das war so mehrmals. Also kann man so sagen so von April bis September war diese Saison. Und dann geht da gehen sie zum Beispiel April, da kommen die Ende Mai, da bleiben die wieder zwei, drei Wochen, dann gehen die Ende Mai, kommen die, keine Ahnung. Juli. Also so zwei, drei Perioden, würde ich mal sagen mal zwei Monaten. So. Aber die waren immer ab und zu da und dann wieder nicht und dann wieder da.
Speaker 1 [00:28:57]
Und im Winter haben sie gar nicht gearbeitet?
Speaker 2 [00:28:58]
Nein. Winter, waren wir dann alle zusammen zuhause. Genau.
Speaker 1 [00:29:02]
Okay. Und dann, als du ein bisschen größer geworden bist, in welcher Schule bist du dann.
Speaker 2 [00:29:12]
Ich bin in diese Schule bis achte Klasse gegangen und dann bin ich in eine technische Hochschule. Nace Bugjoni heißt das bei uns in [Ortsname]. Da war auch so gute drei, vier Kilometer entfernt von meinem Haus. Da bin ich dann vier Jahre dahin gegangen.
Speaker 1 [00:29:33]
Und was ist das für Berufsrichtung?
Speaker 2 [00:29:36]
Das war Richtung Informatiker und Elektrotechnik.
Speaker 1 [00:29:42]
Beschreibe mal die Zeit, wo du warst in der Schule.
Speaker 2 [00:29:44]
In die technische Hochschule? Ja, das war so Teenagerzeiten. Wie gesagt, ich war bis siebte Klasse in der Schule, war sehr gut, sehr gut. Danach die Klasse war so breakdown, aber richtige breakdown. Ich war so und bei uns ist fünf beste Note. Ich war bis siebte Klasse habe ich nur Fünfer gehabt, nur fünf war egal welche Fach das war, ich hatte nur Fünfer. Und kannst du dir vorstellen, achte Klasse erste halbes Jahr alle eins. Ja auch Sport und so Sachen so alle eins einfach. Weil ich mich ganz komisch verhalten habe, keine Ahnung. So Pubertät, Teenager ne, und dachte ich mir, ist, scheiss drauf. Aber dann zweites halbes Jahr achte Klasse habe ich gemerkt, das geht so nicht. Ich muss so wie mein Leben weitermachen, dann mein Vater auch. Hat er gesagt dann, das geht so nicht. Ja, entweder machst du was jetzt, oder halt, kommst du mit mir auf dem Feld arbeiten. Und das wird er nicht. Das wirst du nicht machen. Dann habe ich mir auch so überlegt, das geht auch nicht. Und dann habe ich zweite, zweite Jahren, zweite Hälfte von dem Jahr, habe ich bisschen Gas gegeben, habe ich meine Noten verbessert und dann weiß ich, was ich dann zwischen diese Zeit nach meine 8. Klasse, also 7. – 8. Klasse war ich euch sehr sehr aktiv für eine Roma Organisation bei uns in [Ortsname]. Und da habe ich dann dann war ich als Volunteer. Und dann nach der achten Klasse. Da war ein Seminar in der Schweiz nur für Roma Kinder. Ganze dann von ganz [Speaker 1: Europa?] ganze Land. Ne, nur Mazedonien. Und dann haben die sie so ausgesucht. Und weil diese Organisationen war noch paar andere Kinder, haben die mich mitgenommen und dann ich hatte, ich habe keine Zeit gehabt, mich bei dieser anderen Schule anzumelden. [Zustimmendes Geräusch Speaker 1] Genau. Und dann war ich spät dran. Aber die wussten ja, weil ich ja vorher Bescheid gesagt habe. Ich will in die und die Schule, aber weil ich Roma-Kind bin, keiner hat sich gejuckt. Die haben nicht so viel gemacht. Und dann musste ich dann wieder die alle Sachen von Anfang an da, weil du brauchst ein Zeugnis, dann Geburtsurkunde und noch ein paar Sachen Dokumenten für die Anmeldung für die andere Schule. Ich habe die Sachen vorher gegeben und die haben sich gekümmert und haben die gesagt, „Ja jetzt hast du Pech. Warum warst du in der Schweiz?“
Speaker 1 [00:32:30]
Du bist nicht angemeldet?
Speaker 2 [00:32:31]
Genau. Ich so, hey, das geht so nicht. Ich will doch meine Schule weiter machen. Dann haben wir mit mit. Dann habe ich mich. Dann. In dieser Organisation gemeldet und habe gesagt das geht so nicht. Und dann haben die mir auch ein bisschen geholfen und das war jetzt durch Kontakten sozusagen.
Speaker 1 [00:32:49]
Bist du doch dann angenommen worden.
Speaker 2 [00:32:51]
Genau. Die haben dann gar nicht geguckt, ob ich, ob ich für diese Richtung (Mazedonisch: Smer) Richtung, für diesen Beruf, die, die Zeugnisse genug habe, die Quote ne. [Speaker 1: Aha okay] Weil bei uns war das so, wenn du diese Quote zum Beispiel erreichst oder diese bis diese Quote, dann darfst du, dann bist du ein Kandidat. Genau. Und dann bin ich, glaube ich, eine Woche später in Schule gegangen, weil ich war nicht angemeldet. Ja. Wie gesagt, leider war ich Teenager, war die Schule ein bisschen,
Speaker 1 [00:33:26]
Aber dieser Roma Verein, die haben dir geholfen, dass du doch angemeldet bist.
Speaker 2 [00:33:29]
Genau.
Speaker 1 [00:33:30]
Und dann haben sie auch noch nicht mal darauf geguckt, ob du die Quote erfüllst.
Speaker 2 [00:33:34]
Genau. Genau.
Speaker 1 [00:33:35]
Ach. Okay.
Speaker 2 [00:33:37]
Und ja wie gesagt, ich bin dann irgendwie eine Woche später dahingegangen und ja. War ganz normale Klasse. Da waren nur, nur Jungs.
Speaker 1 [00:33:47]
Nur Jungs?!
Speaker 2 [00:33:47]
Nur Jungs. 33, glaube ich. War nur Jungs.
Speaker 1 [00:33:50]
Waren auch Roma Jungs da.
Speaker 2 [00:33:54]
In meine Klasse nicht. Da waren auch drei Klassen glaube ich. Ob da Jungs waren? Ich meine. Stimmt. Da war ein Junge, der war. Das war also Technische Hochschule. Da war aber auch Medizin war auch [Speaker 1; am selben Gebäude] Am selbe Gebäude. Genau. Da war auch eine junge. Roma Junge da. Und ich glaube wir waren nur zwei. Oder drei. Zwei oder drei mehr war das nicht auf jeden Fall.
Speaker 1 [00:34:27]
Wie viele Anwohner hat die Stadt [Ortsname]?
Speaker 2 [00:34:32]
Boah. 100.000?
Speaker 1 [00:34:35]
100.000?
Speaker 2 [00:34:36]
100, 110.
Speaker 1 [00:34:38]
Okay. Und Prozent? Wie viele Roma?
Speaker 2 [00:34:45]
Gute 25? 30 % Roma.
Speaker 1 [00:34:47]
So viel. Oh, und von diesen 30 % gab es in dieser Schule nur zwei Roma Jungs?
Speaker 2 [00:34:56]
Ja, In [Ortsname], es gibt zwei, zwei Roma [Speaker 1. Siedlungen] genau, so die eine ist Sredorek* die eine ist Baracke. Sredorek ist viel größer als Baracke ne. Und ich weiß es nicht. Ich habe jetzt keine Zahlen im Kopf. Da leben wirklich viele, viele Roma. Sehr viele, sehr viele Kinder auch.
*(Sredorek ist eine sehr große Roma Siedlung in [Ortsname]. Die zweitgrößte nach „Šutka“ eigentlich Šuto Orizari in Skopje. Der Name Sredorek heißt übersetzt „Zwischen zwei Flüsse“ was die Lage der Siedlung beschreibt und wo es sehr oft Überschwemmungen gibt)
Speaker 2 [00:35:15]
Ab 2000 oder 2002 und drei, dann haben angefangen die die NGOs ne aktiv zu werden und dann haben die Kinder dann okay, Kindergarten, dann die haben die sozusagen unterstützt. Ja und jeden zu jedem nach Hause gegangen und gesagt: Hey, hör mal zu, dein Kind muss Kindergarten oder Schule halt, oder ne. Und so hat das angefangen, dann irgendwann mal später, das hatte auch ein bisschen gedauert, aber später kamen dann die ganze, ganze Roma Kinder in der Schule dann. Ja und jetzt habe ich mitbekommen, letztes Jahr waren über 50 Kinder in einer Generation in einem Jahr. Roma Kinder.
Speaker 1 [00:35:50]
Die dann den Abschluss gemacht haben?
Speaker 2 [00:35:51]
Ja, ja.
Speaker 1 [00:35:53]
Auch akademische Abschlüsse?
Speaker 2 [00:35:54]
Akademischen? Ne, nein, noch nicht.
Speaker 1 [00:35:57]
Aber normale Schule? Schulabschluss oder Berufsabschluss?
Speaker 2 [00:35:58]
Normale Schule. Genau wie jetzt vergleichen zwischen meinen Zeiten, wo ich in der Schule war, zum Beispiel die ersten fünf Klassen und jetzt die letzte fünf Jahre. Da sind viel mehr Roma Kinder als noch in 2000 waren. also 2000 zwischen 2001 und 2005. Und wie gesagt, ich kann sagen, dass ich zwischen 2001 und 2005 waren vielleicht zehn Roma Kinder in der Schule und jetzt sind die bestimmt gute 50 bis 70 Roma Kinder in der Schule. Ja.
Speaker 1 [00:36:31]
Eine sehr positive Entwicklung.
Speaker 2 [00:36:34]
Ja. Sehr, sehr positive Entwicklung.
Speaker 1 [00:36:36]
Okay, und? Gab es da auch Auseinandersetzungen mit den Gadje?
Speaker 2 [00:36:45]
In technische Hochschule? Tatsächlich nicht. Da habe ich keine Probleme gehabt. Ne.
Speaker 1 [00:36:55]
Okay.
Speaker 2 [00:36:55]
Da habe ich keine Probleme gehabt. Ich glaube, das war. Das war der Punkt, wo wir bisschen erwachsener waren. Glaube ich. Und ja. Wenn der passt, dann passt der nicht. Dann ist halt so. Ne.
Speaker 1 [00:37:11]
Also später da, dann die Nationalität nicht so große Rolle.
Speaker 2 [00:37:13]
Nicht so groß. Ja.
Speaker 1 [00:37:16]
Und dann irgendwann mal hast du geheiratet?
Speaker 2 [00:37:22]
Ja.
Speaker 1 [00:37:23]
Wie ist denn dazu gekommen?
Speaker 2 [00:37:28]
Tja. Das weiß ich auch nicht. Nein spaß. Dazu ist gekommen das ich, ähm
Speaker 1 [00:37:36]
Ihr habt euch kennengelernt?
Speaker 2 [00:37:37]
Ja, wir haben uns kennengelernt und wir waren auch lange zusammen. Also. Ja, mehrere Jahren, will ich mal sagen und meine, ich habe zu Hause gelebt in Mazedonien und meine, meine Frau, die ist in Deutschland geboren und die hat hier Schule gemacht und so weiter, und wir konnten es einfach nicht. Wir konnten einfach nicht zusammen sein, die ganze Zeit. Und dann war es ab und zu das die noch nach Mazedonien kommt. Und so weiter und so fort. Und das hat es ungeheuer gestört. Wir wollten dann zusammen sein. Und dann haben wir irgendwann mal entschieden okay, lass uns zusammen durchziehen. Genau.
Speaker 1 [00:38:18]
Wie alt warst du, als ihr geheiratet habt?
Speaker 2 [00:38:21]
Ich war 22, oder ja 21 oder 22. Ne 21 war ich und 22 war ich Vater schon.
Speaker 1 [00:38:37]
Und wie alt war deine Frau?
Speaker 2 [00:38:39]
Die war 19. Die ist zwei Jahre älter als ich.
Speaker 1 [00:38:42]
Jünger?
Speaker 2 [00:38:43]
Jünger, Entschuldigung. Jünger.
Speaker 1 [00:38:50]
Dann bist du ja nach hier gekommen. In welchem Jahr war das?
Speaker 2 [00:38:57]
2016
Speaker 1 [00:39:00]
16?
Speaker 2 [00:39:00]
Ja. Wir haben 2017 geheiratet. Oder? 2017 gheiratet. Genau. Am an mein Geburtstag 2017 28.12. haben wir geheiratet.
Speaker 1 [00:39:17]
2017?
Speaker 2 [00:39:19]
Ja. [kurze Pause]
Speaker 1 [00:39:23]
Das sind sechs Jahre her. [kurze Pause]
Speaker 2 [00:39:28]
Ja.
Speaker 1 [00:39:30]
Das heißt, du bist vor sechs Jahren gekommen?
Speaker 2 [00:39:32]
Genau das ist das siebte Jahr jetzt offiziell. Ja.
Speaker 1 [00:39:36]
Und du sprichst schon so deutsch.
Speaker 2 [00:39:40]
Ist das jetzt ein Kompliment? Oder ist es jetzt so wie bei den Deutschen [beide lachen]
Speaker 1 [00:39:44]
Nein, im Ernst. Konntest du denn überhaupt deutsch als du nach hier kamst?
Speaker 2 [00:39:49]
Nein, ich konnte Englisch. Gut, würde ich mal sagen. Durch Schule und die die ganzen Seminare, was ich gemacht habe, danach. Und ja, ich bin dann nach hier gekommen, und die ganze Papierkram, deutsche Behörden. Und so weiter und so fort. Und dann habe ich gesagt, ich will in mein Leben was machen. Ich will eine abgeschlossene Ausbildung haben, weil die Schule, was ich in Mazedonien gehabt haben muss, musste ich erst mal anerkennen lassen. Und das hat Ewigkeiten gedauert. Dann habe ich gesagt, Dann fange ich schon von Anfang an, dann mache ich, was mache ich hier. Und da haben die gesagt okay, du musst Deutschkurs machen und dann ja habe ich gefragt Was muss ich genau haben? Da haben die gesagt B1 reicht es nicht, muss B2 machen. Und dann musste ich zur Schule gehen und dann war ich fast ein Jahr in einem Deutschkurs. Da habe ich meinen B2 gemacht. Abgeschlossen und dann habe ich direkt meine Ausbildung angefangen.
Speaker 1 [00:40:57]
Ausbildung als was?
Speaker 2 [00:40:58]
Als Elektriker, für Energie und Gebäudetechnik
Speaker 1 [00:41:04]
Okay. Jetzt hast du das abgeschlossen?
Speaker 2 [00:41:07]
Jetzt habe ich meine Ausbildung abgeschlossen. Und jetzt arbeite ich als Elektriker. In einer Firma. In [Stadt 1 in Deutschland].
Speaker 1 [00:41:13]
Aha. Deine Frau? Ja. Ihr habt ja nicht in einer Stadt gelebt. Also muss der viel miteinander schreiben. Auf welche Sprache habt ihr geschrieben?
Speaker 2 [00:41:29]
Das war so Multikulti. Englisch, Romane. Ein bisschen Deutsch hat mir beigebracht, Immer. Ich habe ihr Ex-Yu beigebracht. Serbisch. Mazedonisch. Das war wirklich so.
Speaker 1 [00:41:42]
In vier Sprachen? In vier Sprachen habt ihr geschrieben?
Speaker 2 [00:41:45]
Ja. Ja. So ein paar Minuten, so paar Minuten, so, oder reden wir So, jetzt reden wir so? Ja, das war [unverständlich]
Speaker 1 [00:41:51]
Ihr habt auch Englisch miteinander gesprochen?
Speaker 2 [00:41:53]
Ja, das war. Das war lange Zeit, wo wir nur Englisch gesprochen und geschrieben haben. Ja.
Speaker 1 [00:42:00]
[lacht] Interessant. Okay. Jetzt wart ihr hier. Und ihr müsstet ja die ganzen Unterlagen für Heirat und Standesamt machen. Und diese ganze Sache. [Zustimmendes ja Speaker 2] Gab es da irgendwelche Vorfälle, wo du sagst. Was ist das jetzt? Verstehe ich jetzt nicht. Warum?
Speaker 2 [00:42:27]
Das waren ein paar Sachen, wo ich als negativ sehe und als Diskriminierung. Hier zum Beispiel war die Sache, wo wir uns, wir mussten ja heiraten. Offiziell hier in Deutschland. Und wir sind da zum Standesamt gegangen und sagen, wir wollen heiraten, wollen Termin und so weiter. Und was müssen wir da machen? Und Unterlagen, was brauchen wir da alles? Und da war eine Frau, Mitte 30, würde ich mal sagen, deutsche Frau. Und die noch paar Minuten haben mir gesagt, sie gehen jetzt raus. Genau, ich soll meine Frau alleine da lassen. Und ich wusste ja nicht, was sie vor hat. Ich bin einfach draußen gegangen und danach habe ich erfahren, dass die meiner Frau gesagt hat wenn wir lügen und Tricks machen, die wird dann bestraft mit Geld. Und sogar Gefängnis, glaube ich, war das. Die hat irgendwie so gedroht. Und dann ist meine Frau nach Draußen gekommen und hat angefangen zu weinen, und alles zu erzählen. Und wir wussten nicht, was wir machen. Da sind wir so. Ich weiß was der da ist. Ein Teamleiter oder so ist er da. Da sind wir bei dem gegangen, haben wir alles erzählt, was passiert ist. Und dann natürlich hat er seine Mitarbeiterin geschützt, also in Schütz genommen, hat er gesagt okay, dann nehme ich dann die Sache jetzt weiter und mache wir dann wir zusammen. Und dann hat das geklappt dann. Also das habe ich als negative Erfahrung, jetzt bei [unverständlich]
Speaker 1 [00:44:03]
Und, weil der
Speaker 2 [00:44:06]
Und da waren, Entschuldigung, da waren irgendwann Fragen gestellt zu meiner Frau zum Beispiel, ob ich jetzt keine Ahnung körperliche Merkmale habe, wo, wo keiner das sehen kann und so sozusagen, die hat ja Beweise gesucht, ob das wirklich stimmt, ob wir das tun, ob wir wirklich zusammen sein wollen oder zusammen sind. Und das waren so Privatsphäre und so und die war auch schwanger ne. Ja.
Speaker 1 [00:44:30]
Obwohl deine Frau schwanger war und sie es gesehen hat, dass sie ja quasi zusammen seid, hat sie diese Fragen gestellt?
Speaker 2 [00:44:38]
Genau. Genau. Die hat trotzdem diese Fragen gestellt. Obwohl meine Frau schwanger war. Die hat gesagt, trotzdem du gehst jetzt raus. Ich konnte ja nicht so gut Deutsch. Ich habe nur paar Worte verstanden. Damals habe ich noch nicht meine Schule angefangen, weil ich ja nicht offiziell hier gewohnt, gelebt habe. Und da habe ich ja versucht, auf Englisch zu reden. Die hat mit mir ein paar Sätze auf Englisch geredet und wo ich gesehen habe, dass ich Englisch kann und gut reden kann um meine Rechte und oder mich verteidigen kann. Die hat gesagt jetzt ne, auf Deutsch ich, ich rede jetzt kein Englisch mehr. Ja, ja, ich kann kein Englisch jetzt mehr. Und du gehst jetzt raus. Und ich musste rausgehen. Von diese, es war so ein Raum. Und dann hat die angefangen solche Fragen zu stellen. Und ja, meine Frau war schwanger und ja, das war auch nicht so ganz bewusst, weil die haben uns ja mitgenommen und sozusagen gefahren und nur Fragen gestellt und mussten nur antworten und hat alles einfach, geantwortet. Ne. Obwohl sie das nicht wollte. Solche Fragen.
Speaker 1 [00:45:52]
Also, das hast du alles als als Schikane empfunden. [Zustimmendes Geräusch Speaker 2] Okay.
Speaker 2 [00:45:58]
Genau.
Speaker 1 [00:46:00]
Was ist denn deine Frau für ein Typ so? Beschreib sie mal.
Speaker 2 [00:46:08]
Die ist ein sehr ruhiger Typ. Mit sehr viel Geduld. Tja. [kurze Pause]
Speaker 1 [00:46:20]
Okay.
Speaker 2 [00:46:21]
Und da wäre mehr [kurze Pause]
Speaker 1 [00:46:26]
Was für Charaktereigenschaften hat sie?
Speaker 2 [00:46:29]
Die sehr kreativ, sehr kreativ, sehr schlau, intelligent. Wie gesagt, hat viel Geduld, Geduld, die kann sehr gut mit Menschen umgehen. Und ich finde das sehr gut, dass sie wirklich kreativ ist und mit Menschen, mit Menschen umzugehen und die, die sie versteht, auch. Wie soll ich das sagen?
Speaker 1 [00:46:54]
Hilfsbereit?
Speaker 2 [00:46:55]
Genau, hilfsbereit. Genau die, die kann. Die kann jederzeit mit jeden reden und verstehen und hilfsbereit sein. Und,
Speaker 1 [00:47:06]
Okay. Ihr habt jetzt zwei Kinder.
Speaker 2 [00:47:11]
Ja, wir haben zwei Kinder.
Speaker 1 [00:47:14]
Was ist denn für dich jetzt wichtig, was du zum Beispiel von deinen Eltern bekommen hast? Dass du deinen Kindern weitergibst.
Speaker 2 [00:47:32]
Jetzt geht es um die Erziehung, oder jetzt generell?
Speaker 1 [00:47:36]
Um Erziehung der Kinder, natürlich. Aber was ist dabei für dich wichtig? Was? Was sollen deine Kinder von dir, von deiner Frau mitbekommen, wie sie aufwachsen sollen?
Speaker 2 [00:47:51]
Das war so bei mir jetzt. Das war so früher, dass wir jetzt frühstücken, zusammen frühstücken, Mittagessen, um diese Uhrzeit. Wir sind alle da. Abendessen dann und dann.
Speaker 1 [00:48:03]
Zusammen essen.
Speaker 2 [00:48:04]
Genau. Zusammen essen. Wir sind zusammen. Wir reden zusammen. Wir haben Spaß zusammen zu Hause. So Filme gucken, Fernsehen gucken zusammen. Und das. Das versuche ich. Will ich meine Kinder auch so weit bringen, dass wir als Familie zusammenhalten und immer mehr als meistens Zeit zusammen verbringen.
Speaker 1 [00:48:23]
Und. Ich weiß, dass bei sehr vielen Roma dieser Respekt für Ältere, diese sich benehmen, sehr große Rolle spielt.
Speaker 2 [00:48:37]
Ja, das liegt an der Erziehung von den Älteren sozusagen. Ich war so erzogen, dass ich jetzt, dass ich Respekt von Älteren ältere Leute habe und ne, und keine Widerworte oder so und so ältere oder wenn ältere Personen reinkommt, muss du aufstehen, damit er Platz hat zum sitzen und so weiter. Und das will ich auch meinen Kindern beibringen. Und auch ein sehr wichtiger Punkt bei mir ist die Tradition, die Roma Traditionen, Roma Kultur würde ich mal sagen generell. Das die wissen, dass wir Roma sind und bei uns Roma, das geht so und so und so. Ob das jetzt richtig ist oder falsch. Ich bin ja so groß geworden und ich will das weitergeben, weil bei mir war nur positiv. Also mit, mit Sachen, waren kein negativer Einfluss.
Speaker 1 [00:49:21]
Ich meine, die Kultur und Tradition kann nicht richtig oder falsch sein, die ist so und so und fertig. Genau. Okay. Was ist deine Meinung nach, der Unterschied zwischen deinem Heimatland, wo du jetzt herkommst, [Ortsname], Mazedonien und hier. Was ist so, das, was dir sehr gut gefällt. Oder auch Sachen, die dir nicht so gut gefallen?
Speaker 2 [00:49:57]
Also jetzt Unterschied zwischen
Speaker 1 [00:49:58]
Unterschied, ja.
Speaker 2 [00:50:00]
Ja, ich bin in Mazedonien so groß geworden. Das sind meine Eltern da, meine Familie, mein Haus, ist da, meine Straße, man meine Nachbarn, meine Freunde, meine beste Freunde sind da. Das ist, das ist der Unterschied. Hier habe ich das halt nicht. Ich habe meinen Nachbarn nicht, die sich ja in Mazedonien zum Beispiel haben. Und da ist ein großer Unterschied. Nee, die Nachbarn zum Beispiel. Nachbarschaft zuhause ist was ganz anderes. Und die ist was ganz anderes. Die Distanzierung zwischen Nachbarn zum Beispiel hier ist anders als in Mazedonien.
Speaker 1 [00:50:37]
Ist das hier größer?
Speaker 2 [00:50:40]
Genau. Also in Mazedonien ist viel enger.
Speaker 1 [00:50:43]
Das Zusammenleben?
Speaker 2 [00:50:44]
Zusammenleben genau, egal was ist, wir sind da zusammen als Nachbarn. Wenn was passiert, auf die Straße? Keine Ahnung. Jetzt. Wir sind zusammen. Genau. Da sind ja alle da. Egal ob das Schlimm ist oder gut ist, egal ob das Feiern ist oder oder Probleme. Die waren immer da [unverständlich]
Speaker 1 [00:51:03]
Deine Nachbarn sind nicht Roma, hast du am Anfang gesagt?
Speaker 2 [00:51:06]
Gar keine.
Speaker 1 [00:51:07]
Okay,
Speaker 2 [00:51:08]
Also die, die links und rechts von meinem Haus gegenüber keine Roma
Speaker 1 [00:51:11]
Und alle wissen auch, dass ihr Roma seid.
Speaker 2 [00:51:13]
Genau. Von Anfang an.
Speaker 1 [00:51:14]
Und das ist also möglich, dass Roma und nicht Roma zusammenleben und auch friedlich sich respektieren. Und
Speaker 2 [00:51:25]
Wenn ich jetzt noch nach Mazedonien gehe, also nach Hause fahre oder fliege, Wenn ich auf meine Straße ankomme. Wenn ich meine Nachbarn sehe die, die, die. Gibt es Leute, die jetzt weinen? Die, die genau umarmen?
Speaker 1 [00:51:43]
Die umarmen dich.
Speaker 2 [00:51:43]
Genau. Die kommen, ey gut, dass du wieder zurück bist. Gut dass du hier bist.
Speaker 1 [00:51:47]
Okay?
Speaker 2 [00:51:48]
Ja.
Speaker 1 [00:51:51]
Und auf der anderen Seite gibt es ein paar, die sehr zurückhaltend sind und die wollen mit Roma nichts zu tun haben.
Speaker 2 [00:51:59]
Ja, da gibt es auch welche.
Speaker 1 [00:52:01]
Okay, wie würdest du sagen jetzt im Nachhinein, Du weißt ja, du hast mit diese NGOs auch zusammengearbeitet. Wie ist denn so die allgemeine Stimmung von Gadje zu Roma? Haben da die Roma bestimmte Rechte, die sie haben müssen? Oder ist das doch eingeschränkt? Oder erfahren die Roma Benachteiligung, weil sie Roma waren? Oder ist das individuell Personen abhängig?
Speaker 2 [00:52:42]
Doch die erfahren, dass die das die die die, die merken das schon. Okay, ich bin Rom. Ich darf diese Sachen nicht machen oder halt haben.
Speaker 1 [00:52:51]
Welches Sachen dürfen Sie nicht haben?
Speaker 2 [00:52:54]
Ja. Generell würde ich mal sagen. Wenn jetzt das war so früher, dass wir zum Beispiel wir waren es, und wir waren eine Gruppe. Roma Kinder mit 16, 17. Und ich wusste es, wenn ich dieser Bar gehe, die wollen keine Roma da haben, Ja, die werden ganz besonderes uns. So zu gucken, eine ganz besondere Sache sagen und so ne. Oder sagen „Wisst ihr was? Geh einfach raus.“ Wir wollen hier keine Roma haben“ Und solche Sachen zum Beispiel. Oder? Keine Ahnung.
Speaker 1 [00:53:35]
Das gibt es? Dass es Cafés gibt, wo die sagen, nur für [unverständlich]
Speaker 2 [00:53:40]
Früher auf jeden Fall. Wo ich Teenager war. Früher war. Ich wusste es. Diese Café gehen wir nicht. Wollen keine Roma haben. Wir wollen keine Probleme haben.
Speaker 1 [00:53:46]
Oh okay.
Speaker 2 [00:53:48]
Oder halt die kommen, oder, ich habe viel erfahren, wo ich damit andere Jungs waren, die nicht Roma waren. Einfach am Kaffeetrinken chillen. Und dann kommen Roma Truppe und sagen ne, ihr muss jetzt rausgehen, obwohl ich Roma war und ich bin ja da.
Speaker 1 [00:54:04]
Schon drin.
Speaker 3 [00:54:05]
Die wissen ja, aber ich bin in einer Gruppe, die nicht Roma ist. Mit Gadje. [Zustimmendes Geräusch Speaker 1] und ich darf dann ja, weil ich mit Gadje bin und dann kommen die fünf Jungs.
Speaker 1 [00:54:16]
Alle Roma.
Speaker 2 [00:54:18]
Roma, die die Romane reden. Aber sie sind ja genauso gleich sowieso wie ich oder so wie andere und nicht Roma Gadje und so. Und die sagen, ne wir wollen die nicht haben, geht einfach raus. Es gibt schon paar Unterschiede. Die, die sind schon eingeschränkt Sachen zu machen zum Beispiel. Ich weiß jetzt schon, wie jetzt da alles läuft, aber früher war das so.
Speaker 1 [00:54:47]
Und jetzt bist du ja hier in Deutschland, hast deine Ausbildung gemacht und du arbeitest jetzt auch bei diesem Unternehmen. Spielt da irgendeine Rolle, dass du Rom bist oder hast dich so gut eingelebt, dass.
Speaker 2 [00:55:08]
Ich habe versucht zu erklären. Dass ich Roma bin, also zu sagen sozusagen. Ja, erklären. Ich habe gesagt, ich komme aus Mazedonien. Ich bin aber in Rom. Die, ja die wusste ja nicht so ganz, was Rom heißt. Die haben nie einen Rom kennengelernt. Und die wusste ja nicht. Die haben gesagt, du bist auch ein Mensch, und du bleibst jetzt hier und das war’s. Das interessiert uns nicht.
Speaker 1 [00:55:33]
War das gar kein Thema, was man vertiefen sollte oder so?
Speaker 2 [00:55:39]
Naja, wie gesagt, ich habe versucht, aber ich habe gemerkt, dass die ja nicht so viel Ahnung davon haben. Nur kein Wissen davon. Und dann habe ich dann aufgehört, weil die sind ja nicht genug informiert würde ich mal sagen dafür.
Speaker 1 [00:55:51]
Okay, gut. Gibt es denn irgendein. Ein. Eine Sache, wo du sagen würdest, dass die Roma Community auch hier in Deutschland genauso aktiv, so stark ist, so wie in Mazedonien die NGOs.
Speaker 2 [00:56:18]
Nein.
Speaker 1 [00:56:19]
Nein?
Speaker 2 [00:56:20]
Noch meiner Meinung. Nein. In Balkan. Die NGOs sind viel aktiver als hier in Deutschland. Ich weiß nicht für andere europäische Länder. Aber Deutschland finde ich zu wenig.
Obwohl die viel, viel mehr Möglichkeiten haben, hier zu arbeiten. Also nicht jetzt nur für Deutschland. Die können ja von hier anderen Ländern in Balkan helfen und arbeiten und zusammen in Arbeit sozusagen helfen.
Speaker 1 [00:56:55]
Was meinst du? Woran liegt das? Haben Sie keine Zeit?
Speaker 2 [00:57:02]
Ja. Weiß ich nicht. Ich habe über so eine Frage wirklich keinen Gedanken gemacht, aber. Ich finde das traurig. Die haben. Die haben ja die Möglichkeiten hier. Die haben alles hier, was die brauchen, was die NGOs im Balkan nicht haben, sozusagen. Die haben ja viel mehr finanzielle Unterstützung aus dem Balkan, das nicht gibt. Wenn du ein Roma NGO im Balkan bist. Du hast keine Unterstützung von von Land. Du musst dann Unterstützung woanders suchen. Und das ist sehr traurig. Und die, die, die machen die aber trotzdem zuhause. Also.
Speaker 1 [00:57:41]
Okay. Gut, dann bedanke ich mich für das Interview.
Speaker 2 [00:57:47]
Danke auch.
Speaker 1 [00:57:48]
Letzte Frage noch. Gibt es noch etwas, was du sagen möchtest, was wir nicht thematisiert haben in deiner Geschichte? Erlebnis? Ereignis?
Speaker 2 [00:58:00]
Mir fällt jetzt nichts ein.
Speaker 1 [00:58:03]
Okay, dann bedanke mich für das Interview und wir treffen uns dann ein paar Tage für den zweiten Interview.
Speaker 2 [00:58:12]
Danke auch. Dann sehen wir uns.